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ÜBERSICHTSARBEITEN
Ausgabe: 05/2023 - Stefan Middeldorf
Fahrtauglichkeit unter Schmerzmedikamenten

Zusammenfassung: Der Paragraph 2 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) definiert den maßgeblichen Anteil der Verantwortlichkeit für jeden Fahrzeugführer: Wer sich nicht sicher im Verkehr bewegen kann und eine Gefährdung für sich oder andere darstellt, muss auf das Führen eines Kraftfahrzeuges verzichten. Hierbei wird die Einnahme von Medikamenten nicht anders zu bewerten sein, als Symptome, die durch einen schweren grippalen Infekt oder eine Magen-Darm-Störung hervorgerufen werden. Die Beurteilung dauerhaft medikamentös mit Schmerzmitteln behandelter Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer hinsichtlich des Vermögens einer sicheren Teilnahme am Straßenverkehr ist komplex und bedarf unter Einschluss grundsätzlicher Überlegungen im Regelfall zudem eine einzelfallorientierte Betrachtung und ggf. auch Begutachtung. Dabei können die typischen unerwünschten Wirkungen der meisten Schmerzmedikamente, insbesondere WHOII und III, potenziell und in der Regel nur temporär, ebendiese Fahreignung in Frage stellen, auf der anderen Seite kann die Einnahme von Schmerzmitteln die Teilnahme am Straßenverkehr erst ermöglichen. Die Fahrtüchtigkeit kann insbesondere beeinträchtigt sein bei Eindosierung, Substanzwechsel, Dosiswechsel, Ergänzung von Komedikation und auch bei Absetzen von Substanzen. Hier kann eine Dauer von 2 Wochen für den Verzicht, ein Kraftfahrzeug zu führen, als sinnvoll angesehen werden. Der Anspruch an Sicherheit ist bei der Fahrerlaubnisgruppe 2 (Berufskraftfahrer, Busfahrer, Fahrgastbeförderung) nochmals höher anzusetzen. Ein hohes Maß an charakterlicher Eignung wird in diesem Zusammenhang von der Verkehrsteilnehmerin/dem Verkehrsteilnehmer gefordert. Richtungsweisende Publikationen existieren hierzu aus der Feder der Arbeitsgruppe Beurteilungskriterien der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP).

Summary: Paragraph 2 of the Driving License Ordinance (FeV) defines the relevant share of responsibility for every vehicle driver: Those who cannot move safely in traffic and pose a risk to themselves or others must refrain from driving a motor vehicle. The taking of medication should not be assessed differently from symptoms caused by a severe flu-like infection or gastrointestinal disorder. The assessment of drivers who have been treated with painkillers on a long-term basis with regard to their ability to safely participate in road traffic is complex and, including fundamental considerations, generally also requires a case-by-case approach and, if necessary, an assessment. The typical undesirable effects of most pain medication, especially WHO II and III, can potentially and usually only temporarily put this fitness to drive into question. On the other hand, taking painkillers can make driving possible in the first place. The ability to drive can be impaired in particular when dosing, changing substances, changing doses, supplementing co-medication and also discontinuing substances. A period of 2 weeks for not driving a motor vehicle can be considered useful here. The requirement for safety is to be set even higher for driving license group 2, professional drivers, bus drivers, passenger transport. In this context, road users are required to have a high level of character aptitude. There are trend-setting publications penned by the assessment criteria working group of the German Society for Traffic Psychology (DGVP).

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Ausgabe: 05/2023 - Theodoros Theodoridis - Ulricke Randel
Interventionelle Wirbelsäulentherapie ohne Zuhilfenahme bildgebender Verfahren

Zusammenfassung: Das Hauptziel der interventionellen Wirbelsäulentherapie ist es, die schmerzgeplagten Rückenpatientinnen und -patienten, die möglicherweise sogar vor einem operativen Eingriff stehen, über deren Schmerzspitzen hinwegzuhelfen. Spinalnervanalgesien, epidurale Injektionen, Facettengelenk- und ISG-Infiltrationen wirken direkt am Ausgangspunkt der Nozizeption im Bewegungssegment und führen sehr häufig maßgeblich zu einer Befundbesserung. Diese Injektionen lassen sich sicher und effektiv anhand anatomischer Landmarken durchführen. Dies geschieht vor allem strahlenfrei, ohne kostenintensiven apparativen Einsatz und mit einem geringen organisatorischen und zeitlichen Aufwand.

