Übersichtsarbeiten - OUP 01/2024

Symphysitis und Symphysenlockerung

Operative Therapie

Aktuell liegen keine hochwertigen prospektiven randomisierten Studien hinsichtlich der Therapieentscheidung vor. In multiplen Erfahrungsberichten wird jedoch eine Symphysenspaltweite von mehr als 25–40 mm als Indikation zur operativen Therapie gesehen [8, 11, 14, 15], bzw. fortbestehende Beschwerden nach der konservativen Therapie von 6 Monaten bzw. eine erneut aufgetretene Instabilität nach Abnahme des Beckengurts, ist die Indikation zur operativen Therapie zu diskutieren [9, 10, 18]. Die operative Stabilisierung mittels Plattenosteosynthese ist dabei das Mittel der Wahl. Besteht ein zusätzlicher hinterer Beckenschmerz und lässt sich radiologisch eine Veränderung des ligamentären Halteapparats feststellen, besteht des Weiteren die Indikation zur minimalinvasiven Arthrodese des Iliosakralgelenkes [10, 14]. Die Anwendung des Fixateur externe dagegen wird vornehmlich als Alternative bei Kontraindikationen gegenüber einen internen Versorgung gesehen. Als Nachteile der Versorgung mittels Fixateure externe werden Pin-Lockerung, Pin-Infekt und Belastung der Patientin genannt [10, 14, 20].

Nach erfolgter operativer Stabilisierung oder Arthrodese der Symphyse ist eine zügige Mobilisation unter Teil- und später unter Vollbelastung möglich, um den passiven Halteapparat ohne rigide Fixation zu stärken. Im Falle einer erneuten Schwangerschaft kann eine Sectio caesarea notwendig sein, während komplikationslose vaginale Geburten nach Osteosynthese des vorderen/hinteren Beckenrings ebenfalls beschrieben sind [3].

Fazit für die Praxis

  • 1. Die Symphyse (Symphysis pubica) ist die Verbindung der beiden Schambeine und stellt anatomisch eine Synchondrose dar.
  • 2. Die Osteitis pubis (Symphysitis) kommt vor allem bei Athletinnen und Athleten mit Schuss-, schnellen Akzelerations- und Dezelerationsbewegungen sowie Richtungswechseln der Bewegung vor.
  • 3. Die Inzidenz der schwangerschaftsassoziierten Symphyseninstabilität beträgt bis zu 1:300.
  • 4. Die operative Behandlung der sportassoziierten Symphysitis ist die (mini-)offene oder endoskopische Kürettage/Teilresektion der Symphyse, die Symphyseodese mit Knochentransplantat oder Wedge-Resektion.
  • 5. Die operative Behandlung der schwangerschaftsassoziierten Symphyseninstabilität ist nach einer erfolglosen konservativen Therapie von 6 Monaten bzw. einer Symphysenweite > 2,5 (4) cm, bzw. einer erneut aufgetretenen Instabilität nach Abnahme des Beckengurts indiziert.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Philipp Koehl, MHBA

Ärztlicher Direktor

Chefarzt der Klinik für

Orthopädie und Unfallchirurgie

Klinikum Fichtelgebirge

Schillerhain 1–8

95615 Marktredwitz

unfallchirurgie@klinikumfichtel-

gebirge.de

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