Übersichtsarbeiten - OUP 10/2014

Klinische und radiologische Ergebnisse bei simultan bilateraler Hüft-TEP- Implantation mit Kurzschaftprothese
Kurzzeitergebnisse bei 54 PatientenA prospective study on clinical and radiographic data of 54 consecutive patients

Kovacevic MP1, Pfeil J2, Kutzner KP1

Zusammenfassung: Mit zunehmender Verbreitung der Kurzschaftprothesen stehen diese Implantate auch zur einzeitigen bilateralen endoprothetischen Versorgung bei Patienten mit beidseitiger Hüftgelenksarthrose zur Verfügung. Die hier verwendete Kurzschaftprothese (Optimys, Fa. Mathys, Schweiz) vereint die Vorteile der minimalinvasiven Implantationstechnik mit Schonung der Muskel- und Sehnenansätze sowie dem Erhalt des femoralen Knochenstocks und präziser Rekonstruktion der Hüftgeometrie mit
einer hohen Primärstabilität. Diese Eigenschaften scheinen sie im besonderen Maße für den Einsatz bei simultaner
bilateraler endoprothetischer Versorgung zu prädestinieren. Ziel der vorliegenden prospektiven Studie ist die Sicherheit und Patientenzufriedenheit nach einzeitiger bilateraler endoprothetischer Versorgung mit einem neuen Kurzschaft.

In der vorliegenden prospektiven Beobachtungsstudie wurden von Dezember 2010 bis Juni 2012 bei 54 Patienten mit beidseitiger fortgeschrittener Koxarthrose bzw. Hüftkopfnekrose jeweils präoperativ und zu den Nachuntersuchungszeiträumen 6 Wochen, 6 Monate, 1 Jahr und 2 Jahre postoperativ objektive und subjektive Daten erfasst, als Grundlage für die Berechnung von VAS-Scores zur Gelenkzufriedenheit, Ruhe- und Belastungsschmerz und des Harris Hip Scores (HHS).

Schlüsselwörter: bilateraler Hüftgelenkersatz, Kurzschaft,
prospektive Studie, Koxarthrose

Zitierweise

Kovacevic MP, Pfeil J, KP Kutzner. Klinische und radiologische Ergebnisse bei simultan-bilateraler Hüft-TEP-Implantation mit einer neuen Kurzschaftprothese – Kurzzeitergebnisse bei 54 Patienten.
OUP 2014; 10: 456–461 DOI 10.3238/oup.2014.0456–0461

Summary: Short stem prosthesis are a modern alternative for bilateral total hip replacement. In case of bilateral
arthrosis the used short stem (Optimys, Mathys, Switzerland) can provide favourable minimal invasive implanting technique, preserving of soft tissue, sparing of bone stock and high primary stability. These features can support the
demanding perioperative management in simultaneous
bilateral hip arthroplasty.

However, as most of the short stems have only recently been put on the market there is a lack of long-term results. The aim of this study focuses on collecting prospective clinical and radiological results of 54 patients undergoing simultaneous bilateral hip replacement using a new short stem.

Materials and methods: We examined patients with bilateral arthritis of the hip or necrosis of the femoral head from December 2010 to June 2012. Harris hip score (HHS) and VAS for pain and satisfaction were assessed preoperatively as well as at 6 weeks, 6 month, 1 year and 2 years postoperatively. An X-ray of the plain pelvis was recorded at every check-up.

Keywords: bilateral arthritis of the hip, short stem, THA, total hip replacement, prospective study

Citation

Kovacevic MP, Pfeil J, KP Kutzner. Implantation of a new short stem in simultaneous bilateral hip arthroplasty – a prospective study on
clinical and radiographic data of 54 consecutive patients.
OUP 2014; 10: 456–461 DOI 10.3238/oup.2014.0456–0461

Einleitung

Die einzeitige simultane Endoprothesenversorgung einer bilateralen Koxarthrose stellt besondere Anforderungen an das perioperative Management, die verwendeten Implantate, die OP-Technik als auch an den Operateur und nicht zuletzt an die Physiotherapie. Die Orthopädische Klinik im St. Josefs-Hospital Wiesbaden hat eine langjährige Erfahrung mit der Versorgung dieser Entität, welche nach epidemiologischen Untersuchungen bei bis zu 8 % der deutschen Arthrosepatienten vorkommt [1]. Ein zweizeitiges Vorgehen, ob mit kurzem oder langem Intervall bedeutet für die Patienten eine verlängerte Hospitalisation [2, 3] sowie Rehabilitation, 2 Narkosen, 2 Operationen mit entsprechender Summierung der möglichen Komplikationen und eine längere Ausfallzeit im Beruf. Ein zweizeitiges Vorgehen zeigt schlechtere Resultate bezüglich der Gehstrecke und Gangsicherheit sowie eine höhere Komplikationsrate für lokale und systemische Ereignisse, verglichen mit der einzeitigen bilateralen Versorgung [4, 5]. Trotz der überzeugenden Datenlage gibt es vielfach Vorbehalte gegenüber dem simultanen Gelenkersatz. Häufig wird auf das erhöhte Blutungsrisiko verwiesen [2, 6]. Das Auftreten eines bilateralen Protheseninfekts ist gefürchtet, wenngleich es keine Belege für gehäuftes Auftreten bei simultanem Vorgehen gibt.

Die Einführung einer neuen Kurzschaftprothese könnte eine weitere Verbesserung der Primärversorgung dieser Patienten bewirken. Während der zementfreie Geradschaft bislang die Standardversorgung in Deutschland ist, kommen zunehmend Kurzschaftprothesen zum Einsatz. Diese machten im Jahr 2010 bereits 12 % aller zementfreien Versorgungen aus, mit einem Zuwachs von 15 % im Vergleich zum Vorjahr (BVmed). So stellen Sie schon jetzt in einigen Kliniken das Standardimplantat in der Primärendoprothetik dar. Die Argumente ihrer Anwender sind die Kombination einer minimalinvasiven Implantationstechnik, weitgehende Schonung der hüftgelenknahen Muskelansätze und knochensparende Verankerungsprinzipien als auch eine hervorragende Primärstabilität. Sie können im Vergleich zu Geradschaft-Prothesen durch ihre überwiegend metaphysäre Verankerung sowie die Schonung des Schenkelhalses die Rotationsstabilität bei vergleichbarer axialer Stabilität erhöhen [7]. Diese Eigenschaften scheinen sie im besonderen Maße zum Einsatz bei simultaner bilateraler endoprothetischer Versorgung zu prädestinieren. Bislang fehlen jedoch valide klinische und radiologische Ergebnisse sowie objektivierbare Daten zur Sicherheit und Patientenzufriedenheit. Die vorliegende prospektive Beobachtungsstudie soll die Sicherheit und Anwendbarkeit eines zementfreien Kurzschafts (Optimys, Fa. Mathys, Schweiz) bei 54 konsekutiven Patienten mit bilateraler Koxarthrose bzw. Hüftkopfnekrose analysieren.

Studiendesign

In diese prospektive Studie wurden 54 Patienten konsekutiv nach vorheriger Einholung des Einverständnisses eingeschlossen, davon 52 mit bilateraler Hüftgelenkarthrose und 2 Patienten mit bilateraler Hüftkopfnekrose. Ausschlusskriterien waren Kontraindikation zur zementfreien Versorgung, ausgeprägte Dysplasien, Voroperationen sowie Ablehnung des Patienten zum simultanen Vorgehen.

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