Wissenschaft - OUP 06/2017

Göbel D, Drollinger A, Drollinger F: Reduktion der Wirbelsäulenbelastung im Golfsport, OUP 2017; 2: 100–107

4. Sechster Absatz der Einleitung

Zu der Darstellung des Autors zu der eigenen Erfindung ergeben sich Fragen: Was bedeutet: „reale, physische Balance“? Wenn das im Gegensatz zu der „Dysbalance“ der Ben-Hogan-Methode steht, dann ist hier erneut die Definition zu hinterfragen.

5. Seite 101, Abbildung 2a-b

Das Bild auf der linken wie auf der rechten Seite zeigt den gleichen Spieler, in dem Fall handelt es sich wahrscheinlich um den Autor Frank Drollinger selbst. Das Bild soll die Ansprechhaltung der „klassischen Methode“ mit ungünstigen Körperwinkeln vor allem in der BWS darstellen, das Rechte stellt dar, wie der Spieler einen langen Holzstab o.ä. am Rücken entlang hält und soll die Ansprechhaltung der Free-Release-Methode darstellen. Die Arme hängen nicht herab wie in Bild 2a.

Ein Vergleich dieser beiden Bilder mittels Winkelmessungen ist nicht aussagekräftig. Daher beweist es keinen Vorteil der Free-Release-Methode, denn beide sind gestellt. Es ist gängige Praxis, Spielern mit ungünstigen Haltungen durch diese Stabübung die korrekten Positionen zu zeigen. Diese Übung habe ich z.B. im Golfmagazin in meiner Serie im Jahre 2010 veröffentlicht.

6. Seite 101 Absatz Methode

In wissenschaftlichen Studien werden normalerweise die Probanden nach ihren individuellen persönlichen wie den golferischen Leistungsparametern aufgelistet. Hier wird von „1050 Golfern im Alter von 18–85 Jahren unterschiedlicher Leistungsqualitäten“ gesprochen. Das erscheint mir für eine wissenschaftliche Studie nicht ausreichend. Da der Zeitraum für diese Studie sehr lang ist, bitte ich um Nachweis, ob die Teilnehmer alle – wie im 1. Absatz Seite 102 behauptet – den gleichen Fragebogen ausgefüllt haben.

Zudem bezweifle ich ebenso, dass die angegebenen Messungen und Schwunganalysen in dem Zeitraum immer vergleichbar gewesen sind.

Das gleiche gilt für den im weiteren Verlauf der Seite angeführten Capri-Test, mit dem laut Aussage alle 1050 Probanden getestet worden sind. Der angeführte Capri-Test ist mir nicht bekannt, er ließ sich auch nicht durch Suchen im Internet als eine wissenschaftlich geeignete Methode für solche Untersuchungen finden. Ich bitte daher um eine bessere Beschreibung und die Validität des Testes.

7. Im zweiten Absatz der zweiten Spalte auf Seite 102 wird der Testverlauf folgendermaßen beschrieben: „alle 1050 Golfer mussten ... zuerst mit einem breiteren Stand von 47–52 cm (Ben-Hogan-Golf-Methode) und im Anschluss einen engeren Stand von 25–30 cm (Core-Balance-Methode) einnehmen.“

Ungewöhnlich dabei erscheint mir im Testverlauf, allen Teilnehmern Fußstellungen aufzuzwingen, die u.U. ihren üblichen Fußstellungen nicht entsprechen.

Im oberen Absatz habe ich bereits beschrieben, dass es eine Ben-Hogan-Methode nicht gibt. In seinem Buch gibt es nirgendwo eine Forderung von einem Beinabstand von 47–52 cm. Er schreibt von einer schulterbreiten Stellung der Füße, aber er beschreibt dabei sein eigenes Spielempfinden. In modernen Golfschulen werden die Standbreiten bei den Golfschlägen unterschiedlich breit empfohlen, abhängig vom verwendetem Schläger und dem Schlag. Generell gilt das aber nur als Empfehlung, die auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Spielers angepasst wird. Ein schmalerer Stand wird aber grundsätzlich empfohlen, sobald der Golfer besondere Einschränkungen oder auch Probleme vorweisen kann.

Die ungewöhnliche Form des Testes, nämlich Spieler zu 2 unterschiedlichen Standbreiten aufzufordern, wird durch die Autoren selbst im Absatz „Ergebnisse“ mit „Musterschwüngen“ beschrieben, somit entspricht das nicht den reellen Schwüngen der Teilnehmer.

8. Seite 102 Abbildung 2 und Seite 105 Abbildung 4: In beiden Abbildungen übersteigt die Anzahl der „Dysbalance“-Golfer mit 1051 die Gesamtgröße der Probanden. Ein eindeutiger Fehler in der Studie. Zudem stellt sich Frage, ob die negativ dargestellten Winkelpositionen innerhalb der Musterschwünge gemessen wurden.

9. Seite 102 Ergebnisse, 1. Absatz

D er Aussage, dass 100 % der Golfer nicht „ihren kinematischen Bewegungsablauf“ beschreiben konnten, ist kein Glauben zu schenken. Ebenso nicht, dass sie den Namen der Golf-Methode, die sie ausüben, nicht nennen konnten. Es ist aber erneut der Beweis dafür, dass es eine Ben-Hogan-Methode nicht gibt. Jede/r Golfer/in ist in der Lage, die Golfbewegung zu beschreiben, die er/sie vollzieht. Unter Umständen nicht mit „richtigen“ biomechanischen Begriffen, aber sie können sie beschreiben. Das sie ihrem Schwung keiner Methode zuordnen können, liegt daran, dass – speziell in Deutschland – sehr selten nach einer bestimmten Methode unterrichtet wird. Denn die ausbildungsführende PGA of Germany legt Wert darauf, dass die Professionals individuell und nicht methodenbezogen lehren.

10. Seite 103 Absatz Capri-Test

Im oberen Absatz habe ich bereits den Capri Test hinterfragt, und ebenso, ob tatsächlich alle 1050 Probanden den gleichen Test unter gleichen Bedingungen durchgeführt haben.

Das Ergebnis, dass „man eine auffällig bessere Beckenrotation erkennen“ kann, ist in keiner Weise überraschend, sondern übliches Wissen, für das keine neue Methode notwendig ist. So wird grundsätzlich bei dosierten Schwüngen und vielen anderen Situationen im Golfspiel ein schmalerer Stand – im Übrigen noch schmaler als der der Core-Methode – gelehrt, weil es die direkte Beweglichkeit unterstützt.

11. Analyse Beckenstand

Wie so häufig in dieser Studie wird auch hier von 100 % gesprochen. In diesem Falle von dem Fehlen einer „realen Balance“ Der Begriff „reale Balance“ existiert nicht und es wird nicht deutlich, was damit gemeint sei. Es ist zudem aus der Erfahrung vieler anderer Studien nicht glaubhaft, dass – wie in den anderen Beispielen in dieser Studie, bei denen von 100 % gesprochen wird, es tatsächlich 100 % gewesen sein sollen.

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