Übersichtsarbeiten - OUP 03/2019

Rekonstruktion der originären Beinachse und Gelenklinie in der Knietotalendoprothetik

An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass Schnittblocksysteme, Navigation oder auch Robotik in Verbindung mit Standardimplantaten nicht in der Lage waren, die klinischen Ergebnisse oder Patientenzufriedenheit zu verbessern. Diese Systeme mögen reproduzierbarer und genauer sein, werden aber nicht die schwerwiegenden Nachteile eines nicht anatomischen Prothesendesigns lösen können. Die Autoren sind der Meinung, dass die Knieprothetik Verbesserungen in allen 3 Hauptsäulen benötigt:

Definition eines personalisierten Alignments

Verbesserung der chirurgischen Präzision mittels neuer Technologien (Schnittblöcke, Robotik) und

Erhalt/Reonstruktion der nativen Anatomie des Kniegelenks mittels patientenspezifischer Implantate.

Vorteile für den Operateur

Die patientenspezifische Knieprothetik bietet sehr viele Vorteile für den Operateur.

  • 1. Die eigentliche Prozedur ist leichter, da der Erhalt oder die Rekonstruktion der nativen Anatomie automatisch mehrere chirurgische Schwierigkeiten adressiert:

Die femorale und tibiale Rotation werden schon während des Designprozesses festgelegt, und es sind keine intraoperativen Anpassungen notwendig.

Die Bandbalancierung ist einfacher, speziell in Mid-Flexion, da die nativen condylären Radien und die native Schrägheit der Gelenklinie erhalten werden.

Es sind keinerlei Größenanpassungen notwendig, da die Passform optimiert wurde.

  • 2. Die Planung in Bezug auf das Alignment und die Implantatpositionierung wird bereits präoperativ durchgeführt, was sowohl eine Arbeitserleichterung als auch einen Gewinn an rechtlicher Sicherheit für den Operateur bedeutet.
  • 3. Diese Technologie kann in bestimmten schwierigen Fällen hilfreich sein, wie etwa bei

Patienten mit posttraumatischen extra-artikulären Fehlstellungen,

Patienten mit nicht entfernbaren Osteosynthesen/Schrauben nah am Gelenk, in denen die Instrumente so geplant werden, dass ein Impingement verhindert wird,

Patienten mit mehrfach voroperierten oder vormals infizierten Knochen, da keine Eröffnung der Markräume notwendig ist und

Patienten mit extremer Anatomie, in denen eine konventionelle Knieprothese nur schwer zu implantieren ist.

Vorteile für das Krankenhaus

Diese Technologie ist wertvoll für das Krankenhausmanagement, da es die Abläufe im OP durch Verwendung eines einzigen Kartons vereinfacht, der alle bereits sterilisierten Implantate und Instrumente enthält (Abb. 9). Sie beseitigt die Notwendigkeit eines großen Lagers für Implantate und Instrumentensiebe. Darüber hinaus verringert diese Technologie dramatisch den Bedarf an Sterilisation, was sowohl enorme ökonomische (Kostenreduktion) als auch enorme ökologische (Wasser- und Energieverbrauch) Auswirkungen mit sich bringt.

Fazit

Moderne Technologien und die verbesserte Kenntnis über die für die Funktion und Kinematik des Kniegelenks wichtigen morphologischen Parameter ermöglichen die Rekonstruktion des arthrotischen Gelenks mit der originären Beinachse und Gelenklinie unter Vermeidung von Prothesenüberständen und Kompromissen oder technisch-operativen Tricks, die für eine Standardprothese stets notwendig sind. Diese mit der neu entwickelten patientenspezifischen Origin-Prothese umgesetzten Ziele führen zu guten Frühergebnissen. Mittel- bis langfristige Ergebnisse und randomisierte Studien müssen dies noch bestätigen.

Interessenkonflikt:

Der Autor erhielt in den vergangenen 5 Jahren Vortragshonorare oder Reisekostenzuschüsse oder Finanzierung von klinischen Studien von den Firmen Smith & Nephew, Zimmer Biomet, Lima und Symbios.

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