Übersichtsarbeiten - OUP 02/2015

Injektionsbehandlungen bei Coxarthrose

Vorgehen: Die laterale Injektion kann unter Bildwandlerkontrolle (Einstellung p.a.) mit einer langen Nadel (70 mm) erfolgen. Dabei wird die Injektionsnadel proximal des Trochanter majors eingestochen und unter ständiger Aspiration in Richtung des Trochanter majors der kontralateralen Seite bis zum „Knochenkontakt“ vorgeschoben.

Bei beiden Injektionsverfahren ist es empfehlenswert, sich vor der Injektion das vorhandene p.a. Röntgenbild anzusehen und sich die individuelle anatomische Begebenheit vor Augen zu führen. Bei der Durchführung der intra-artikulären Injektion am Hüftgelenk weisen erfahrene Injektoren eine Erfolgsquote von durchschnittlich 77,1 % auf, diese Erfolgsrate steigt auf 88 % an, wenn der BMI der behandelten Patienten < 30 liegt [1].

Darüberhinaus bieten die Bildwandler- und CT-gestützten Injektionen gute Optionen, die Injektion sicher intra-artikulär durchzuführen.

Substanzen zur
intra-artikulären Injektion bei Coxarthrose

Lokalanästhetika

Insbesondere bei der differenzialdiagnostischen Abklärung eines Hip-Spine-Syndroms ist die Injektion von Lokalanästhetika in das Hüftgelenk sehr sinnvoll. Hierzu stehen uns verschiedene Präparate zur Verfügung, die sich hinsichtlich des Zeitpunkts, des Wirkeintritts und der Wirkdauer unterscheiden. Aufgrund der in zahlreichen Arbeiten diskutierten Chondrotoxizität von Lokalanästhetika ist eine geringere Konzentration der Wirkstoffe zu bevorzugen, ebenso ist eine häufig Wiederholung von i.a Lokalanästhetikanjektionen zu vermeiden [2, 3, 4].

Kortikosteroide

Häufig wird ein möglicher Zusammenhang zwischen einer Kortikosteroidinjektion und einem etwaig erhöhten Risiko für einen Infekt nach HTEP Implantation diskutiert. Wang et al. [5] konnten in einer aktuellen Metaanalyse hierfür keinen direkten Zusammenhang zwischen einer vorherigen Kortikosteroidinjektion und dem Auftreten eines oberflächlichen oder tiefen Infekts nach HTEP finden. Ravi et al. [6] beschrieben hingegen eine Häufung von Revisionen nach HTEP bei Patienten, bei denen in den letzten 12 Monaten vor der Hüft-TEP-Implantation eine Injektion mit Kortikosteroiden durchgeführt wurde.

Insbesondere bei einer Exzerbation von Coxarthroseschmerzen kann die Injektion von Kortikosteroiden sinnvoll sein. Aufgrund der anti-inflammatorischen Potenz ist es möglich, die zugrundeliegenden Reizzustände schnell zu adressieren. Ebenso haben klinische Studien neben der Reduktion der Schmerzen auch eine Verbesserung der Funktion und Reduktion der Steifigkeit gezeigt. Die Dauer dieser positiven Effekte ist jedoch auf Wochen bzw. Monate begrenzt [7, 8]. Hinsichtlich der Dosierung ist die einmalige höherdosierte Injektion einer Mehrfachgabe vorzuziehen. Die Anzahl der Kortikosteroidinjektionen ist aufgrund postulierter negativer Effekte auf den Gelenknorpel möglichst gering zu halten.

Hyaluronsäuren

Hyaluronsäuren haben neben der Injektion bei der symptomatischen Gonarthrose auch bei der Behandlung der symptomatischen Coxarthrose und bei Versagen der initial eingeleiteten nichtinvasiven Therapie eine valide Berechtigung [9]. Bezüglich der Anzahl und der Frequenz der i.a. Hyaluronsäureinjektionen an der Hüfte besteht bei den meisten Präparaten keine klare Empfehlung bzw. die Hersteller übernehmen die Empfehlungen, die für die Behandlung der Gonarthrose gegeben sind.

Platelet-Rich-Plasma (PRP)

Neben ersten, erfolgversprechenden, kontrollierten Arbeiten über die Wirksamkeit von PRP im Vergleich zu niedermolekularer Hyaluronsäure im Rahmen der symptomatischen Gonarthrosetherapie liegen nur sehr wenige kontrollierte Arbeiten zu dieser Substanz an der Hüfte vor. Battaglia et al. [10] konnten in einer randomisierten Arbeit zeigen, dass es zwischen einer Injektionsbehandlung mit PRP und Hyaluronsäure keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des therapeutischen Outcomes gab.

Im Rahmen der konservativen Therapie der symptomatischen Coxarthrose stehen uns mit den intra-artikulären Injektionen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die, eingebettet in ein individuelles Arthrosemanagement, eine sinnvolle Ergänzung darstellen.

Interessenkonflikt: Der Autor arbeitet neben der Tätigkeit in der orthopädischen Praxis für die Össur B.V. und hat neben der Tätigkeit in der orthopädischen Praxis bis 03/2013 für die Sanofi-Aventis GmbH gearbeitet.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Axel Schulz

Brenscheider Straße 71

58515 Lüdenscheid

orthoschulz@web.de

Literatur

1. Singh J et al. Do We Need Radiological Guidance for Intra-Articular Hip Injections? The Open Orthopaedics Journal 2014; 8: 114–117

2. Karie JC, Chu CR. Lidocaine exhibits dose- and time-dependent cytotoxic effects on bovine articular chondrocytes in vitro.Am J Sports Med. 2007; 35: 1621–7

3. Ravnihar K, Barlic A, Drobnic M. Effect of intra-articular local anesthesia on articular cartilage in the knee. Arthroscopy 2014; 30: 607–12

4. Yazdi H, Nimavard BT, Shokrgozar M et al. An evaluation of the delayed effect of intra-articular injections of lidocaine (2 %) on articular cartilage: an experimental study in rabbits. Eur J Orthop Surg Traumatol. 2014; 24: 1557–61

5. Wang Q et al. Joint infection following THA/ TKA after previous intra-articular steroid injection; Med Sci Monit 2014; 20: 1878–1883

6. Ravi B et al. Intra-articular hip injection and early revision following total hip arthroplasty: A retrospective cohort study Arthritis Rheumatol 2014; Sep 23. doi: 10.1002/art.38886. [Epub ahead of print]

7. Lambert R et al. Steroid injection for osteoarthritis of the hip: A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Arthritis Rheum 2007; 56: 2278–87

8. Kullenberg B. Intra-articular corticosteroid injection: pain relief in osteoarthritis of the hip? J Rheumatol 2004; 31: 2265–8

9. Van den Bekerom M. What is the evidence for viscosupplementation in the treatment of patients with hip osteoarthritis? Systemic review of the literature. Arch Orthop Trauma Surg 2008; 128: 815–23

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