Summary: The main goal of interventional spine treatment is to help back pain patients, who may even think about surgery, get over their pain peaks. Nerve root blocks, epidural injections, facet injections and sacroiliac joint injections are procedures that influence the pathological process directly in the spine motion segment and very often lead to a significant improvement in the findings. These spinal injections can be performed safely and effectively using anatomical landmarks. Above all, this is done radiation free, without the use of expensive equipment and with low organizational effort and time.

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Ausgabe: 05/2023 - Carolin Meyer - Christian Wille
Management neuropathischer Schmerzen

Zusammenfassung: Schmerzen sind Leitsymptom zahlreicher Erkrankungen. Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen weisen ein besonders hohes Risiko für individuelle, aber auch soziale und gesellschaftliche Folgebelastungen auf. Bewusstsein und Wissen über die Pathomechanismen chronischer Schmerzverläufe, die Bedeutung neuropathischer Schmerzen als Folge einer Chronifizierung sowohl für die Patientin/den Patienten selbst als auch für die Gesellschaft und deren Therapieresistenz sind in der ärztlichen Profession weiterhin erstaunlich unterentwickelt. Dies führt in der Praxis zu Unterversorgung und jahrelangen Leidenswegen einerseits und zu ineffizienter Positivsymptome und Übertherapie andererseits. Aus pathophysiologischer Sicht gilt, dass jeder Schmerzzustand – unabhängig von der Ursache – je nach Dauer und Intensität strukturelle und funktionelle Veränderungen in schmerzleitenden, -verarbeitenden und -kontrollierenden Nervensystemanteilen nach sich ziehen kann. Es resultieren Schmerzsyndrome, die mit fortschreitender Chronifizierung neuropathische Komponenten erwerben und sich zunehmend therapieresistent gegenüber konventionellen Therapiemaßnahmen verhalten. Die erste große Herausforderung besteht darin, neuropathische Schmerzkomponenten zu erkennen, um eine adäquate Diagnostik zu veranlassen. Die zweite beinhaltet, zeitgerecht eine aussichtsreiche Therapie einzuleiten und weiterer Chronifizierung entgegenzuwirken. Allenfalls jede/r dritte Betroffene mit chronisch neuropathischen Schmerzen ist mit konservativen Therapiemaßnahmen wie medikamentöser Therapie, psycho-, physio- und ergotherapeutischer Behandlung langfristig zufriedenstellend behandelbar. Verschiedene interventionelle Ansätze haben nachgewiesen kurz-, mittel- aber auch langfristig effektive Behandlungsergebnisse gezeigt. Methoden der modernen minimalinvasiven, neuromodulativen Schmerztherapie wie die Spinal Cord Stimulation (SCS) und die Neurostimulation des Spinalganglions (DRG) stellen zusätzliche effektive Optionen dar, sowohl in Bezug auf die individuelle Schmerzlinderung, Verbesserung der Lebensqualität als auch hinsichtlich der (Folge-)Kosten.

Summary: Pain appears to be a leading symptom of many diseases. Patients suffering from chronic pain are of high risk to develop comorbidities coming along with profound personal- and social disadvantages. Knowledge and awareness about pathomechanisms leading to chronic pain, the individual and social consequences of neuropathic pain as result of chronification as well as its high prevalence of therapy resistance are still not common amoung medical professionals. In daily practice patients are either subject to medical neglect in years of suffering or over-diagnosed and -treated. Pathophysiologically every pain condition depending on duration und intensity and independent from origin will provoke ongoing structural and functional changes in pain-conducting, -processing and -controlling parts of the nervous system. The resulting pain syndromes, which acquire neuropathic features along the chronification process, exhibit increasing resistance to conventional therapies.To recognize neuropathic pain components, in order to initiate correct diagnostics appears to be the first challenge. The second challenge includes the timely initiation of the correct therapy, in order to prevent further chronification. Only a third of the patients suffering from chronic neuropathic pain can be treated sufficiently using conservative strategies as medicated therapy, psycho-, physio- or occupational therapy in the long run. Different interventional treatment strategies have proven to be effective on short-, middle- or long-term outcome. Modern, minimally invasive methods of neuromodulation as spinal cord stimulation (SCS) and dorsal root ganglion stimulation (DRG) represent additional and effective options for pain management regarding individual improvement of pain and quality of life as well as the entailing costs.

