Originalarbeiten - OUP 10/2016

Therapie nichttraumatischer Meniskusläsionen
Eine systematische Übersicht zur arthroskopischen Meniskusteilresektion versus nichtoperative BehandlungA systematic review comparing arthroscopic partial meniscectomy with non-surgical treatment

Unerwünschte Effekte wurden in 3 Studien analysiert. In keiner diese Studien konnten Unterschiede in der Häufigkeit unerwünschter Effekte nachgewiesen werden [14, 19, 27].

Radiologische Ergebnisse

Nur 2 Studien berichten über die Progression der Osteoarthrose. In diesen Studien konnten keine Unterschiede in der Arthroseprogression zwischen beiden Behandlungsgruppen (Arthroskopie oder Physiotherapie) nachgewiesen werden [26, 29].

Studienqualität und Limitationen

Tabelle 4 zeigt die Analyse der Studienqualität mit dem Jadad Score, dem Coleman-Score (Methoden) und der CONSORT-Checkliste.

Die Ergebnisse der Klassifizierung der Kontrolle der chirurgischen Prozessqualität, des Ausschlusses anderer chirurgischer Maßnahmen, der Verwendung von Schmerzmitteln einschließlich NSAR und von Glukokortikoiden zeigt Tabelle 5. Eine bedeutsame Limitation war, dass in keiner der Studien der Gebrauch von Schmerzmedikamenten einschließlich NSAR kontrolliert wurde (Tab. 5).

Eine weitere relevante Limitation war, dass in den untersuchten Studien unspezifische und nichtvalidierte Scores verwendet wurden (zum Beispiel Lysholm-, WOMAC und Oxford Knee Score [OKS]).

Diskussion

Im vorliegenden systematischen Review konnte nur eine Studie zeigen, dass die arthroskopische partielle Resektion des Innenmeniskus Vorteile im Vergleich zur physiotherapeutischen Behandlung bringt [14]. In den anderen Studien bestand kein Unterschied zwischen beiden Behandlungsgruppen [19, 26–29].

Die Analyse der Wechsler zeigt jedoch, dass es eine Subgruppe von Patienten mit einer nichttraumatischen Innenmeniskusläsion gibt, die nicht von einer Physiotherapie profitierten [14, 26, 27]. Diese Befunde bestätigen die initiale Hypothese. In 2 Studien, in denen eine signifikante Wechslerrate berichtet wird, war der Grund für den Wechsel in die Arthroskopiegruppe, dass die Symptome unter der Physiotherapie persistierten [26, 27]. Nach der arthroskopischen partiellen Meniskusentfernung besserten sich die klinischen Ergebnisse dann auf das gleiche Niveau wie bei Patienten, bei denen primär eine arthroskopische Meniskusteilentfernung durchgeführt worden war.

Offenbar spielen die Rissformen eine Rolle für das Ansprechen auf die operative oder nichtoperative Therapie. In die einzige Studie, in der keine Wechslerrate berichtet wurde, wurden nur Patienten mit horizontalen Meniskusläsionen eingeschlossen [29]. Das weist darauf hin, dass horizontale Läsionen gut auf eine nichtoperative Therapie ansprechen [29]. Herrlin et al. [26] untersuchten die Rissformen bei den Patienten, die von der Physiotherapiegruppe in die Arthroskopiegruppe wechselten. In dieser Studie hatten 3 von 13 Wechslern einen Lappenriss. Lappenrisse haben das Potenzial, mechanische Symptome zu verursachen. Diese Beobachtungen zeigen, dass Patienten mit Lappenrissen von einer arthroskopischen Meniskusteilentfernung profitieren.

In der Studie von Gauffin et al. [14] mussten sich alle Patienten präoperativ physiotherapeutisch behandeln lassen. Das bedeutet, dass in dieser Studie eher Patienten ausgewählt wurden, die nicht auf eine physiotherapeutische Behandlung ansprachen.

In der Subgruppenanalyse der einzelnen Studien hatten weder das Alter [14], noch mechanische Symptome (Blockierungen) [14], das Arthrosestadium [19, 27] oder der akute Beginn der Symptome [14, 19] einen Effekt auf das Ergebnis.

Es ist nicht klar, ob die partielle Meniskektomie oder die Meniskusläsion selbst ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoarthrose ist. In der Studie von Herrlin et al. [26] bestand kein Unterschied in der Arthroserate der Behandlungsgruppen, und die Mehrheit der Patienten zeigte keine Arthroseprogression [26]. Nach 5 Jahren schritt bei jeweils 2 Patienten pro Behandlungsgruppe die Osteoarthrose fort [26]. Diese Befunde stehen im Gegensatz zu anderen Studien [6, 7]. Sie sind aber Hinweise dafür, dass die Entwicklung einer Osteoarthrose nicht durch eine arthroskopische partielle Meniskektomie bedingt ist. Die Meniskusläsion ist eher Folge der medialen Gonarthrose [30, 31].

Die Analyse der Studienqualität zeigte akzeptable Ergebnisse für 5 der untersuchten Studien. Nur eine Studie hatte in allen 3 Scores schlechte Ergebnisse [28]. Ihre Ergebnisse sollten mit Vorsicht interpretiert werden.

Limitationen

Kritikwürdig ist die Beschreibung der chirurgischen Technik in einigen Studien. Eine ungenaue Beschreibung und Standardisierung einer therapeutischen Variable ist bedenklich, da bekannt ist, dass intraoperative Komplikationen wie eine zu exzessive Resektion, iatrogene Knorpelschäden oder eine unzureichende Resektion das postoperative Ergebnis beeinflussen [32, 33]. Auch weitere arthroskopische Maßnahmen (Knorpelglättung, Notchplastik, partielle Synovialektomie et cetera) wurden nur in der FIDELITY-Studie ausgeschlossen [19]. Bedenklich ist außerdem, dass die chirurgische Prozessqualität in keiner der untersuchten Studien kontrolliert wurde. Künftige kontrollierte randomisierte Studien, die chirurgische Therapieverfahren untersuchen, sollten diese Faktoren berücksichtigen.

Bedenklich ist weiterhin, dass in keiner der untersuchten Studien der Verbrauch an Schmerzmedikamenten einschließlich NSAR dokumentiert wurde. Die Ergebnisse in beiden Behandlungsgruppen könnten demnach durch NSAR-Gebrauch maskiert gewesen sein. Die gastointestinalen Nebenwirkungen von NSAR sind weitgehend bekannt [34].

Ein weiterer Mangel der untersuchten Studien ist die fehlende Generalisierbarkeit. Fehlende Generalisierbarkeit ist eine typische Limitation randomisierter kontrollierter Studien. In die METEOR-Studie konnten nur 26 % und in die FIDELTY-Studie nur 15 % der infrage kommenden Patienten eingeschlossen werden. Daher können die Ergebnisse nur mit Vorsicht auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden [27].

Bedenklich ist weiterhin, dass in 3 Studien der Lysholm Score als primärer Endpunkt verwendet wurde. Dieser Score ist für zwei der in den jeweiligen Studien gebräuchlichen Landessprachen (Finnisch und Koreanisch) nicht validiert. Außerdem haben Briggs et al. zeigen können, dass für die Lysholm-Domänen Hinken, Instabilität, Hilfe und Blockierung unangemessen hohe Deckeneffekte (> 30 %) im Hinblick auf Meniskusprobleme bestehen [35]. Für den KOOS wiederum wurden Bodeneffekte beschrieben, wenn er für Meniskuspatienten verwendet wurde [36].

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