Informationen aus der Gesellschaft - OUP 02/2022

Geschichte und Zukunft der VSOU
Chronologie und Perspektiven

Im Laufe der Jahre wurde die Tagung zur beliebten Vortrags- und Posterpräsentation für Kliniken und Praxen mit einem bunten Bild an Forschungsinformationen, klinischen Ergebnissen und Praxiserfahrungen. Inzwischen bietet das Programm in verschiedenen Themengruppen regelmäßig mehr als 200 Referate, eine große Posterausstellung mit Begehung und Prämierung und Industrieausstellung, Fortbildungskurse, Filme, Informationsveranstaltungen, Sitzungen und Arbeitskreise.

Dank der frühen Initiative der Geschäftsführung und Werbung durch die Repräsentanz des ML-Verlages stieg auch das Ausstellungsangebot rasch und bot schon 1965 die Finanzierungsbasis für die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge in einer Zeitschrift: die Geburtsstunde der Orthopädischen Praxis. Heft 1, den ersten Jahrgang der Orthopädischen Praxis in Gestalt des im September erschienenen Heftes stellte H. G. Bauer von Au zusammen. Für die Schriftleitung gewann er mit Carl R. H. Rabl von 1965–1975 eine „Quelle reicher Facherfahrung und profunden theoretischen Wissens“ [1]. Ihm folgten als Hauptschriftleiter: K. F. Schlegel 1975–1996, K. Rossak 1996–2001, dann bis 2011 weiter in der Schriftleitung, W. Siebert, 2001–2018 und seit 2018 J. Jerosch. Mit insgesamt 33 Jahren war K. Rossak am längsten in der Schriftleitung tätig [2].

1983 wurde die „Orthopädische Praxis“ zum „offiziellen Organ der VSO“ [1, 2]. Da Zeitschrift und Tagungen im gleichen Sinne wirksam sind, wurde sie zur „Klammer für das ganze Fach“ [1]. Die erste Edition der Orthopädischen Praxis endete im Dez. 2011. Seit Jan. 2012 wird sie, inzwischen im Deutschen Ärzteverlag, als Orthopädische und Unfallchirurgische Praxis (OUP) für das gemeinsame Fach fortgeführt [2].

Mit der Jahrestagung u. Zeitschrift war aus dem regionalen „Forum der täglichen Orthopädischen Praxis“, so die bescheidene Formulierung von G. Pusch 1952, eine Vereinigung mit überregionaler Bedeutung in Deutschland geworden. Der Kongress in Baden-Baden zu Maibeginn gehörte regelmäßig zur orthopädischen Jahresplanung. Die Zeitschrift hatte sich zum qualifizierten Fachblatt entwickelt.

Der Kongress war schon früh als „familiär“ empfunden worden wegen seiner Begegnungs- und Diskussionsmöglichkeiten zwischen Klinik und Praxis und der Erfahrungen mit dem Neuen aus Wissenschaft und Forschung. Auch das kulturelle und gesellschaftliche Programm und besonders das Flair Baden-Badens im Frühling sowie die Konstanz von Termin und Ort trugen dazu bei. Bei weiter steigender Teilnehmerzahl und Umfang der Ausstellung wurde ab 1988 eine Geschäftsstelle der VSO eröffnet [1].

Der Orthopädenkongress im Mai wurde zum Baden-Badener Event. Das Kongresshaus war inzwischen neu gebaut und 1968 mit der Mai-Tagung der Orthopäden eröffnet worden [1]. Anfangs war jährlich ein 1. Vorsitzender für das Vorstandsamt und als Leiter der Jahrestagung gewählt worden, musste ab 1957 vereinsrechtlich sogar notariell beglaubigt werden und wurde ab 1975 zur Vorbereitung ein weiteres Jahr im Voraus bestimmt. Ab 1982 wurde auch die Vorstandsperiode auf 4 Jahre verlängert [1]. Damit trennten sich die Aufgaben von 1. Vorsitzendem (VSO) und Präsidenten, der für den Zeitraum seiner Jahrestagung temporär Mitglied des Vorstandes wurde.

Groß ist inzwischen die Zahl der ReferentInnen, AssistentInnen, HabilitandInnen, Chefärzte/innen und Ordinarien; wohl in die Hunderttausend gehen in diesen 70 Jahren die TagungsteilnehmerInnen.

Schon früh lassen Tagungsthemen Entwicklungstendenzen der Orthopädie erkennen; bereits in den 1950er, -60er Jahren Physikalische Therapie, Sportärztekurse, Rehabilitation, Rheuma, der alte Mensch, später Sonographie und Arthroskopie; Paradigmenwandel von Behinderung zu Erkrankung, Verschleiß, Verletzung, Schmerz und Funktionsstörungen der Halte- und Bewegungsorgane. Die Jahrestagungen begleiteten die Weitung der Orthopädie zur Sportorthopädie, Rheumatologie, zur Gelenkchirurgie und Endoprothetik, Wirbelsäulenchirurgie und Querschnittsbehandlung, Arthroskopie, spezielle Hand- und Fußchirurgie, Osteologie und zuletzt in sozialmedizinische und psychosomatische Kooperationen und nun seit 2010 die Gemeinsamkeit mit der Unfallchirurgie. Ganz gegen Befürchtungen der 50er Jahre erfolgen schon jetzt zunehmend operative Eingriffe ambulant; O&U werden in Gemeinschaft oder MVZ betrieben, zukünftig ohnehin als Orthopädisch/Unfallchirurgische Praxen, meist mit differenzierter Spezialisierung.

Die Jahrestagung in Baden-Baden und die Fachzeitschrift OUP sind nicht nur Pendant zum wissenschaftlichen Kongress, sondern Partner und Ergänzung. Wandlung war stets zeitlicher Begleiter von O&U, auch in der VSO und VSOU. Unserem beruflichen Paradigma schulden wir neben der notwendigen Wissenschaft und „regelhaften Ausbildung“ auch die Erfahrungen der Praxis [7].

Dr. med. Joachim Weyrauch

Das Literaturverzeichnis
zu diesem Beitrag finden Sie auf
www.online-oup.de

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