Übersichtsarbeiten - OUP 10/2014

Klinische und radiologische Ergebnisse bei simultan bilateraler Hüft-TEP- Implantation mit Kurzschaftprothese
Kurzzeitergebnisse bei 54 PatientenA prospective study on clinical and radiographic data of 54 consecutive patients

Der durchschnittliche Hb-Abfall betrug 5,3 g/dl von 14,35 g/dl auf 9,06 g/dl. 7 Patienten (5 x ASA II, 2 x ASA III) erhielten postoperativ Fremdblut (min. = 2 EK, max. = 6 EK), dies entspricht einer Transfusionsquote von 12,96 %. Der stationäre Aufenthalt betrug im Mittel 13,87 Tage (min. = 10, max. = 21, SD 2,33).

Die Schaftverteilung ist aus Abbildung 4 ersichtlich. Auffällig hierbei ist die Präferenz für die lateralisierte Version bei männlichen Patienten, während bei Frauen der Standard-Offset-Schaft überwiegt. Insgesamt steigt tendenziell der Anteil an lateralisierten Schäften mit zunehmender Implantatgröße.

Es traten insgesamt 6 operationsassoziierte Komplikationen auf. Dies entspricht einer Rate für lokale und systemische Komplikationen von 5,55 %. Eine Wunddehiszenz wurde durch Sekundärnaht in Lokalanästhesie zur Ausheilung gebracht. Bei einer Patientin bildete sich bilateral ein postoperatives Hämatoserom. Durch Punktion und Kompressionswickelung erfolgte die Ausheilung. Eine Patientin erlitt intraoperativ eine partielle Trochanter-major-Absprengung, diese war in der Nachuntersuchung klinisch inapparent. Ein Patient erlitt eine lagerungsbedingte temporäre Armplexusläsion rechts. Sie bildete sich bis zur 1-Jahres-Verlaufskontrolle vollständig zurück.

Ein Patient erlitt trotz adäquater medikamentöser Prophylaxe in der AHB eine tiefe Beinvenenthrombose. Nach 6-monatiger Marcumartherapie waren die venösen Gefäße dopplersonografisch wieder eröffnet.

Keine der Komplikationen war auf die verwendeten Implantate zurückzuführen, es war keine operative Revision und kein Implantatwechsel erforderlich, Infektionen traten nicht auf.

In der Funktionsanalyse nach 6 Wochen verbesserten sich der Ruhe- und Belastungsschmerz bereits entscheidend. Aber auch im Vergleich zur 1-Jahres-Kontrolle sank das Schmerzniveau nach 2 Jahren noch messbar. Entsprechend stieg die Zufriedenheit mit den Hüftprothesen auf ein hohes Maß (Abb. 5).

Der Harris-Hip-Score verbesserte sich von durchschnittlich präoperativ 43,8 (min. = 7, max. = 82, SD = 14,5) sukzessive auf 99,3 (min. = 89, max. = 100, SD = 2,2) in der 2-Jahres-Kontrolle (n = 20) (Abb. 6). Ebenso steigerte sich das Bewegungsausmaß deutlich (Abb. 7).

In der radiologischen Kontrolle zeigte sich bei einem Patienten 6 Wochen postoperativ eine bilaterale Nachsinterung des Schafts um 1 mm. In den späteren Kontrollen zeigte sich dann eine regelrechte Einheilung der Schäfte ohne weitere Sinterung.

Bei einem weiteren Patienten wurde sowohl in der 6-Monats-Kontrolle als auch in der Kontrolle nach einem Jahr beidseitig ein Aufhellungssaum von 1 mm in Zone 1 und 7 nach Gruen festgestellt. Derselbe Patient weist als Einziger eine beidseitige kortikale Hypertrophie in Zone 3 nach Gruen auf, ist jedoch subjektiv beschwerdefrei. Resorptive Veränderungen wurden bei keinem Patienten beobachtet.

Diskussion

Die zugrunde liegende Untersuchung zeigt deutlich, dass die simultane bilaterale Hüft-TEP-Implantation unter Verwendung eines dreidimensional konischen Kurzschaftes an einem Zentrum für Gelenkersatz eine verlässliche und sichere Alternative zum zweizeitigen Vorgehen ist. Bemerkenswert ist die niedrige Rate sowohl intraoperativer als auch perioperativer allgemeiner Komplikationen.

Einschränkend sei auf den vergleichsweise kurzen Nachuntersuchungszeitraum hingewiesen. Weitere Untersuchungen müssen das zunächst gute Ergebnis noch bestätigen. Interessant ist jedoch, dass bisher sämtliche Komplikationen innerhalb der ersten 6 postoperativen Wochen auftraten. In späteren Untersuchungen kamen keinerlei Auffälligkeiten hinzu.

Insbesondere die guten funktionellen Ergebnisse (VAS Schmerz, Zufriedenheit und Harris Hip Score) verdienen Beachtung. Diese sind ab der 6-Monats-Kontrolle höher als sie es bei einer parallel zu dieser Zeit durchgeführten Studie mit einseitig versorgten Patienten sind.

Ein weiterer Augenmerk ist auf das niedrige Auftreten klinisch relevanter Beinlängendifferenzen zu richten, unserer Ansicht nach ein direktes Resultat des simultanen Vorgehens.

Dies schlägt sich auch in der extrem hohen Patientenzufriedenheit nieder. 54 von 54 Patienten würden zurückblickend das gleiche Vorgehen erneut wählen sowie auch weiterempfehlen.

In der Entscheidungsfindung zwischen ein- und zweizeitigem Vorgehen muss im Aufklärungsgespräch der Patient über das erhöhte Transfusionsrisiko aufgeklärt werden. Vergleichbare Studien berichten über Transfusionsquoten von 23 % bis zu 66 % bei einzeitiger bilateraler Versorgung [10, 11].

Sie liegt in unserem Kollektiv mit annähernd 13 % zwar über der Transfusionsrate einseitiger Patienten (3 %), dieser Vergleich ist jedoch nur bedingt zulässig. Schließlich ist die für unser Kollektiv infrage kommende Alternativtherapie der zweizeitige Gelenkersatz. Hierbei addiert sich im besten Falle kumulativ das Transfusionsrisiko aus den Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Eingriffe (6 %) bzw. kann schließlich bei sehr kurzen Intervallen über dem Risiko bei einzeitigem Vorgehen liegen.

Zwar verlängerte sich der stationäre Aufenthalt im Vergleich zur einseitigen Implantation von 9,76 auf 13,87 Tage. Jedoch ist das beträchtlich kürzer als der doppelte Aufenthalt bei zweizeitigem Vorgehen (13,87 Tage vs. 19,52 Tage (2 x 9,76 Tage). Nimmt man in Betracht, dass in der Regel eine zusätzliche AHB von etwa 3 Wochen entfällt reduziert sich die Ausfallzeit bei berufstätigen Patienten deutlich.

In die Nutzen-Risiko-Analyse müssen ebenfalls die unterschiedlichen Erlöse zwischen ein- und zweizeitigem Vorgehen einfließen. Der Bundesbasisfallwert 2013 beträgt 3068,37 €. Ein unkomplizierter primärer Hüftgelenksersatz führt demnach bei einem Relativ-Gewicht von 2,234 zu einem Erlös von 6854,74 €.

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