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Ausgabe: 06/2023 - Vera Jaecker - Annika Steinmeier
Distale Humerusfrakturen

Zusammenfassung: Distale Humerusfrakturen stellen schwerwiegende, gelenkbeteiligende Verletzungen, die nicht selten mit neurovaskulären Begleitverletzungen und Weichteilschäden einhergehen, dar. In der Regel ist eine osteosynthetische Versorgung zur Frakturstabilisierung erforderlich und um eine möglichst frühzeitige funktionelle Nachbehandlung zu ermöglichen. Ziel ist eine anatomische und stabile Rekonstruktion der Fraktur, um die Funktion und Belastungsfähigkeit des Ellbogengelenks wiederherzustellen. Bei den meisten Frakturtypen sind Schrauben- oder Plattenosteosynthesen die Therapie der Wahl. Bei gelenkbeteiligenden Frakturen werden meistens anatomisch vorgeformte Doppelplattenosteosynthesen durchgeführt, die in einer 90°- oder 180°-Konfiguration positioniert werden können. Der operativen Therapie sollte eine genaue Analyse der Fraktur vorausgehen, die Patientenlagerung, operative Zugangswege und die Art der Osteosynthese umfasst. Bei komplexen, osteoporotischen Frakturen, bei denen die Gelenkfläche nicht rekonstruierbar ist, kann ein endoprothetischer Gelenkersatz erwogen werden. Die klinischen Ergebnisse operativ versorgter distaler Humerusfrakturen hängen wesentlich von der Komplexität der Fraktur und dem Repositionsergebnis sowie dem Vorhandensein begleitender Nervenverletzungen ab. Zu den häufigsten postoperativen Komplikationen zählen eine Ellbogengelenkteilsteife, heterotope Ossifikationen, eine posttraumatische Arthrose und proximale Ulnarisparesen.

Summary: Distal humerus fractures are often severe, joint-involving injuries that frequently present with concomitant neurovascular injuries and soft tissue damage. Most fractures require surgical treatment to allow for an early range of motion follow-up. The surgery aims to achieve an anatomic, stable reconstruction as a prerequisite for restoring function and weight-bearing of the elbow joint. Open reduction and internal fixation is usually performed for most fracture types, with anatomically bicolumnar locking plates that can be positioned in a 90° or 180° configuration most commonly performed for joint-involving fractures. A detailed fracture analysis with planning of patient positioning, approaches and the choice of implants should precede the surgical treatment. Total elbow replacement may be considered in comminuted osteoporotic fractures where the articular surface cannot be reconstructed. Clinical outcomes of surgically treated distal humerus fractures depend primarily on the fracture type and the anatomical reduction, as well as the presence of concomitant nerve injury. The most common postoperative complications include partial elbow joint stiffness, heterotopic ossification, posttraumatic osteoarthritis, and damage to the ulnar nerve.

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Ausgabe: 06/2023 - Francisco F. Fernandez - Alexander N. Herzog
Posttraumatische cubitale Deformitäten bei Kindern und Jugendlichen

