Übersichtsarbeiten - OUP 11/2015

Patientenzufriedenheit und -adhärenz im Integrierten Versorgungsmodell Osteoporose Nordrhein
Ergebnisse einer Stichprobenbefragung

Zur Verbesserung des Krankheitsverständnisses ist eine adäquate Aufklärung des Patienten über Krankheit und Folgen notwendig. Insbesondere bei Gabe oraler Bisphosphonate ist die Art der Medikamenteneinnahme von entscheidender Bedeutung. Eine adäquate Aufklärung der teilnehmenden Patienten ist Bestandteil der integrierten Versorgung. 87,2 % gaben an, von ihrem behandelnden Osteologen über das Krankheitsbild Osteoporose und die notwendigen Therapiemaßnahmen informiert worden zu sein. 92,0 % gaben an, dass Ihnen die Art der Medikamenteneinnahme erklärt wurde. Die Aushändigung eines persönlichen Osteoporose Passes erfolgte bei 59,3 %.

85,8 % der Befragten gaben an, mit der Behandlung durch den behandelnden Arzt zufrieden zu sein.

15,9 % der Befragten antworteten, die Einnahme der Osteoporosemedikamente schon einmal vergessen zu haben. Die Optimierung der Medikamenteneinnahme mittels persönlichem Gespräch oder Recall-Maßnahmen sind Bestandteil des IV-Vertrags. Von den betroffenen Befragten gaben 86,1 % an, von ihrem behandelnden Arzt an die regelmäßige Einnahme erinnert worden zu sein.

57,1 % der Befragten gaben an, unter der bisherigen Therapie ihren Alltag wieder besser bewältigen zu können. Die Frage, ob sie von der Behandlung im Rahmen des Versorgungsangebots profitiert hätten, wurde von 66,4 % mit Ja beantwortet, 72,6 % würden die Behandlung im Rahmen des Versorgungsangebots weiter empfehlen. Gleichzeitig würden 92,9 % die AOK RH als Krankenkasse weiter empfehlen. Die Internetseite www.kompetenznetzwerk-osteoporose.de war nur 11,1 % bekannt.

Diskussion

International liegt eine Reihe von Veröffentlichungen zur Lebensqualität von an Osteoporose Erkrankten vor [5]. Vor allem Frakturen führen zu einer Reduktion der Lebensqualität [6]. Sowohl körperliche Übungsprogramme als auch eine adäquate soziale Integration führen bei Patientinnen mit Osteoporose zu einer Verbesserung der Lebensqualität [7]. Informationen zur Lebensqualität von an Osteoporose erkrankten Patientinnen und Patienten in Deutschland sind spärlich. Eine Promotion am Institut für Allgemeinmedizin der Charité in Berlin aus dem Jahre 2009 konnte zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit Osteoporose ihren Gesundheitszustand überwiegend negativ einschätzen [8].

Mit dem dargestellten Fragebogen sollten prinzipiell 2 Fragenkomplexe beantwortet werden: Zum einen sollten Daten gewonnen werden über den allgemeinen Gesundheitszustand der Patienten und die persönliche Wahrnehmung des Integrierten Versorgungsmodells durch die teilnehmenden Patienten. Zum anderen sollte überprüft werden, inwieweit Leistungen, deren Erbringung im Rahmen des IV-Modells vorgesehen sind, entweder nicht erbracht oder vom Patienten nicht wahrgenommen werden. Um beide Bereiche zu erfassen, wurde auf die Verwendung bereits vorhandener Fragebögen (SF 36, EQ-5D, Qualeffo 41, OPAQ) zur Evaluation der Lebensqualität verzichtet und stattdessen ein eigenständiger Fragebogen entwickelt.

Eine Rücklaufquote von 53,3 % ist im Rahmen einer Patientenbefragung mehr als erfreulich. Die Analyse des Fragebogens zeigte, dass die Befragten überwiegend mit dem Modell der Integrierten Versorgung Osteoporose und ihrer Behandlung zufrieden sind. Erfreulich ist die hohe Zahl derer, die eine ausreichende Information über das Krankheitsbild und notwendige Therapiemaßnahmen angaben. Der hier erreichte Wert von 87,2 % liegt deutlich über dem in der Arbeit von Cramer [8] ermittelten Wert von 66 %. In der gleichen Arbeit wurden die Patienten über die Zufriedenheit mit dem behandelnden Arzt befragt, die meisten Patienten gaben hier eine mittelmäßige Zufriedenheit (50 von 100 möglichen Punkten) an. In unserer Befragung waren fast 86 % der Befragten mit der Behandlung durch Ihren Arzt zufrieden. Über 90 % der Befragten gaben an, dass ihnen die Art der Medikamenteneinnahme erklärt worden sei. Dies ist ein entscheidender Punkt in der Verbesserung der Patientenadhärenz. Die rund 86 % der Befragten, die schon einmal die regelmäßige Einnahme ihrer Osteoporosemedikamente vergessen hatten, gaben zudem an, vom behandelnden Arzt an die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente erinnert worden zu sein. Schulungsbedarf der teilnehmenden Ärzte besteht eindeutig bei der Überprüfung des Sturzrisikos. Die Überprüfung des Sturzrisikos ist nach Leitlinien DVO [9] bei jedem betroffenen Patienten vorgesehen. Hier gab nur 1/4 der Befragten an, dass ein Sturztest durchgeführt worden sei. Zur Verbesserung der Überprüfung des Sturzrisikos im Rahmen der Integrierten Versorgung wurde mittlerweile ein zusätzliches Modul zur Durchführung des Sturztests entwickelt.

66,4 % antworteten, von der Behandlung im Rahmen der Integrierten Versorgung profitiert zu haben, 72,6 % würden die Behandlung im Rahmen der Integrierten Versorgung weiterempfehlen. Dies sind zunächst gute Werte. Auffällig ist jedoch die deutlich bessere Bewertung der AOK RH als Krankenkasse, die von rund 93 % der Befragten weiter empfohlen würde. Dieser sehr hohe Wert der Zufriedenheit der Versicherten mit Ihrer Krankenkasse scheint auf eine langjährige Bindung zur Krankenkasse hinzuweisen. Unter Umständen kann die integrierte Versorgung Osteoporose hier in den nächsten 10 Jahren ähnliche Werte erreichen. Eine Verzerrung hinsichtlich einer zu positiven Beantwortung der Versicherten aufgrund der Befürchtung, nachteilig bei der Leistungsgewährung berücksichtigt zu werden, wird aufgrund der pseudonymisierten Befragung, ohne Namensangabe, ausgeschlossen.

Auffällig ist, dass nur knapp 11 % der Befragten die Internetseite www.kompetenznetzwerk-osteoporose.de kennen. Diese Internetseite dient zum einen den teilnehmenden Ärzten zur Dokumentation der Fälle, zum anderen sind hier auch Informationen für Patienten abrufbar. Der niedrige Wert dürfte zum einen durch die geringe Internetaffinität der befragten Altersgruppe bedingt sein, zum anderen ist das Angebot an Informationen über Osteoporose im Internet reichlich.

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