Übersichtsarbeiten - OUP 05/2015

Körperliches Training: Generator oder Therapieoption bei Arthrose?

Bedeutsamer als die objektiven Wirkmechanismen sind für den Patienten die Effekte körperlicher Aktivität auf Schmerzempfindung und Funktionalität der betroffenen Gelenke. In einem umfassenden Übersichtsartikel fassten Uthman et al. [9] alle Studien mit körperlichem Training zusammen, bei denen wissenschaftliche Standards wie der Einbezug einer nicht trainierenden Kontrollgruppe und die Randomisierung der Patienten eingehalten wurden. Insgesamt wurden 60 Studien mit mehr als 8000 Patienten in der Meta-Analyse eingeschlossen. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die Evidenz für eine Schmerzreduktion und eine verbesserte Funktionalität durch ein körperliches Training so hoch ist, dass weitere Studien bezüglich Training versus Inaktivität nicht mehr nötig wären. Eine differenzierte Betrachtung hinsichtlich Kraft-, Flexibilitäts- und Ausdauertraining ergab eine deutlich stärkere Effektstärke des Krafttrainings.

Wenn ein bis dahin inaktiver Patient mit einem Training beginnt, sollte er sich jemandem anvertrauen, der in der Planung sowohl die trainingsmethodischen als auch die krankheitsspezifischen Aspekte berücksichtigt. Der Schmerz bzw. die Angst vor belastungsinduzierten Schmerzen fordern eine einschleichende Erhöhung von Intensität und Umfang. Durchgehend sollte der Trainingsplan bezüglich Belastungsformen und -höhen flexibel sein und sich den jeweils aktuellen Bedingungen des Patienten anpassen.

Zurück zum Titel des Artikels: Paradoxerweise kann die Frage in beide Richtungen mit „Ja“ beantwortet werden. Als Arthrosegenerator kann Sport in erster Linie wirken, wenn es durch die Aktivität zu Schädigungen unmittelbar am Knorpel oder dem gelenkumgebenden Weichteilgewebe kommt. Demgegenüber steht eine große Bandbreite an präventivem bzw. rehabilitativem Nutzen körperlicher Aktivitäten, der vor allem dann greift, wenn der Sport ohne Gegnereinfluss und insgesamt mit gut kontrollierbaren Bewegungsformen erfolgt, wie es bei einem Krafttraining möglich ist.

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internationalen Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Klaus Baum

Trainingsinstitut

Wilhelm-Schlombs-Allee 1

50858 Köln

baum@professor-baum.de

Literatur

1. L´Hermette et al. Hip passive range of motion and frequency of radiographic hip osteoarthritis in former elite handball players. Br. J Sports Med 2006; 40: 45–49

2. Shepard et al. Ex-professional association footballers have an increased prevalence of osteoarthritis of the hip compared with age matched controls despite not having sustained notable hip injuries. Br J Sports Med 2003; 37: 80–81

3. Tveit M et al. Former male elite athletes have a higher prevalence of osteoarthritis and arthroplasty in the hip and knee than expected. Am J Sports Med 2012; 40: 527–33

4. Fitzgerald B, McLatchie GR. Degenerative joint disease in weight-lifters: Fact or fiction? Brit J Sports Med 1980; 14: 97–101

5. Cotofana et al. Effects of Exercise Intervention on Knee Morphology in Middle-aged Woman: A Longitudinal Analysis Using Magnetic Resonance Imaging. Cells Tissues Organs 2010; 192: 64–72

6. Tiderius et al. dGERMIC (delayed gadolinium-enhaced MRI of cartilage) indicates adaptive capacity of human knee cartilage. Magn Res Med 2004; 51: 286–290

7. van Nickel et al. Functional Adaptation of Knee Cartilage in Asymptomatic Female Novice Runners Compared to Sendentary Controls. A Longitudinal Analysis Using dGERMIC. Osteoarthritis Cartilage 2010; 18: 1564–1569

8. Berenbaum F. Osteoarthritis as an inflammatory disease. Osteoarthritis and Cartilage 2013; 21: 16–21

9. Uthman OA et al. Exercise for lower limb osteoarthritis: systematic review incorporating trial sequential analysis and network meta-analysis. Br. J Sports Med 2014; 48: 1579–1588

Fussnoten

1 T rainingsinstitut, Köln

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