Übersichtsarbeiten - OUP 05/2022

Gelenkerhaltende Operationen bei Arthrosen an Schulter, Hüfte und Kniegelenk
Wann ist dies angebracht und wie kommen wir zu optimalen Ergebnissen?

Für Schäden mit Faserungen, kleinen Lappen oder abgelösten Knorpelfragmenten gilt ein schonendes Debridement u./o. eine thermische Chondroplastie mit bipolaren Radiofrequenzsonden als adäquate und schonende Therapieoption [28, 129, 143]. Größere, auf den Knochen reichende Knorpeldefekte bedürfen anderer Konzepte [28]. Optionen sind knochenmarkstimulierende Verfahren wie die Mikrofrakturierung sowie zellbasierte und zellfreie Matrixverfahren. Bei der Mikrofrakturierung erfolgt nach dem Debridement eine Eröffnung des subchondralen Knochens mit Bohrern oder Ahlen. Dies setzt Schäden an der subchondralen Lamelle. Hier zeigen sich im Verlauf bildgebend eher ungünstige Veränderungen wie subchondrale Knochennekrosen, Zysten, intraläsionalen Osteophyten etc. Dazu passend findet sich auch klinisch nach wenigen Jahren eine Verschlechterung [31, 68, 85].

Gute Erfahrungen haben wir mit dem matrixgekoppelten Knorpelaufbau mit Typ 1-Kollagen gemacht. Neben zellbasierten, werden auch zellfreie Techniken verwendet. Die Matrix kann als zähflüssiges, aushärtendes Präparat in die angefrischte Defektzone eingebracht werden. Bei den zellfreien Verfahren wurde in vitro und in vivo eine Zelleinwanderung aus dem umgebenden Gewebe beschrieben [29, 122]. Eine Fallserie von Mazek et al. und eigene Nachuntersuchungen zeigen unter der Verwendung zellfreien, aushärtenden Kollagenmatrices am Knie-, Hüft- und Sprunggelenk gute Ergebnisse [11, 72, 138]. In den letzten Jahren bieten wir ebenso die matrixgekoppelte autologe Chondrozytentransplantation an. Nach der Zellentnahme in der Erstoperation ist ein Zweiteingriff zur Implantation der zellhaltigen Kollagenmatrix nötig [12, 56]. Einige Artikel zu den zellbasierten knorpelregenerativen Verfahren an Knie, Hüfte und Schulter zeigen wiederum gute erste Ergebnisse [9, 54, 81, 112]. Somit werden auch in einem Konsensuspapier der Arbeitsgemeinschaft Geweberegeneration der DGOU bei Knorpelschäden ab 1,5 cm2, insbesondere bei aktiven Menschen, zellbasierte Matrixverfahren empfohlen. Altersgrenzen wurden nicht festgelegt, vielmehr wurde sinnvollerweise auf das medizinisch relevante biologische Alter verwiesen. Die zellfreien, einzeitigen Matrix-basierten Techniken werden bei kleinen Defekten, wenn ein einzeitiges Vorgehen bevorzugt wird, oder wenn Gründe gegen eine Zellzüchtung sprechen, empfohlen [28].

Fazit

An Schulter, Hüfte und Knie zeigen korrigierende, gelenkerhaltende Operationen bei richtiger Indikation ausgesprochen gute Ergebnisse. Dabei sollten u.a. auch die Korpelschäden aufgrund ihrer Progredienz einer Therapie zugeführt werden. Am wichtigsten und als Voraussetzung für ein gutes Outcome erachten wir die Ausschaltung der zugrundeliegenden Ursache für die Gelenkschäden.

Interessenkonflikte:

L. V. von Engelhardt: Aufwandsentschädigungen für Vorträge, Beratungsleistungen und Ausbildungsveranstaltungen von der Fa. Corin.
J. Jerosch: Aufwandsentschädigungen für Vorträge, Beratungsleistungen und Ausbildungsveranstaltungen von den Firmen Corin, Lima, Implantcast und Smith&Nephew.
Beide Autoren versichern, dass keine Verbindungen mit einer anderweitigen Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder mit einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation des Themas ist unabhängig und die Darstellung der Inhalte produktneutral.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med.

Lars Victor Baron von Engelhardt

Landesklinikum Horn

Spitalgasse 10

3580 Horn

Österreich

larsvictor@hotmail.de

larsvictor.vonengelhardt@
horn.lknoe.at

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