Übersichtsarbeiten - OUP 04/2014

Gibt es eine Indikation für ein schenkelhalsteilerhaltendes Kurzschaftsystem (MiniHip) bei Patienten mit avaskulärer Femurkopfnekrose?

J. Jerosch1, C. Grasselli2, C. Kothny3

Fragestellung: In der vorliegenden Studie gingen wir der Frage nach, inwieweit ein teilerhaltendes Kurzschaftsystem eine Indikation für junge Patienten mit einer sekundären Arthrose nach Hüftkopfnekrose darstellt.

Material/Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Untersuchung wurden insgesamt 186 Patienten mit einer schenkelhalsteilerhaltenden Kurzschaftprothese prospektiv untersucht (MiniHip, Corin), die in den Jahren 2008–2010 implantiert wurden. In diesem Gesamtkollektiv fanden sich 18 Patienten mit einer sekundären Arthrose nach avaskulärer Kopfnekrose. Alle Patienten wurden standardisiert über einen vorderen Zugang operiert. Die postoperative klinische Evaluation erfolgte mittels Oxford Hip Score (OHS) und dem Hip Dysfunction Osteoarthritis and Outcome Score (HOOS). Die Untersuchungen wurden durch einen unabhängigen Untersucher durchgeführt. Daneben fanden sich standardisierte radiologische Untersuchungen mit Beurteilung der Schaftposition sowie der Grünzonen.

Ergebnisse: Sowohl der HOOS als auch der OHS zeigten einen signifikanten Anstieg von prä- zu postoperativ, der über die gesamte Zeitdauer konstant blieb. Es fand sich keine frühzeitige Lockerung des Implantats in der Patientengruppe mit avaskulärer Nekrose. Die Patienten mit einer avaskulären Nekrose erreichten tendenziell einen leicht höheren OHS und HOOS. Der Unterschied war jedoch nicht statistisch signfikant. Radiologisch fanden sich keine Auffälligkeiten, insbesondere kein Knochenverlust in den Grünzonen 6 und 7 sowie keine hypertrophen lateralen kortikalen Reaktionen.

Klinische Relevanz: Ein schenkelhalsteilerhaltendes Kurzschaftsystem scheint eine Indikation darzustellen für Patienten mit einer sekundären Arthrose nach Hüftkopfnekrose.

Schlüsselwörter: Kurzschaftsystem, MiniHip, Femurkopfnekrose

Zitierweise
Jerosch J. Gibt es eine Indikation für ein schenkelhalsteilerhaltendes Kurzschaftsystem (MiniHip) bei Patienten mit avaskulärer Femurkopfnekrose?
OUP 2014; 4:178–183. DOI 10.3238/oup.2014.0178–0183

Purpose: The purpose of the present study was to investigate the results with partial neck preserving short stem system in young patents with an avascular necrosis of the femoral head.

Material and methods: In a prospective study design a total of 186 patients with a partial neck preserving short stem (MiniHip, Corin) were evaluated. In index operation was between 2008 and 2010. 18 patients suffered form a secondary osteoarthritis due to an AVN. All patients were operated via anterior approach. The postoperative clinical evaluation was performed with the Oxford Hip Score (OHS) and the Hip Dysfunction Osteoarthritis and Outcome Score (HOOS). All examinations were performed by an independent examiner. With standardized x-rays the shaft position as well as interface abnormalities in the different green-zones were evaluated.

Results: HOOS as well as OHS showed significant improvement comparing pre- and postoperative values. There was no early aseptic loosening in the AVN group. Patients in the AVN group showed a trend for better results in both the OHS and HOOS without being significant. The were no radiological abnomalities, especially no bone loose in the green zones 6 and 7 and no cortical reaction on the lateral femur.

Conclusions: A partial neck resecting short stem seems to be suitable for patients with a secondary osteoarthritis due to an avascular necrosis.

Keywords: short stem system, MiniHip, necrosis of the femoral head

Citation
Jerosch J. Is there an indication for a partial neck preserving short stem (MiniHip) in patients with an avascular necrosis of the femoral head? OUP 2014; 4:178–183. DOI 10.3238/oup.2014.0178–0183

Einleitung

Wenn eine Femurkopfnekrose zu einer Coxarthrose führt, so sind hiervon in der Regel junge Patienten betroffen. Als ursächliche Faktoren für die reduzierte Vaskularisierung des Femurkopfs werden Rauchen, exzessiver Alkoholkonsum, unterschiedliche Fettstoffwechsel-störungen, Cortison-Therapie oder neoadjuvante Tumortherapien angesehen. Ist es einmal zur Infraktion des Femurkopfs gekommen, so steht man in einem gewissen therapeutischen Dilemma. Zum einen ist die Lebensqualität dieser Patienten durch die sekundäre Coxarthrose erheblich eingeschränkt, zum anderen handelt es sich in der Regel um jüngere Patienten, bei denen die Indikation zu einer endoprothetischen Versorgung ganz besonders bedacht werden muss.

Es gibt in der Literatur unterschiedliche Hinweise darauf, dass die hüftendoprothetische Versorgung bei Patienten mit einer avaskulären Nekrose des Femurkopfs zu schlechteren Ergebnissen führt als bei sonstigen Patienten mit einer endoprothetischen Versorgung nach primärer Arthrose [1, 2, 3]

Daneben gibt es jedoch auch durchaus optimistische Arbeiten, welche die Ergebnisse der endoprothetischen Versorgung bei sekundärer Arthrose nach Femurkopfnekrose als durchaus vergleichbar zu den Patienten ansehen, die die Endoprothese bei primärer Coxarthrose erhalten haben [4, 5, 6, 7, 8]. Die unterschiedlichsten Ergebnisse in der Literatur sind nicht immer nachvollziehbar, zum Teil mag es daran liegen, dass unterschiedlich ausgereifte Prothesensysteme verwendet wurden.

In Anbetracht des in der Regel jüngeren Alters der Patienten sucht man primär natürlich nach knochensparenden Prothesensystemen; hier haben sich in den letzten Jahren nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen mit dem Oberflächenersatz die Kurzschaftprothesensysteme bewährt.

Im Rahmen der Kurzschaftprothesensysteme gilt es jedoch, verschiedene Gruppen zu differenzieren [9]:

schenkelhalserhaltende Systeme (z.B. Silent),

schenkelhalsteilerhaltende Prothesen (z. B. MiniHip),

schenkelhalsresezierende Prothesen (z.B. Fitmore).

Die schenkelhalserhaltenden Prothesen, wie z.B. die Silent-Prothese, benötigen als Grundvoraussetzung eine gute Knochensubstanz, sodass sich bei avaskulären Nekrosen derartige Kurzschaftsysteme verbieten. Bei den schenkelhalsresezierenden Prothesen handelt es sich mehr oder weniger um Standardprothesensysteme, die evtl. etwas kürzer ausgelegt sind als die ursprünglichen Standardprothesen. Bei den schenkelhalsteilerhaltenden Prothesen bieten sich sehr viele Vorteile, was die Offset- und Beinlängenkonstruktion anbelangt [10]. Dieses ist gerade für den jüngeren Patienten ein entscheidender Faktor, deshalb gingen wir in der vorliegenden prospektiv angelegten bizentrischen Studie der Frage nach, inwieweit ein schenkelhalsteilerhaltendes Kurzschaftprothesensystem für Patienten mit einer sekundären Coxarthrose nach avaskulärer Hüftkopfnekrose geeignet ist.

Material und Methodik

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