Übersichtsarbeiten - OUP 04/2022

Sportliche Aktivität nach moderner Hüft- und Knieendoprothetik
Eine aktuelle Literaturübersicht

Innmann et al konnte für zementfreie Hüftimplantate bei jungen Patienten mit einem mittleren Alter von 52 Jahren zeigen, dass 89 % der präoperativ aktiven Patienten auch langfristig 11 Jahre postoperativ wieder zum Sport zurückkehren konnten. 41 % der Patienten erreichten ein hohes Aktivitätsniveau (UCLA >= 7). Beim Vergleich der sportlichen Aktivität vor dem Beginn der ersten Symptome und 11 Jahre nach zementfreier Hüftendoprothese konnten keine Unterschiede hinsichtlich der mittleren Anzahl der Aktivitäten oder der Dauer gezeigt werden. Allerdings zeigte sich ein signifikanter Rückgang der high-impact Aktivitäten und eine signifikante Zunahme von low-impact Aktivitäten (Tab. 2). Es zeigten sich dabei keine negativen radiologischen Auswirkungen auf die Implantatverankerung oder den Polyethylenverschleiß mit mittelgradig vernetztem Polyethylen. Bei Patienten mit hohem Aktivitätsniveau traten 11 Jahre postoperativ keine aseptischen Lockerungen von Pfanne und Schaft auf. 51 % der Patienten konnten innerhalb von 3 Monaten wieder zum Sport zurückkehren, 73 % innerhalb von 6 Monaten [8].

Zimmerer et al konnten in einer Arbeit bei sehr jungen Patienten unter 40 Jahren zeigen, dass 86 % der Patienten 4 Jahre postoperativ ein hohes Aktivitätsniveau (UCLA >= 7) erreichten [11]. Auch in dieser Arbeit fanden sich keine Hinweise auf einen nachteiligen Effekt von hoher sportlicher Aktivität auf das Prothesenüberleben.

Auch bei älteren Patienten mit einem mittleren Alter von 78 Jahren konnte im mittelfristigen Verlauf 6 Jahre postoperativ eine relativ hohe Rate von 72 % der präoperativ aktiven Patienten zum Sport zurückkehren [23].

Aktuellen Arbeiten zufolge zeigen auch hochvernetzte Polyethylene (HXLPE) der ersten Generation bereits ein unproblematisches Verschleißverhalten im 10-Jahres-Follow-up ohne signifikanten Einfluss von sportlicher Aktivität auf den Inlayverschleiß [7]. Für HXLPE-Inlays mit zugesetztem Vitamin E und zementfreie Hüftimplantate konnte kein negativer Einfluss auf die Rate an aseptischen Implantatlockerungen nach 5 Jahren festgestellt werden (99 % überleben in der Gruppe mit hoher Aktivität vs. 96 % in der Gruppe mit niedriger Aktivität) [3].

Einer aktuellen Metaanalyse zufolge können 77 % der Patienten innerhalb von 6 Monaten und 94 % der Patienten innerhalb von 12 Monaten zum Sport zurückkehren [9].

Empfehlenswert vor der Aufnahme sportlicher Aktivitäten mit höherer Gelenkbelastung ist eine sichere Osteointegration. Während sich zementfreie Implantate bereits nach ca. 6 Wochen gut osteointegriert zeigen und in der Regel nur noch mit sehr hohen Kräften aus dem Knochenbett gelöst werden können, ist dennoch aus Gründen der Sicherheit die Aufnahme sportlicher Aktivitäten mit höheren Krafteinwirkungen auf das Gelenk frühestens 3–6 Monate nach zementfreier Hüftendoprothetik ratsam. Die Gelenkbelastungen auf das Hüftgelenk bei verschiedenen sportlichen Aktivitäten sind in Tabelle 1 aufgelistet. Geübte Sportler zeigen in der Regel deutlich niedrigere Gelenkbelastungen als Ungeübte, beim Skifahren liegen die Belastungen für Ungeübte bis zu 2,5-fach höher [2].

Während Langzeitstudien ausstehen, ist wahrscheinlich, dass sich eine hohe körperliche Aktivität durch die vermehrte Knochenbelastung auch bei einliegendem Implantat einer Inaktivitätsosteoporose entgegen wirkt und somit zu einer verbesserten Osteointegration und Stabilisierung des Knochen-Implantatinterface beiträgt, welche auch dem Eindringen von Abriebspartikeln entgegenwirken könnte. Diese Faktoren könnten sich langfristig positiv auf die Rate der aseptischen Lockerungen und damit die Prothesenhaltbarkeit auswirken. Berichte über Implantatbrüche oder Frakturen von Keramik-Keramik-Gleitpaarungen bei hoher sportlicher Belastung liegen bisher nicht vor.

Patienten sollten allerdings über die Konsequenzen einer periprothetischen Fraktur informiert werden, wenn sie die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten mit erhöhtem Sturzrisiko (z.B. Alpinski, Kontakt- und Spielsportarten) wünschen (Tab. 1, 2).

Sportfähigkeit nach
Kurzschaftendoprothetik

Moderne Kurzschaftimplantate ermöglichen eine knochensparende und weichteilschonende Implantation und werden aus diesem Grund insbesondere bei jungen und aktiven Patienten favorisiert.

Eine sehr hohe Return-to-sports-Rate von 91 % werden nach zementfreier Kurzschaftendoprothetik mit dem optimys Schaft (Fa. Mathys) beschrieben. Der mittlere UCLA-Score lag bei 7,1 und damit in einem Bereich der als hochaktiv gewertet wird. 93 % der Patienten hatten nur wenig Beschwerden bei sportlicher Belastung mit einem VAS <= 3 [12]. Nach simultaner Versorgung mit beidseitiger Hüft-TEP mit dem optimys Kurzschaft wurde in einer weiteren Arbeit eine Return-to-sports-Rate von 93 % beschrieben, während der mittlere UCLA-Score mit 4,7 in dieser Arbeit 5 Jahre postoperativ deutlich niedriger lag. Mögliche Gründe werden in der Arbeit nicht diskutiert [5]. Schmidutz et al. beschreiben für den Metha Kurzschaft ebenso ein sehr hohes Aktivitätslevel mit einem mittleren UCLA-Score von 7,6 nach 3 Jahren [16]. Allerdings wird in allen Arbeiten ebenso wie für die Versorgung mit Standardschäften eine Abnahme von high-impact Sportarten zugunsten von low-impact Sportarten beschrieben.

Sportfähigkeit nach
Oberflächenersatz der Hüfte

Aufgrund der bekannten schwerwiegenden Probleme durch Metallabriebspartikel wird der Oberflächenersatz der Hüfte heute nur noch in ausgewählten Fällen durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass bis zu 98 % der Patienten wieder zum Sport zurückkehren können und zudem 91 % sogar high-impact Sportarten wie Joggen ausüben können [15]. Professionelle Sportler üben nach Oberflächenersatz der Hüfte teilweise high-impact Wettkampfsport auf höchstem Niveau aus, ein Beispiel ist hier der britische Tennisspieler Andy Murray, der bereits einige Monate postoperativ wieder auf Weltklasseniveau spielfähig war. Langzeitdaten liegen in dieser Gruppe jedoch nicht vor und generell zeigen sich die Revisionsraten nach Oberflächenersatz der Hüfte im Vergleich zur konventionellen Hüftendoprothetik deutlich erhöht.

Sport nach
Kniegelenkteilersatz

SEITE: 1 | 2 | 3