Zusammenfassung: Die Fraktur im Bereich des distalen Humerus ist nicht nur ein der am häufigsten vorkommenden, sondern auch das komplikationsträchtigste Skelettaltrauma im Kindesalter. Prozentual stammt nur ein geringer Anteil des gesamten Oberarmwachstums aus den Wachstumsfugen im Bereich des distalen Humerus. Die relativ niedrige Wachstumspotenz erlaubt nur einen sehr begrenzten Remodellierungsprozess, der kaum spontane Korrektur der posttraumatischen Deformität ermöglicht. Die posttraumatische Deformität des distalen Humerus ist nicht nur ein anatomisches, oder wie öfters initial subjektiv wahrgenommen, gar ein kosmetisches Problem. Die unphysiologische Veränderung der Geometrie verursacht häufig auch funktionelle Defizite des Ellenbogengelenkes, die langfristig zusätzlich mit einer sekundären Instabilität einhergehen. Daher ist das Wiederherstellen der anatomischen Geometrie des distalen Humerus durch eine supracondyläre Umstellung hier der zielführende Therapieansatz.Die Auswahl der optimalen Technik bleibt immer eine Fall zu Fall-Entscheidung, dabei ist die anatomische Norm nicht allein ausschlaggebend, vielmehr ist es wichtig, die individuellen Ansprüche der/des betroffenen Patientin/Patienten zu berücksichtigen. Bei Patientinnen und Patienten ab einem Alter von 10 Jahren favorisieren wir die supracondyläre Domosteotomie über einen dorsalen Trizeps-Split-Zugang aufgrund ihrer multidimensionalen Korrekturmöglichkeit und freifunktionellen Nachbehandlung sowie günstigen Narbenästhetik.Nicht nur die Korrektur an sich, sondern auch der Zeitpunkt der Korrektur ist entscheidend für den Therapieerfolg. Der optimale Korrekturzeitpunkt ist vom Ausmaß der Deformität sowie vom Alter der Patientin/des Patienten abhängig. Im Bereich des distalen Humerus ist nach dem Alter von 7 Jahren mit einer Spontankorrektur durch Remodellierung nicht mehr zu rechnen. Bei massiven funktionell wirksamen Deformitäten kann eine Korrektur ab 6 Monaten post-Trauma durchgeführt werden. Die posttraumatischen Deformitäten des distalen Humerus können sich nicht nur in Funktionsdefiziten manifestieren, sondern auch langfristig zu Instabilitäten des Ellenbogengelenkes führen. Aufgrund des sehr begrenzten Spontankorrekturpotenzials ist ein abwartendes Vorgehen nicht sinnvoll. Wir empfehlen eine rechtzeitige Korrektur, bevor die sekundären Veränderungen der umgebenden Strukturen trotz der Behebung der primären Deformitäten irreversibel verbleiben.

Summary: Elbow fractures are one of the most common types of skeletal trauma in childhood and carry the greatest risk of post-traumatic complications. As only a small portion of arm growth originates from the growth plates of the elbow joint, their capacity for remodeling is limited, making the spontaneous correction of deformity or misalignment challenging.Post-traumatic deformity of the distal humerus is not just an anatomical or cosmetic problem. Non-physiological deviation of the geometry often causes functional elbow joint deficits, which can lead to additional secondary instability in the long term.The goal of supracondylar correctional osteotomy is the restoration of the anatomical geometry of the distal humerus. The optimal surgical technique is always decided on a case-by-case basis. The decision is based on both anatomical norms and the specific needs of the individual patient. With patients 10 years old, we favor the supracondylar dome osteotomy with a posterior triceps-splitting approach. This method has substantial capacity for simultaneous multiplanar correction, allows comfortable cast-free postoperative movement, and leaves a more cosmetically appearing surgical scar than the lateral approach.For successful treatment, both the correction itself and the timing of the correction are crucial considerations. The optimal timing of the correction depends on both the dimension of the deformity and the age of the patient. After the age of 7 years, no relevant remodeling can be expected. The correction of massive functionally effective deformities can be performed after 6 months post-trauma. Post-traumatic deformities of the distal humerus may manifest as functional deficits, and there is a risk of subsequent secondary instabilities of the elbow joint. Due to the limited potential of spontaneous correction, a wait-and-see approach is inappropriate. We recommend timely surgical correction to avoid secondary manifestations becoming irreversible even after the resolution of the primary deformity.

