Industrie und Handel - OUP 04/2017

Spiraldynamik – auch als Bandage erfolgreich?
Eine kinematische Untersuchung der BORT Helix S Spiraldynamik® USG-Bandage

Eine zentrale Rolle spielt das Talonavikulargelenk, in dem bei orthograder Fersenstellung eine Abduktions- und Rotationsbewegung stattfindet. Voraussetzung hierfür ist die orthograde Stellung des Fersenbeins. Die Bandage soll eine Pronation des Rückfußes verhindern, um sie im Talonavikulargelenk zuzulassen. Dazu muss die Bandage eine Pronationsbewegung des Os Naviculare – also eine Bewegung des Os Naviculare bodenwärts verhindern.

Der Gangzyklus gliedert sich in eine Standphase und eine Schwungphase. Für die Untersuchung interessant waren die Abläufe in der Standphase, da hier unter der wechselnden Belastungsintensität einerseits die Stellung des Rückfußes und andererseits die Höhe des Längsgewölbes untersucht werden sollte. Die Standphase kann in 4 Unterphasen unterteilt werden. Die erste Unterphase ist der „initiale Bodenkontakt“, die von der Unterphase „Belastungsantwort“ gefolgt wird. Hieran schließen sich die „mittlere Standphase“ und die „terminale Standphase“ an.

Die Ergebnisse zeigten, dass mit der Bandage das mediale Längsgewölbe des Fußes in jedem Moment der Standphase, also auch in der mittleren Standphase in Vollbelastung, nahezu vollständig erhalten blieb. Dies geschieht nicht durch eine starre „Blockierung“ des Gewölbes, sondern erfolgt dadurch, dass in Unterphase „initialer Bodenkontakt“, also der Phase vor Aufbau bzw. mit Beginn des Aufbaus der Belastung, die Gewölbekonstruktion an Höhe zunahm. Aus diesem zusätzlichen Höhengewinn heraus flachte das Gewölbe unter zunehmender Belastung bis auf sein Ursprungsniveau wieder ab. Das bedeutet, dass die Einfederungsfunktion des Gewölbes und damit die Dämpfung für den Fuß erhalten bleiben ohne die Gewölbekonstruktion im Verlauf vollständig aufzugeben. Im Vergleich hierzu kam es bei der Untersuchung des Gangbilds ohne jegliche Korrektur-Maßnahme („barfuß“) zu einer deutlichen Abnahme der Gewölbehöhe. Das bedeutet, dass auch hier eine Einfederungsfunktion stattfindet, jedoch um den Preis der nahezu vollständigen Aufgabe der Gewölbekonstruktion. Diese Situation ist sicherlich die ungünstigere, wenngleich betont werden muss, dass die Probanden durchgehend keinerlei Beschwerden an den Füßen hatten. Somit ist diese Situation für den Fuß offensichtlich auch tolerabel. Es gilt allerdings zu bedenken, dass die Probanden mit maximal 23 Jahren sehr jung waren. In höherem Alter tolerieren Füße Stellungsanomalien wesentlich schlechter. Interessant war das Ergebnis bei einem Probanden, dessen Fuß ein sehr stark ausgeprägtes Längsgewölbe aufwies. Hier war der Korrektureffekt wesentlich geringer ausgeprägt und ging teilweise sogar in die entgegengesetzte Richtung. Dadurch wurde aus einer Rückfußsupination eine physiologische Funktion des Längsgewölbes unterstützt.

Zusätzlich wurde untersucht, ob die Zügelkonstruktion – die den Effekt der Spirale bewirkt – den gesehenen Effekt hervorruft oder ob das Kompressionsgestrick der Bandage allein (ohne angelegte Zügelung) die beschriebenen Ergebnisse bewirken kann.

Der Vergleich der Gangparameter mit Bandage jeweils ohne und mit Zügelanlage zeigte, dass der Effekt eindeutig auf die Zügelkonstruktion zurückzuführen ist.

Ohne die Zügel zeigten sich Ergebnisse, die denen nur mit der Socke ähnelte. Die Werte waren allerdings auf einem günstigeren Niveau lokalisiert, d.h. der Verlust der Gewölbekonstruktion war weniger stark ausgeprägt.

Zusammenfassung

Mit der BORT Helix-S Spiraldynamik USG-Bandage steht offensichtlich ein orthopädisches Hilfsmittel zur Verfügung, dass beim Gehen positiv auf die Rückfußstellung wirkt und die Rückfußpronation kontrolliert bzw. verhindert. Hierdurch wird zusätzlich das mediale Längsgewölbe unterstützt, ohne sich störend auf die dynamische Funktion auszuwirken. Somit wird trotz Korrektur die Dämpfungsfunktion nicht gestört. Dass die in Laufschuhen verbauten Pronationsstützen, zumeist auf der Innenseite in die Zwischensohle eingelassene Elemente mit einem höheren Härtegrad einen vergleichbaren Effekt haben, ist schwer vorstellbar. Ein ungünstiger Einfluss auf die Dämpfungsfunktion ist eher anzunehmen.

Die mit der kinematischen Analyse gefundenen Ergebnisse sprechen dafür, dass diese Bandage das Konzept der Spiraldynamik als Hilfsmittel umsetzen kann.

Korrespondenzadresse

Christian Roggenbuck

Orthopädisches Zentrum Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 197, 10717 Berlin, roggenbuck-gutachter@t-online.de

Fussnoten

1 Orthopädisches Zentrum Wilmersdorf, Berlin

2 Mikromak Service Brinkmann, Berlin

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