Übersichtsarbeiten - OUP 09/2016

Nutritiver Ansatz bei der Arthrosetherapie
Aktuelle Aspekte zu Omega-3-FettsäurenCurrent aspects on n-3 polyunsaturated fatty acids

In einer weiteren randomisierten kontrollierten Studie bei Gon- oder Koxarthrose (mittlerer bis schwerer Ausprägung) erhielten 177 Patienten entweder Glucosamin (1500 mg/Tag) plus die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA oder Glucosamin allein (Glucosamin jeweils mit Vitamin A, D und E). Nach 26 Wochen ergab sich ein etwas differenziertes Bild. Bei Betrachtung einer minimalen Schmerzreduktion ( Senkung des WOMAC-Schmerzwerts) ? 20 % bestand kein Unterschied zwischen beiden Gruppen, bei Betrachtung einer hohen Ansprechrate (Senkung des WOMAC-Schmerzwerts ? 80 %) ergab sich ein signifikanter Unterschied bezüglich des therapeutischen Erfolgs zugunsten der Kombination. Die Verträglichkeit war in beiden Gruppen vergleichbar sehr gut [19].

In einer systematischen Literaturauswertung randomisierter kontrollierter Studien bezüglich der Verträglichkeit der Anwendung von Fischöl bei älteren Patienten kamen Villani et al. zum Ergebnis, dass der Einsatz von Omega-3-Fettsäuren mit nur gering bis mittelmäßig ausgeprägten unerwünschten Begleitreaktionen verbunden sei, welche von keinerlei klinischer Relevanz seien [20].

Im Rahmen einer eigenen prospektiven, randomisiert und doppelblind durchgeführten konfirmatorischen Studie über 3 Monate (und ein Monat behandlungsfreie Nachbeobachtungszeit) wurde eine ergänzende bilanzierte Diät (EBD) zur diätetischen Behandlung von arthrotischen Gelenkveränderungen untersucht [21].

Das Studienprodukt (Orthomol arthroplus, Orthomol, 40764 Langenfeld) enthält neben Bestandteilen des hyalinen Gelenkknorpels (wie Glucosaminsulfat, Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure), neben weiteren Bestandteilen wie Kollagenhydrolysat, N-Acetylcystein, Antioxidanzien bzw. verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen (Calcium, Magnesium) auch Fischöl (1,1 g) mit einem definierten Gehalt der Omega-3-Fettsäuren EPA (500 mg) und DHA (110 mg).

Die Studie, ausgerichtet an einer konfirmatorischen klinischen Studie mit Glucosaminsulfat [22], wurde bei insgesamt 366 Patienten mit Gonarthrose über einen Behandlungszeitraum von 3 Monaten durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass die EBD gegenüber Placebo signifikant wirksamer war bei vergleichbar sehr guter Verträglichkeit [21].

Der in Anlehnung an [22] gewählte primäre Wirksamkeitsparameter zeigte zum Behandlungsende einen statistisch signifikanten (p = 0,003) und klinisch relevanten Unterschied zwischen Verum- und Placebogruppe [21] und wurde u.a. unterstützt durch einen wesentlichen sekundären Parameter, das abschließende Arzturteil [21] (Abb. 3, 4).

Die mit dem EBD-Kombinationsprodukt bei Gonarthrose erzielten Studienergebnisse ergänzen die bisherigen guten klinischen Erfahrungen mit einigen der Einzelsubstanzen (GS, ChS) an Knie-, aber auch an anderen Gelenken (Hüft-, Fingergelenke etc.) wie auch andere mit der EBD bei Gonarthrose [23], Koxarthrose [24] und Arthrose der Fingergelenke [25].

Diskussion

Die Arthrose (durch Über- bzw. Fehlbelastung und biochemische Prozesse verursachte zunehmende und letztlich irreversible Gelenkschäden) ist eine der häufigsten Erkrankungen. Aus dieser Betroffenheit der Bevölkerung, vor allem mit zunehmenden Alter, ergibt sich das große gesundheitliche und volkswirtschaftliche Problem der „Volkskrankheit“.

Ziele der (konservativen) Behandlung der Arthrose sind Schmerzreduktion und Beweglichkeitsverbesserung, ein weiteres Ziel ist es, die Arthrose kausal zu behandeln, d.h., frühestmöglich die komplexe Initialisierung des pathologischen Ablaufs zu verhindern, zumindest zu verzögern, und damit das Arthrosegeschehen im erwünscht positiven Sinne zu beeinflussen.

Der im Rahmen der vorgestellten konfirmatorischen Studie [21] festgestellte therapeutische Nutzen der komplex zusammengesetzten EBD bei Gonarthrose lässt sich selbstverständlich nicht auf die einzelnen Bestandteile herunterrechnen. Doch lassen sich zur komplexen Zusammensetzung der EBD im Vergleich mit der Literatur einige Aussagen treffen:

Die Kombination von Glucosamin- und Chondroitinsulfat lässt – abgeleitet von der GAIT-Studie [26] – eine deutlich verbesserte Beschwerdesituation der Patienten (mit mäßiger bis ausgeprägterer Arthrose) als unter den jeweiligen Einzelsubstanzen erwarten. Darüber hinaus legt die Arbeit von Gruenwald et al. [19] nahe, dass Glucosaminsulfat kombiniert mit den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA eine höheren symptomatisch-therapeutischen Nutzen besitzt als Glucosaminsulfat in der alleinigen Monotherapie.

Dieser für den Patienten wichtige primäre Aspekt der Beschwerdelinderung wird ergänzt durch den potenziellen „kausalen“ Einfluss auf die Arthrose, wie dies aktuell präklinisch [16] und klinisch durch ein „Follow-up“ von Studienpatienten über 6 Jahre aufgezeigt wird [8], in dem über eine signifikante Verminderung des Knorpelverlusts bei Arthrosepatienten durch nutritive Zufuhr von Glucosamin und Chondroitin berichtet wird. Diesbezügliche wissenschaftliche Hinweise werden in den jüngsten Jahren immer valider.

Dabei ist die – im Gegensatz zu manch anderen Therapeutika – sehr gute Verträglichkeit ein zusätzliches Anwendungsargument. Villani et al. [20] berichten über allenfalls leichtere unerwünschte Reaktionen auf Fischöl, die von keiner klinischen Relevanz seien und stimmen dabei mit Peanpadungrat et al. [27] und anderen Veröffentlichungen [28] überein.

Interessenkonflikt: K.K.F. war im Rahmen der erwähnten EBD-Studie [21] als Kooperationspartner von Orthomol pharmazeutische Vertriebs GmbH (Langenfeld) in Planung, Monitoring und Publikationsvorbereitung involviert, J.H. war als „Leitender Studienarzt“ ebenfalls Kooperationspartner und an Planung, Durchführung und Publikationsvorbereitung beteiligt.

Korrespondenzadresse

Dr. Dr. h.c. Klaus K. Förster

PhiCon GmbH

Igelweg 3

51766 Engelskirchen

KKFoerster@aol.com

Literatur

1. Hempfling H, Krenn V, Bohndorf K: Degeneration als Texturstörung. Orthopädische Praxis 2011; 47: 217–225

2. Mankin HJ, Brandt KD, Shulman LE: Workshop on etiopathogenesis of osteoarthritis. Proceedings and recommendations. J Rheumatol 1986; 13: 1127–1160

3. Grifka J: Kniegelenksarthrose: Epidemiologie, arthroskopische Therapie, Kernspintomographie, Knieschule. Stuttgart: Georg Thieme, 1994

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