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Ausgabe: 06/2023
Periprothetische Frakturen des Humerus

Zusammenfassung: Die Inzidenz periprothetischer Humerusfrakturen (PPHF) nimmt aufgrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Implantation von Schulterprothesen stetig zu. Weder über die Einteilung noch über die optimale Versorgungsstrategien dieser Frakturen besteht allerdings ein Konsens. Während Frakturen im Bereich der Tuberkel und distal des Prothesenschaftes auch konservativ behandelt werden können, sofern der Schaft stabil sitzt, zeigen sich für die übrigen Frakturentitäten hohe Pseudarthroseraten unter nicht-operativer Therapie. Nachdem prä- oder intraoperativ ein gelockerter Prothesenschaft festgestellt wurde, wird weitgehend ein Wechsel des Implantates auf einen Langschaft, der die Fraktur suffizient überbrückt, empfohlen. Bei einer festsitzenden Prothese kann bevorzugt die osteosynthetische Versorgung mit winkelstabilen Plattensystemen erfolgen, da hier einheitlich über die höchste Frakturheilungsrate berichtet wird. Grundsätzlich handelt es sich bei der Frakturversorgung von PPHF jedoch um einen hochkomplexen Sachverhalt, der prä- und intraoperativ eine sorgfältige Abwägung verlangt und neben der Frakturlokalisation insbesondere die Stabilität der Prothese, aber auch individuelle Aspekte, berücksichtigen sollte.

Summary: The incidence of periprosthetic humeral fractures (PPHF) is trending upwards subject to rising total numbers of shoulder arthoplasties and the demographic ageing. Nonetheless, there is no consensus neither about classification nor the optimal treatment algorithm. Nondisplaced fractures of the tubercles or distally to the stem can be treated non-operatively when the arthroplasty is well-fixed. Conservative treatment in general though is associated with a high percentage of non-unions. For stable implants with sufficient bone stock, a fixed angle plate osteosynthesis can be performed, which yields the highest union rates overall. Whenever the stem is loose and/or the bone quality is poor, a revision arthroplasty has to be performed. In general, treatment of PPHF is a very complex situation which requires surgeons to take the fracture, the integrity of the stem and individual circumstances into consideration.

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Ausgabe: 06/2023 - Freya M. Reeh - Maren Bieling
State of the Art bei der Frakturprothese am Oberarmkopf

Zusammenfassung:Proximale Humerusfrakturen machen einen großen Anteil an allen Frakturen aus und steigen insbesondere mit zunehmendem Lebensalter aufgrund einer abnehmenden Knochendichte stetig an. Die Wahl des bestmöglichen Therapieverfahrens gestaltet sich oftmals als schwer und dieses Thema wird in der dazu bisher veröffentlichten Literatur kontrovers diskutiert. Bei nicht oder nur gering dislozierten Frakturen ist eine konservative Therapie ein geeignetes Verfahren. Ab einem gewissen Grad der Dislokation wird eine operative Therapie notwendig. Die gelenkerhaltende Operation sollte bei jungen Patientinnen und Patienten grundsätzlich bevorzugt werden. Die primäre inverse Frakturendoprothese bei nicht rekonstruierbaren Frakturen hat in den letzten Jahren aufgrund ihrer zufriedenstellen postoperativen Ergebnisse vermehrt an Bedeutung gewonnen. Klare Indikationen zum endoprothetischen Gelenkersatz liegen in einem schmalen Kalottenfragment, einer fehlenden medialen Abstützung, einer Trümmerzone im Bereich der Tubercula sowie patientinnen-/patientenspezifischen Faktoren wie einer vorbestehenden Omarthrose oder Rotatorenmanschetteninsuffizienz. Der grundlegende Vorteil der inversen Totalendoprothese gegenüber der anatomischen Hemiprothese liegt in einer Unabhängigkeit von der Funktion der Rotatorenmanschette. Auch wenn die Funktion der inversen Prothese nicht von der knöchernen Einheilung der Tubercula abhängig ist, sollte eine Tubercularefixation angestrebt werden, da hierdurch bessere funktionelle Ergebnisse erzielt werden. Die primäre inverse Frakturprothese zeigt gute langfristige funktionelle Ergebnisse und stellt somit das Verfahren der Wahl bei nicht mehr rekonstruierbaren proximalen Humerusfrakturen dar.

