Übersichtsarbeiten - OUP 03/2020

Operative Therapie von Patella-Frakturen

Gerade das bisherige Zugpferd in der osteosynthetischen Versorgung, die Zuggurtung, weist nach wie vor hohe Komplikationsraten auf. Neben Materiallockerung (10 %), Fehlstellung (4,5 %), Pseudarthrose (4 %) oder Infektion (5 %) kommt es in bis zu 10 % der Fälle zu einer Retropatellararthrose, was sich in knapp 20 % unzufriedenstellenden Ergebnissen widerspiegelt [22]. Labitzke wies 1997 nach, dass es aufgrund der rigiden Cerclage zu einer mangelhaften Kompression auf den gelenknahen Anteil der Fraktur kommt [10]. Neben dem Osteosyntheseversagen kann es durch Migration der Drähte zu einer Irritation der Weichteile kommen [16, 31].

Weitere Komplikationen sind Pseudarthrosen und zu einem nicht unerheblichen Teil Wundheilungsstörungen [13, 27].

Fallbeispiele

Fallbeispiel 1:

38-jährige kaufmännische Angestellte. Stolpersturz beim Joggen und direkter Sturz auf das rechte Kniegelenk. Konventionell-radiologisch zeigt sich bereits die Mehrfragmentfraktur der Patella (Abb. 1 und 2). In der Computertomographie bestätigt sich dann die 4-Part-Fraktur (Abb. 3). Offene Reposition und Versorgung über klassische Zuggurtung mitsamt Äquatorialcerclage zur zusätzlichen Sicherung (Abb. 4 und 5).

Fallbeispiel 2:

16-jähriger Schüler. Treppensturz, diesen mit dem rechten Bein aufgefangen. Z.n. MPFL-Plastik 8 Monate zuvor in einer externen Klinik. Radiologisch zeigt sich die Querfraktur der Patella (Abb. 5 und 6). In der intraoperativen Durchleuchtung wird die Sollbruchstelle bei Z.n. transpatellarer Bohrung für die MPFL-Plastik offensichtlich (Abb. 7). Die postoperative Kontrolle zeigt die regelrechte Lage der kanülierten Schrauben und die Zuggurtung mittels Kirschnerdrahtcerclage durch die Schrauben (Abb. 9).

Fallbeispiel 3:

37-jährige Lehrerin. Wegeunfall als angeschnallte Beifahrerin eines PKW. In der im Schockraum durchgeführten Traumaspirale zeigte sich u.a. die Mehrfragmentfraktur der Patella (Abb. 10 und 11). Die postoperative Kontrolle zeigt die winkelstabile Plattenosteosynthese mitsamt Äquatorialcerclage und McLaughlin Schlinge zur Sicherung (Abb. 12 und 13). Die Röntgenkontrolle 1 Jahr postoperativ zeigt die knöchern vollständige Konsolidierung (Abb. 14 und 15). Die Cerclage und die McLaughlin Schlinge wurden 3 Monate postoperativ entfernt.

Schlussfolgerung

Die operative Versorgung von Patellafrakturen ist nach wie vor ein anspruchsvoller Eingriff, der in die Hand des erfahrenen Operateurs gehört. Die Computertomographie ist zur Operationsplanung zu empfehlen. Nach wie vor ist die klassische Zuggurtungsosteosynthese das Verfahren der Wahl, auch wenn sich winkelstabile Plattensysteme und auch kanülierte Schraubenosteosynthesen auf dem Markt etablieren konnten und biomechanische Vorteile zeigen. Trotz radiologisch akzeptabler Ergebnisse kommt es bei vielen Patienten zu einer nicht zufriedenstellenden Funktion. Dies ist neben der Entwicklung einer Retropatellararthrose auch in Irritation aufgrund von Implantaten und einer persistierenden postoperativen Bewegungseinschränkung zu sehen.

Interessenkonflikte

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
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www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Kai Fehske, M.A. (Sportwiss.)

Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische- und
Wiederherstellungschirurgie

Universitätsklinikum Würzburg

Oberdürrbacher Straße 6

97080 Würzburg

fehske_k@ukw.de

Abbildungen zu Fallbeispiel 1

Abbildungen zu Fallbeispiel 2

Abbildungen zu Fallbeispiel 3

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