Originalarbeiten - OUP 01/2013

Klinische Ergebnisse mit dem b-Trikalziumphosphat BETAB"SE

Aufgrund der geschilderten Nachteile wird die Suche und Forschung nach einem idealen Knochenersatzstoff schon seit Jahrzehnten betrieben. Die dabei wünschenswerten Idealanforderungen an ein Knochenregenerationsmaterial wurden bereits 1953 von Scales [14] formuliert. Dabei ist die Abbaubarkeit des KES von entscheidender Bedeutung, da ein Verbleib von Fremdmaterial im Knochengewebe möglicherweise negative Auswirkungen auf die weitere Genesung bei permanenter biofunktionaler Fremdkörperinteraktion haben kann [15]. Der Abbau des KES und die Neubildung von Knochen sollten im Gleichgewicht stehen (creeping substitution). Darüber hinaus darf das Material keine Kanzerogenität aufweisen.

Im klinischen Alltag haben sich insbesondere Kalziumphosphatverbindungen bewährt, zu denen auch das Trikalziumphosphat zählt. Das Trikalziumphosphat kann in Abhängigkeit von der Porengröße sowie der Dichte relativ schnell und vollständig vom Körper resorbiert werden, jedoch ist es weniger belastungsstabil als Hydroxylapatit. Nach vollständiger Resorption führt das Trikalziumphosphat zu einer Restitutio ad integrum.

In dieser prospektiven Anwendungsstudie wurden der klinische Einsatz des b-Trikalziumphosphat BETAB"SE der Firma Biovision anhand einzelner Falldokumentationen getestet und Resorptionszeiten mit Hilfe von nativradiologischen Verlaufskontrollen bestimmt. Dabei zeigten sich Resorptions- und Durchbauungszeiten zwischen 6 und 15 Monaten in Abhängigkeit von Defektgröße, Defektlokalisation, Menge des verwendeten Granulates, Größe der Kontaktfläche zum Knochen sowie Alter des Patienten und individuellen Regenerationsdynamik des Patienten. Nativradiologisch gab es keine Hinweise auf Osteolysen. Die Kriterien nach Osborne und Donath [15] an ein Knochenregenerationsmaterial wurden erfüllt. Ähnlich positive Ergebnisse in Bezug auf die knöcherne Integration und das Einwachsverhalten des KES zeigten sich bereits in anderen Studien über Trikalziumphosphate, beispielsweise in der Studie von Siebert et al. [16] sowie von Maus et al. [17] mit dem Knochenersatzstoff Cerasorb. Auch in der dentoalveolären Chirurgie sind gute Ergebnisse für die Anwendung von Trikalziumphosphaten beschrieben [18, 19, 20].

Die Resorbierbarkeit und osteokonduktive Eigenschaft sind auf die mikro- und makroporöse Struktur des KES zu rückzuführen. Der verwendete KES hat eine Makroporengröße von 200–1000 m m und eine Mikroporengröße von ca. 5 mm.

Eine Vielzahl an Studien existiert über die ideale Porengröße. Daculsi et al. zeigten, dass die ideale Porengröße oberhalb von 100–150 mm liegt [21] . Hingegen dokumentierten Eggli et al. ein verstärktes Einwachsen des Materials bei Porengrößen unter 100 mm [22] . Insgesamt wird allerdings eine Mindestporengröße von 200 mm empfohlen [23, 24].

Das Material ist biokompatibel und löste keine Nebenwirkungen aus. Es wird vollständig abgebaut und durch neuen Knochen ersetzt, sodass nach der Resorption von einer guten Stabilität auszugehen ist. Die langfristige Wiederherstellung der physiologischen Knochenstruktur ist insbesondere bei Kindern von Bedeutung. Zudem können die OP-Zeiten und Komplikationsraten durch die Vermeidung eines zweiten Eingriffs zur Gewinnung autologer Spongiosa optimiert werden.

Ob der gestestete KES als Trägersubstanz für osteoinduktive Proteine, wie z.B. Bone Morphogenetic Proteins (BMP), Platelet Rich Plasma (PRP) oder Andere geeignet ist und wie sich diese Faktoren auf das Verhalten des Knochenersatzmaterials auswirken, müssen weitere Studien zeigen.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Markus Lühmann

Orthopädisches Zentrum

Katholische Kliniken Oldenburger Münsterland

St. Antonius-Stift

Antoniusstraße 28, 49685 Emstek

markus.luehmann@kk-om.de

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