Übersichtsarbeiten - OUP 05/2013

Wirbelkörperfrakturen im Alter, minimalinvasive Behandlungsstrategien

In Ausnahmefällen wird es auch bei älteren Patienten notwendig sein, die ventrale Säule so zu rekonstruieren, wie wir es beim jungen Patienten fordern. Im eigenen Patientenkollektiv sehen wir sogar einen zunehmenden Bedarf [20]. Dies liegt zum einen daran, dass die Menschen auch im Alter immer aktiver werden und dies auch bleiben wollen. Zum anderen sehen wir vermehrt Fehlindikationen der Zementaugmentation, wodurch dann ventrale Operationen erforderlich werden, um insuffiziente und zum Teil dann auch dislozierte Zementplomben zu entfernen. Durch die minimalinvasive thorakoskopische Technik werden diese ventralen Eingriffe auch von älteren Patienten mittlerweile gut überstanden, gerade wenn diese noch aktiv sind. Für die ventrale Spondylodese stehen mittlerweile Wirbelkörperersatzsysteme mit speziell konfigurierten Endplatten zur Verfügung, die ein Einbrechen in die Endplatten der osteoporotischen Wirbelkörper vermeiden können. Bei Bedarf können die angrenzenden Wirbelkörper auch noch endplattennah zementaugmentiert werden. Zur zusätzlichen Stabilisierung stehen ventrale Plattensysteme zur Verfügung, deren Schrauben besonders stabil in der Spongiosa verankert werden können (Abb. 3).

Fazit

Die Wirbelkörperfraktur beim Älteren hat bereits einen hohen Stellenwert und nimmt zunehmend an Zahl und Bedeutung zu. Der Großteil dieser Läsionen oder Frakturen wird im niedergelassenen Bereich ambulant behandelt. Sicherlich sind bei den sogenannten Läsionen die Richtlinien der DVO zu beachten, gerade bei instabilen Frakturen aber muss einer zunehmenden Fehlstellung und lange andauernden Immobilisierungen entgegengewirkt werden. Mit der Vertebroplastie und Kyphoplastie liegen heute minimalinvasive Verfahren vor, die eine rasche, wenn nicht sofortige Schmerzreduktion ermöglichen. Instabilere Verletzungen können durch eine zementaugmentierte perkutane dorsale Instrumentierung ggfs. auch langstreckig zuverlässig stabilisiert werden. Aufwändige ventrale Rekonstruktionen mit Wirbelkörperersatz in thorakoskopischer Technik sind zwar schonend und heute daher auch bei älteren Patienten möglich, in diesem Kollektiv aber nach wie vor eher die Ausnahmeindikation.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Oliver Gonschorek

Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

Professor-Küntscher-Straße 8

82418 Murnau

oliver.gonschorek@bgu-murnau.de

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