Übersichtsarbeiten - OUP 04/2022

Sportliche Aktivität nach moderner Hüft- und Knieendoprothetik
Eine aktuelle Literaturübersicht

Der Kniegelenkteilersatz zeigt einige Vorteile im Vergleich zur Totalendoprothetik, die relevant für die Wiederaufnahme der sportlichen Aktivität sind. Hier sind insbesondere eine knochensparende Implantation, die verbesserte Flexionsfähigkeit und der weitgehende Erhalt der natürlichen Kniegelenkskinematik durch den Erhalt des vorderen Kreuzbandes und eine echte kinematische Balancierung des Bandapparates zu nennen. Zudem verläuft die Rehabilitation in der Regel durch den minimal-invasiven Zugang schneller [10]. Es konnte gezeigt werden, dass professionelle Athleten nach Kniegelenksteilersatz zum Wettkampfsport zurückkehren konnten, ohne dass im kurzfristigen Verlauf vermehrt Komplikationen auftraten [22]. Der Kniegelenkteilersatz wird auf Grund der genannten Vorteile typischerweise bei jüngeren, aktiven Patienten vorgenommen, die einen hohen sportlichen Anspruch haben. Die Gelenkbelastungen auf das Kniegelenk bei verschiedenen Sportarten sind in Tabelle 3 aufgelistet.

Die adjustierte gepoolte Return-to-sports-Rate lag in einer Metaanalyse nach Kniegelenkteilersatz bei 93 %. Dabei konnten 48 % der Patienten die sportliche Aktivität innerhalb von 3 Monaten wieder aufnehmen, 76 % der Patienten konnten die Aktivität innerhalb 6 Monaten aufnehmen. Der postoperative UCLAScore lag bei 6,2–7,4.

In einer Arbeit von Walker nach medialem Teilgelenkersatz erreichten zwei Drittel der Patienten ein hohes Aktivitätsniveau mit einem UCLA-Score von >= 7. Der mittlere UCLA-Score lag bei 6,8 Punkten. Auch nach unicondylärem Kniegelenkersatz zeigte sich postoperativ eine Abnahme von high-impact Sportarten und eine Zunahme von low-impact Sportarten. Als Grund gaben die Patienten vorwiegend eine Schonung der Implantate und die Empfehlung des Operateurs an [21].

Nach lateralem Teilgelenkersatz zeigte Walker eine Return-to-activity-Rate von 98 %, zwei Drittel der Patienten erreichten ein hohes Aktivitäsniveau. Der mittlere UCLA-Score lag bei 6,7. High-impact Aktivitäten wurden zumeist aufgegeben [20]. Wandern, Schwimmen und Radfahren waren die häufigsten Aktivitäten nach Knieteilersatz.

Sport nach Knie-TEP

Generell liegen die Return-to-sports-Raten nach Knietotalendoprothese etwas niedriger verglichen mit dem unicondylären Ersatz. Plassard beschreibt eine relativ hohe Return-to-sports-Rate von 85 % nach 43 Monaten. 33 % der Patienten konnten innerhalb von 3 Monaten sportliche Aktivitäten wieder aufnehmen, während nach 6 Monaten 81 % der Patienten zum Sport zurückgekehrt waren. Prädiktive Faktoren für eine Rückkehr zum Sport waren ein hoher präoperativer UCLA-Score und niedriger ASA-Score. Weitere Einflussfaktoren ließen sich nicht nachweisen. Der mittlere UCLA-Score lag bei 5,9. Achtzig Prozent der Patienten zeigten postoperativ eine signifikante Verbesserung des UCLA-Scores, 5 % hatten einen verminderten UCLA-Score. 93 % der Patienten waren mit dem erreichten Aktivitätslevel zufrieden. Die häufigsten Sportarten nach Knie-TEP sind in Tabelle 4 gelistet [13].

In der Zusammenschau der verfügbaren Literatur liegen die Return-to-sports-Raten zwischen 56 % und 85 %, der mittlere erreichte UCLA-Score liegt zwischen 4,6 und 7,1, während die Follow-up Zeiträume hier deutlich variierten [13]. High-impact Sportarten werden auch nach Knietotalendoprothese deutlich reduziert, während low-impact Sportarten postoperativ häufiger ausgeübt wurden.

Auch nach Knietotalendoprothese zeigen sich in den vorliegenden Studien keine Hinweise auf vorzeitige Implantatlockerung oder Abriebsprobleme bei der Wiederaufnahme von high-impact Sportarten [13].

Fazit

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass nach endoprothetischer Versorgung der überwiegende Anteil der Patienten zum Sport zurückkehrt, wobei dies den meisten Patienten innerhalb von 3–6 Monaten postoperativ möglich ist. Für alle Versorgungsarten lässt sich ein deutlicher Rückgang von high-impact Sportarten zugunsten von low-impact Sportarten nachweisen. Das erreichte Aktivitätsniveau und die Return-to-sports-Rate liegt nach Hüftendoprothetik und Knieteilersatz etwas höher als nach der Versorgung mittels Knietotalendoprothese.

Durch die Verwendung moderner Implantatsysteme und Operationstechniken werden von Seiten der Operateure die Empfehlungen zur sportlichen Aktivität nach Gelenkersatz zunehmend liberaler und erlauben mit Einschränkungen auch die Teilnahme an high-impact Sportarten. Langzeitergebnisse zu den Auswirkungen von sportlicher Aktivität auf die Implantatstandzeit sind allerdings bisher unzureichend untersucht.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
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www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Marcus R. Streit

ARCUS Kliniken

Rastatter Str. 17–19

75179 Pforzheim

streit@sportklinik.de

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