Industrie und Handel - OUP 04/2017

Spiraldynamik – auch als Bandage erfolgreich?
Eine kinematische Untersuchung der BORT Helix S Spiraldynamik® USG-Bandage

Das Strickteil reicht zirkulär von der Fessel bis zu den Zehengrundgelenken und umschließt den Rückfuß und Mittelfuß zirkulär. Das Hilfsmittel ist seitenspezifisch konstruiert.

Auf der Innenseite der Bandage sind 2 Pelotten aus Silikon mit Stoff-Bezug eingenäht. Diese Druckpolster liegen seitlich posterior und distal der Malleolen-Spitzen. Durch diese Pelotten wird der durch die Bandage erzeugte Druck flächig auf den gesamten Sprunggelenk-Bereich verteilt.

Wesentliches Funktionselement ist ein Doppel-Zügel, der sich in einen tibialen und einen fibularen Zügel gliedert und das untere Sprunggelenk unterfängt. Die beiden Zügelanteile werden um den Rückfuß bzw. um die Fußwurzel geführt. Ein Anteil des Doppelzügels läuft vom Achillessehnen-Ansatz über den lateralen Rückfußbereich nach plantar und wird auf eine hierfür angenähte Velours-Fläche im Bereich des Großzehen-Grundgelenks aufgeklettet. Der andere Anteil umschlingt das Sprunggelenk und den Mittelfuß, indem er über den Fuß-Außenrand im Bereich von Basis Metatarsus V über die Fußsohle geführt wird und dann im Fußwurzelbereich dorsal auf sich selbst mit der Klettspitze befestigt wird. Die Zügel werden mit den angenähten Klett-Hakenflächen verschlossen, wodurch eine stufenlose Regulierung der Spannung möglich ist.

Die beschriebenen Zügelanteile unterstützen die Inversion des Fersenbeins und die gegenläufige Pronation des Kahnbeins. Beide Wirkungen zielen auf Entlastung des unteren Sprunggelenks und auf die Wiederherstellung einer physiologisch-korrekten Abrollbewegung. Unterstützt werden jene Bewegungen, welche in der Phase des Abdrucks vom Boden (push-off) stattfinden. Dabei richten sich Fersenbein und Fußgewölbe auf.

Im Bereich der knöchern prominenten Strukturen (Malleoli und Basen der Metatarsalia I und V) sind in die Zügel Längsschnitte eingebracht, die ein leichtes Auffächern der Zügel ermöglichen. Dadurch wird ein punktueller Druck auf die knöchern-prominenten Strukturen vermieden und der Verlauf der Bänder optimiert.

Ergebnisse

1. Ganganalyse

Dorsale Perspektive:

Zuerst erfolgte die Auswertung der Aufnahmen aus der dorsalen Ansicht. Aus dieser Perspektive kann die Stellung des Rückfußes bzw. des Fersenbeins beurteilt werden.

Die Aufnahmen aus der dorsalen Ansicht erfolgten unter den 3 vorgenannten Bedingungen in den verschiedenen Formen der Belastung. Die Marker wurden in Entlastung des Fußes geklebt und die individuell physiologische Rückfußachse dargestellt, die zur Auswertung rechnerisch mit 180° definiert wurde. Gemessen wurde der nach lateral offene Winkel, der beim Aufsetzen des Fußes mit Valgisierung der Rückfußstellung kleiner wird. Zur Auswertung wurde der in Vollbelastung gemessene Winkel von 180° subtrahiert. Hierdurch ergaben sich ein positiver Wert bei Zunahme des Rückfußvalgus und ein negativer Wert bei einer Bewegung in Varusrichtung.

Als erstes wurde der Rückfußwinkel unter Entlastung (Moment unmittelbar vor Beginn des initialen Bodenkontakts) und unter Vollbelastung (mediale Standphase) bestimmt.

Beim Vergleich der Ganganalysedaten der Probanden unter den Bedingungen „barfuß“ und „mit Fixierung“ zeigte sich „mit Fixierung“ in 9 Fällen ein Korrektureffekt, d.h. das Wegknicken des Rückfußes in Valgusrichtung war „mit Fixierung“ geringer ausgeprägt als „barfuß“. Bei 3 dieser 9 Probanden war der Effekt jedoch nur gering ausgeprägt (Schwellenwert 1,0). In einem Fall war das Wegknicken des Rückfußes in Valgusrichtung „mit Fixierung“ größer als „barfuß“ (Tester 4). Die Auswertung der Einzelwerte für diesen Probanden zeigte, dass der Fuß stark supiniert (also mit Rückfußvarus) aufgesetzt wurde. Dies ist „mit Fixierung“ nicht möglich. Die Bandage erreicht offensichtlich auch hier einen Korrektureffekt, der in diesem Fall in Richtung einer physiologischen Rückfußstellung aus einer Varusposition heraus wirkt.

Zusammenfassend wird durch die Bandage eine Optimierung der Rückfußstellung erreicht. Der Rückfuß bleibt beim Aufsetzen nicht starr, sondern führt auch mit Bandage eine physiologische Valgusbewegung aus, die jedoch nicht so stark ist wie ohne Bandage.

Um zu sehen, ob der beschriebene Effekt auf die Bandage mit ihrer Zügelkonstruktion zurückzuführen ist oder ob die gewebte Bandage bereits allein den Effekt bewirkt, wurde zusätzlich ein Gangzyklus mit angelegter Bandage, jedoch ohne Zügel, also „ohne Fixierung“ mit der Situation „barfuß“ verglichen. Die Auswertung dieses Vergleichs zeigt eine Streuung der Ergebnisse. In 3 Fällen fand sich unter Vollbelastung „ohne Fixierung“ eine stärkere Valgisierung als „barfuß“. 3 Fälle wiesen einen sehr schwachen Effekt (Schwellenwert 1,0) und in weiteren 3 Fällen zeigte sich eine moderate Korrektur. Ein Proband zeigte eine extreme Unterbindung der Valgisierung. Dies war erneut bei Tester 4 der Fall.

2. Ganganalyse

Mediale Perspektive

Anschließend wurden die Aufnahmen aus der medialen Perspektive ausgewertet, mit der das mediale Längsgewölbe beurteilt werden kann. Beurteilungskriterium war die Höhe des Os navikulare über dem Boden. Hierzu wurden 3 Marker so geklebt, dass 2 Geraden mit Scheitelpunkt im Kalkaneus (Tuber calcanei) gelegt werden können. Eine Gerade entspricht der Bodenfläche und die zweite Gerade läuft durch das Os Navikulare. Der Winkel vergrößert sich somit wenn das Os Navikulare sich weiter vom Boden entfernt und sich das mediale Längsgewölbe höher wird.

Es wurden die gleichen Bedingungen untersucht wie sie bei der dorsalen Perspektive bereits beschrieben wurden.

Bei der Messung der Probanden unter der Bedingung „barfuß“ zeigte sich in 5 Fällen ein Absinken des Os Navikulare und in den anderen Fällen ein Ansteigen des Os Navikulare jeweils in der Phase der Belastung.

Die Messung der Ganganalyse-Daten der Probanden „mit Fixierung“ zeigte in 4 Fällen keine Höhenveränderung des Os Navikulare. In den übrigen 6 Fällen stieg das Os Navikulare in der Phase der Vollbelastung an. Ein Absinken des Os Navikulare war in keinem Fall festzustellen.

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