Übersichtsarbeiten - OUP 10/2014

Klinische Ergebnisse nach Implantation einer metaphysären inversen Kurzschaftprothese

Die Invers-Corolla besteht aus einer CoCr-Legierung und ist doppelt beschichtet. Wahlweise ist auch hier ein Schaft implantierbar. Das Humerus-invers-Inlay besteht aus ArCom Polyethylen. Die Invers-Corolla ist in 4 Größen vorhanden und das Humerus-invers-Inlay in 2 Innendurchmessern und 4 Höhen.

Der Schaft besteht aus einer CoCr-Legierung. Er ist in einen distalen polierten Teil und einen proximalen Teil mit einer porösen Titanlegierung (Ti6AL4V) aufgeteilt. Der distale Teil verfügt über seitliche Rillen, welche im Falle einer Zementierung Rotationsstabilität gewähren.

Die Glenoidbasisplatte kann sowohl im Falle einer anatomischen Totalprothese mit einem Polyethylen-Inlay als auch mit einem Kopf für die inverse Prothese verwendet werden. Sie besteht aus einer Titanlegierung (Ti6AL4V) und ist mit Hydroxylapatit und einer porösen Titanlegierung (Ti6AL4V) doppelbeschichtet. In der Mitte verfügt die Basisplatte über einen Hohlzapfen zur Knochenverankerung. Es ist möglich, eine zentrale Kompressionsschraube einzusetzen. Für 2 winkelstabile Schrauben (auch aus Ti6AL4V) sind bewegliche Positionierungsringe vorhanden. Zusätzlich sind 2 Spikes vorhanden, die optional durch 2 weitere Schrauben ersetzt werden können. Der Schraubendurchmesser beträgt 4,5 mm und die Schraubenlänge ist im Intervall von 15–45 mm in 7 verschiedenen Größen vorhanden.

Der Glenoid-invers-Kopf ist in einem Durchmesser von 36 mm und 41 mm vorhanden. Zudem ist der Kopf 3 mm lateralisiert. Er besteht aus einer CoCr-Legierung und wird zementfrei auf der Basisplatte angebracht.

Operationstechnik

Die Implantation erfolgte nach den Vorgaben des Herstellers. Der humerale Anteil wurde mit 0° Retroversion implantiert und die glenoidale Basisplatte leicht nach inferior verlagert.

Patientenkollektiv

Insgesamt wurden 82 Patienten mit 84 TESS-Schulterprothesen versorgt. Zwei Patienten wurden beidseits mit einer Prothese versorgt. Es konnten Daten von 75 Prothesen erfasst werden. Beide Patienten mit beidseitiger Prothese konnten erfasst werden. Drei Patienten waren seit der Implantation der Prothese verstorben, ein Patient konnte über einen langen Zeitraum nicht kontaktiert werden, 5 Patienten haben ihre Nachkontrollen in andern Kliniken durchführen lassen (Tab. 1).

Bei den 75 nachuntersuchten Schultern handelte es sich um 20 männliche (27 %) und 55 weibliche (73 %) Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 72,7 ± 8,9 Jahren (45–92 Jahre). 58-mal war die dominante und 17-mal die nicht dominante Seite betroffen. Der Zeitraum zwischen Operation und Untersuchung betrug im Schnitt 16,8 ± 9,8 Monate. Die Indikationen zur Implantation der TESS-Prothese ist in Tabelle 2 dargestellt. Es wurden primär 15 Patienten mit und 59 ohne Schaft versorgt. Im Verlauf wurde bei 3 Patienten ein zusätzlicher Schaft implantiert.

Klinische Scores

Zur klinischen Dokumentation wurden der Constant-Murley-Score und der DASH-Score (Disability of Arm, Hand and Shoulder Score) verwendet. Die subjektive Patientenzufriedenheit wurde mittels einer Visuellen Analogskala (0–10) ermittelt.

Komplikationen und Probleme

Es wurde in Anlehnung an Zumstein et al. [5] zwischen Komplikationen und Problemen unterschieden. So haben Probleme nicht unmittelbar einen Einfluss auf das Outcome der Patienten, wie z.B. Scapular Notching, Akromiondeformitäten oder Hämatome. Wohingegen Komplikationen das Outcome des Patienten stark beeinflussen und meistens eine erneute Operation erfordern. Dazu zählen septische und aseptische Lockerungen, Infektionen, Dislokationen, Nervenschädigungen und Frakturen.

Statistische Auswertung

Für die Auswertung der Daten wurde IBM SPSS Statistics 20 verwendet. Für die klinischen Ergebnisse wurden non-parametrische Testverfahren verwendet, da es sich in den meisten Fällen nicht um normal verteile Daten handelt. Zudem ist auch das Skalenniveau nicht intervallskaliert. Bei den radiologischen Parametern handelt es sich um parametrische Daten, da diese nach Testung im Kolmogorov-Smirnov-Test normal verteilt waren und intervallskaliert sind. Hier wurde der Student t-Test verwendet. Das Signifikanzniveau wurde auf ? = .05 gesetzt.

Ergebnisse

Der absolute Constant-Score verbesserte um 46,2 Punkte von präoperativ 8,3 Punkten auf postoperativ 54,5 Punkte (p < .001). Im relativen Constant-Score stiegen die Werte um 65,2 % von präoperativ 11,6 % auf postoperativ 76,8 % (p < .001).

Auch in Hinblick auf die einzelnen Items des Constant-Score lassen sich signifikante Veränderungen der Werte beobachten. So verbesserte sich der Parameter Schmerz um 11,5 Punkte von präoperativ 1 auf postoperativ 12,5 Punkte (p < .001). Es ließ sich ein hochsignifikanter Anstieg des Parameters Beruf von durchschnittlich 0,7 präoperativ auf 2,9 postoperativ beobachten (p < .01). Der Parameter Freizeit verbesserte sich von präoperativ 0,7 zu postoperativ 2,8 hochsignifikant (p < .01). Der Parameter Arbeitshöhe zeigte eine hochsignifikante Verbesserung von durchschnittlich präoperativ 2,6 auf postoperativ 7,5 (p < .01). Der Parameter Schlaf zeigte eine hochsignifikante Verbesserung der Werte von durchschnittlich präoperativ 0,5 auf postoperativ 1,5 (p < .01).

Die Anteversion zeigte einen hochsignifikanten Anstieg von präoperativ 1,1 auf postoperativ 7,5 Punkte um 6,4 Punkte (p < .001). Die Abduktion stieg um 5 Punkte von 0,9 auf 5,9 Punkte (< .001). Die funktionelle Innenrotation verbesserte sich hochsignifikant um 3,3 Punkte von präoperativ 0,6 auf postoperativ 3,9 Punkte (p < .001). Die funktionelle Außenrotation verbesserte sich hochsignifikant um 7 Punkte von präoperativ 0,2 auf postoperativ 7,2 Punkte (p < .001). Auch bei der Kraft konnte im Vergleich prä- zu postoperativ ein hochsignifikanter Anstieg der Werte beobachtet werden. Die Patienten verbesserten sich um ca. 2,9 Punkte von 0,01 auf 2,9 Punkte (p < .001).

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6