Summary: Proximal humerus fractures account for a large proportion of all fractures and increase steadily with age due to decreasing bone density. The choice of the best possible therapeutic procedure is often difficult and this topic has been controversially discussed in the literature published to date. In the case of non-displaced or only slightly displaced fractures, conservative therapy is a suitable procedure. From a certain degree of dislocation, surgical therapy becomes necessary. Joint-preserving surgery should generally be preferred in young patients. Primary inverse fracture arthroplasty for nonreconstructible fractures has become increasingly important in recent years because of its satisfactory postoperative results. Clear indications for endoprosthetic joint replacement include a narrow calvarial fragment, lack of medial support, a zone of comminution in the tuberosity, and patient-related factors such as preexisting omarthrosis, or rotator cuff insufficiency. The fundamental advantage of the inverse total endoprosthesis over the anatomic hemiprosthesis is its independence from rotator cuff function. Although the function of the inverse prosthesis is not dependent on the bony healing of the tuberosity, tuberosity re-fixation should be aimed for, as this achieves better functional results. The primary inverse fracture prosthesis shows good long-term functional results and is therefore the procedure of choice for proximal humerus fractures that can no longer be reconstructed.

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Ausgabe: 06/2023 - Markus Rupp - Nike Walter
Frakturassoziierte Infektionen an der oberen Extremität

Zusammenfassung: Die steigende Anzahl operativer Frakturversorgungen mit Implantaten stellt eine Herausforderung für Orthopädie und Unfallchirurgie dar. Während insgesamt ca. 1,23% aller Frakturen eine frakturassoziierte Infektion (FRI) nach sich ziehen, betreffen 10–13% aller FRI die obere Extremität. Die korrekte Diagnose dieses oftmals komplizierten Krankheitsbildes ist entscheidend für den Therapieerfolg. Seit 2018 bestehen konfirmatorische Kriterien und suggestive Parameter, die bei der Diagnosestellung berücksichtigt werden müssen. Auch an der oberen Extremität wird die klinische Routinediagnostik befolgt. Diese beinhaltet neben der obligaten Anamnese und klinischen Untersuchung radiologische Bildgebung wie Röntgen, CT, MRT und nuklearmedizinische Verfahren. Zudem sollten 3–5 Gewebeproben aus der Frakturregion zur mikrobiologischen Diagnostik eingeschickt und auch eine histopathologische Untersuchung zur Diagnosesicherung veranlasst werden. Die Therapie sollte interdisziplinär erfolgen. Neben der chirurgischen und in der Regel zwölfwöchigen antibiotischen Therapie ist ein interdisziplinärer Therapieansatz zu Optimierung von Begleiterkrankungen und chirurgischer Mitbeurteilung durch einen plastischen Chirurgen gerade bei komplexen Fällen ratsam. Besondere Aspekte der oberen Extremitäten wie Möglichkeiten des Gelenkerhaltes oder die Konversion auf ein Gelenkersatzverfahren sind in Abhängigkeit von der Durchblutungs- und Osteosynthesesituation zu evaluieren. Diaphysäre Knochendefekte geringeren Ausmaßes am Humerus können im Gegensatz zur unteren Extremität besser durch Verkürzungen behandelt werden, auch Monorail-Fixateur-Systeme finden ohne zusätzliches intramedulläres Implantat sichere Anwendung. Das häufig auftretende Cutibacterium acnes ist bisweilen gut antibiotisch zu therapieren. Allerdings muss der Chirurg auf eine dreiwöchige Kultivierung durch die mikrobiologische Diagnostik achten. Für die Erhebung der Behandlungsergebnisse stehen keine separaten patient reported outcome measurements (PROMs) zur Verfügung. Hier finden PROMs für die obere Extremität Anwendung wie der Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand-Fragebogen.

