Übersichtsarbeiten - OUP 11/2012

Aktuelle Aspekte der intraartikulären Therapie der Gonarthrose: Polynukleotide

Dem entspricht die Reduktion der klinischen Symptomatik, evaluiert anhand der VAS-Skala: Die Senkung der Beschwerden nach 3–4-wöchiger intraartikulärer Behandlung betrug deutliche 36 % bzw. 42 % (Abb. 3).

Die Veränderungen der VAS (Mittelwerte, 95 % Vertrauensbereich) zu den einzelnen Evaluations-Zeitpunkten sind in der nachfolgenden Grafik dargestellt.

Schmerzmittelverbrauch (SmV): Zum Beginn der Evaluation (T0) wurde bei 49 Patienten (44,5 %) eine Einnahme von Analgetika/NSAR dokumentiert. Demzufolge nahmen 61 Patienten (55,5 %) keine Analgetika/NSAR zusätzlich zur Injektionstherapie ein.

Zum Ende der Behandlungs- und Nachbeobachtungszeit (T5) wurde nur noch bei 32 Patienten (29,4 %) eine Einnahme von Analgetika/NSAR dokumentiert, insgesamt 77 Patienten (70,6 %) nahmen keine Analgetika/NSAR zusätzlich ein.

Bezogen auf die Gesamtzahl der Patienten ist dies eine Reduktion von 44,5 % auf 29,4 %.

Rechnet man aber die Zahl der Patienten heraus, die die Evaluation ohne jede zusätzliche Schmerzmitteleinnahme (55 Patienten) begonnen und durchgeführt hatten, so ergeben sich (bezogen auf die verbleibenden 55 Patienten) andere Werte: Reduktion des SmV von etwa 90 % (89,1 %) auf etwa 60 Prozent (59,3 %), das heißt, der Schmerzmittelverbrauch wurde um etwa 30 % gesenkt.

Gesamturteil durch Arzt und Patienten: Am Ende der Beobachtung wurde von den Ärzten sowie von den Patienten der Erfolg der Anwendung auf die Kniesymptomatik abschließend und global bewertet. Es bewerteten 89 % der Patienten ihre symptomatische Situation als „besser“ und „erheblich besser“, 83 % der Ärzten beurteilten dies entsprechend.

Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst (Tab. 2).

Schlussfolgerungen

Die Zielsetzung der Evaluation war die Erfassung von Verträglichkeit und Wirksamkeit eines Polynukleotid-Injektionsgels (ChondroJoint) bei einmal wöchentlicher Anwendung über 4 Wochen hinweg als ergänzende intraartikuläre Maßnahme zu einer Standardtherapie bei Patienten mit leicht bis mittelgradig symptomatischer Gonarthrose.

Bezüglich der Verträglichkeit wurden lokale sowie systemische unerwünschte Ereignisse erfasst, bezüglich der Wirksamkeit wurde die Symptomatik anhand des Lequesne-Index, der visuellen Analogskala (VAS) und des Schmerzmittelverbrauchs überprüft sowie die abschließenden Globalurteile von Arzt und Patient erfragt.

Aus diesen Parametern ließen sich eine sehr gute Verträglichkeit des Polynukleotid- Injektionsgels und eine erfolgreiche Verbesserung der Gonarthrose-Symptomatik ableiten:

  • Die lokale Verträglichkeit war als sehr gut zu bewerten und entsprach in seinen wenigen Auffälligkeiten dem Risiko intraartikulärer Anwendungen.
  • Die systemische Sicherheit war sehr gut, es gab keine Auffälligkeiten.
  • Der Lequesne-Index reduzierte sich bereits nach 3 und vor allem nach 5 Injektionen in klinisch relevantem Ausmaß.
  • Bezüglich der VAS-Skala zeigte sich ebenfalls eine deutliche Verringerung der Schmerzsymptomatik.
  • Der Schmerzmittelverbrauch reduzierte sich um ein Drittel.
  • Bezüglich der abschließenden Globalbeurteilungen durch Arzt und Patient bewerteten 83 % der Ärzte die Symptomatik ihrer Patienten als „besser“ und „erheblich besser“, von den Betroffenen beurteilten immerhin 89 % ihre symptomatische Situation entsprechend.

 

Zusammenfassend bestätigen die Ergebnisse dieser Evaluation die bisherigen Erfahrungen aus der Literatur, dass die intraartikuläre Anwendung von ChondroJoint Injektionsgel eine exzellent verträgliche und wirksame Therapie von Patienten mit leicht bis mittelgradig symptomatischer Gonarthrose darstellt.

Korrespondenzadressen

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Jürgen Heisel

Orthopädie – Unfallchirurgie der

m&i-Fachkliniken Hohenurach

Immanuel-Kant-Straße 31

72574 Bad Urach

Juergen.Heisel@fachkliniken-hohenurach.de

 

Dr. Dr. h.c. Klaus K. Förster

Senior Medical Consultant Osteoarthritis PhiCon GmbH

Igelweg 3

51766 Engelskirchen

KKFoerster@aol.com

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