Summary: The increasing number of surgical fracture care using osteosynthesis devices poses a challenge for orthopedics and trauma surgery. While approximately 1.23% of all fractures result in a fracture-related infection (FRI), 10–13% of all FRIs affect the upper extremity. Accurate diagnosis of this often-complex condition is crucial for successful therapy. Since 2018, confirmatory criteria and suggestive parameters have been established that must be considered in the diagnosis. Clinical routine diagnostics are also followed for the upper extremity. In addition to the obligatory medical history and clinical examination, radiological imaging such as X-ray, CT, MRI, and nuclear medicine procedures are included. Furthermore, 3–5 tissue samples from the fracture region should be sent for microbiological diagnosis, and a histopathological examination should be arranged for diagnostic confirmation. Treatment should be interdisciplinary. In addition to surgical and usually twelve-week antibiotic therapy, an interdisciplinary treatment approach to optimize comorbidities and surgical assessment by a plastic surgeon is advisable, especially in complex cases. Special aspects of the upper extremities, such as options for joint preservation or conversion to a joint replacement procedure, should be evaluated depending on the blood flow and osteosynthesis situation. Diaphyseal bone defects of smaller extent in the humerus can be treated better with shortening, and monorail fixator systems can be applied safely without additional intramedullary implants, unlike in the lower extremity. The commonly occurring Cutibacterium acnes can often be effectively treated with antibiotics. However, the surgeon must be aware of a three-week cultivation period by microbiological diagnostics. Separate patient-reported outcome measurements (PROMs) for assessing treatment outcomes are not available. PROMs for the upper extremity, such as the disabilities of the arm, shoulder and hand questionnaire, are applied here.

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Ausgabe: 06/2023 - Christian von Rüden - Oliver Trapp
Klavikulafrakturen

Zusammenfassung: Je nach Frakturmuster und Beteiligung des Weichteilmantels können Klavikulafrakturen operativ oder nicht-operativ behandelt werden. In der Vergangenheit wurden dislozierte Frakturen des Klavikulaschafts bei Erwachsenen nicht-operativ behandelt. Die Pseudarthroserate nach nicht-operativer Therapie scheint jedoch höher zu sein als in der Vergangenheit berichtet. Darüber hinaus häufen sich die Publikationen, die über bessere funktionelle Ergebnisse nach operativer Therapie berichten. Die aktuelle Literatur legt nahe, dass die primär operative Stabilisierung insbesondere dislozierter Frakturen eine raschere funktionelle Übungsbehandlung und somit eine frühere körperliche Erholung ermöglicht als die nicht-operative Therapie. Vorgeschlagen wird eine individuelle Behandlung unter sorgfältiger Abwägung der Vor- und Nachteile der einzelnen Therapieverfahren und der Patientinnen-/Patientenpräferenzen.

Summary: Depending on the fracture pattern and soft tissue mantle involvement, clavicle fractures can be treated surgically or non-operatively. Historically, displaced fractures of the clavicle shaft in adults have been treated non-operatively. However, the nonunion rate after non-operative therapy seems to be higher than reported in the past. Additionally, publications reporting better functional outcomes after surgical therapy are accumulating. The current literature suggests that primary surgical stabilization, especially of displaced fractures, provides more rapid functional exercise treatment and thus earlier physical recovery than non-operative therapy. Individualized treatment is suggested, with careful consideration of the advantages and disadvantages of each therapeutic approach and patient preferences.

Keywords: Clavicle, fracture, nonunion, locking plate, hook plate, evidence

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Ausgabe: 01/2023 - Albert Jakob - Oliver Linhardt
Ursachen und moderne konservative Therapiemaßnahmen der lumbalen, bandscheibenbedingten Erkrankungen

Zusammenfassung:Durch die konservative Therapie können die meisten bandscheibenbedingten Erkrankungen der Lendenwirbelsäule effektiv behandelt werden. Nach abgeklungener, akuter Schmerzphase sind Manualtherapie und Osteopathie ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Die in unserer Arbeit dargestellten manualtherapeutisch-osteopathischen Behandlungsmethoden zeigen empirisch betrachtet gute Ergebnisse.

Summary: Most disc-related diseases can be treated with conservative methods. After acute pain symptoms, manual therapy and osteopathy are an important factor of therapy. Concerning our empiric results, manual therapy and osteopathy are effective treatments for disc-related diseases.

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