Übersichtsarbeiten - OUP 04/2021

Diagnose und Therapie der axialen Spondyloarthritis

Laut Leitlinie kann eine Injektion mit einem Glukokortikoid bei symptomatischer florider Sakroiliitis erfolgen [11]. Die Aussage basiert auf kleinen Studien, die eine Verbesserung der Schmerzen durch die Injektion gezeigt hatten. Wirbelsäulenkorrekturosteotomien kommen für Betroffene in Frage, die die Fähigkeit zur horizontalen Sicht verloren haben. Langfristige postoperative Komplikationen können Implantatlockerungen mit Korrekturverlust sein.

Prognose

Da es immer noch zu einer erheblichen zeitlichen Verzögerung zwischen Beginn der Symptome und Diagnosestellung kommt (Männer 5–10 Jahren, Frauen bis zu 14 Jahren) und da die Ausprägung der Erkrankung variabel ist, ist über die Prognose der axSpA wenig bekannt. Bei der Gesamtgruppe der AS ist davon auszugehen, dass ca. 30 % der Betroffenen einen schwerwiegenden Verlauf haben. Als ungünstige Prognosefaktoren für die AS werden von der Leitlinie benannt [11]:

  • 1. männliches Geschlecht
  • 2. früher Beginn und lange Krankheitsdauer
  • 3. erhöhtes CRP
  • 4. Syndesmophyten bei der Erstvorstellung
  • 5. Hüftgelenksbeteiligung
  • 6. röntgenologische Veränderungen der SI-Gelenke in den ersten 2 Jahren
  • 7. erhebliche Sakroiliitis im MRT bei der Erstvorstellung

Darüber hinaus stellt Nikotinkonsum ein Risiko für eine erhöhte Krankheitsaktivität und größere knöcherne Veränderungen dar. Eine regelmäßige Therapieüberwachung sollte laut Leitlinie in Abhängigkeit vom klinischen Zustand der Erkrankten erfolgen.

Fazit für die Praxis

Die axiale Spondyloarthritis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Achsenskeletts, die für die Betroffenen und die Sozialgemeinschaft eine hohe Krankheitslast darstellt.

Die Therapie besteht zum einen aus nicht-medikamentösen Therapiestrategien (insbesondere regelmäßige Bewegung, Nikotinkarenz und Vermeidung von Übergewicht), zum anderen aus einer medikamentösen, antientzündlichen Therapie mittels NSAR oder Biologika. Die Behandlung hat zum Ziel, durch eine Remissionsinduktion Spätfolgen der Entzündung zu verhindern. Kenntnisse möglicher Differenzialdiagnosen sind wichtig, um andere, insbesondere infektiöse Entitäten adäquat zu behandeln. In der Ära vor der flächendeckenden Verfügbarkeit der MRT war die Diagnoseverzögerung ein breites Problem. Heute gilt es darüber hinaus auch, Überdiagnosen zu verhindern, indem das klinische Gesamtkonzept und nicht isoliert der HLA-B27 Status oder der Befund der MRT betrachtet werden.

Interessenkonflikte:

Martina Ratanski: Vortrags- und Beraterhonorar sowie Fortbildungsunterstützung von Abbvie, BMS, Chugai, Janssen, Medac, MSD, Novartis, Pfizer, UCB, Kyowa Kirin

Anna Maier: Vortrags- und Beraterhonorar sowie Fortbildungsunterstützung von Abbvie, BMS, Chugai, Janssen, Medac, MSD, Novartis, Pfizer, UCB

Alexandra Kortmöller, Aneta Matkowska-Jaron, Michael Hammer: keine angegeben

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Korrespondenzadresse

Dr. Martina Ratanski

Nordwestdeutsches Rheumazentrum St. Josef-Stift Sendenhorst

Klinik für Rheumatologie, Osteologisches Schwerpunktzentrum DVO

Westtor 7

48324 Sendenhorst

ratanski@st-josef-stift.de

Fragen zum CME-Artikel

1. In der Diagnostik der axialen Spondyloarthritis

spielt die Computertomographie eine wichtige Rolle.

dienen klinische Untersuchungen der Wirbelsäule nach Schober und Ott der Frühdiagnostik.

hat die Erhebung des HLA-B27 Status an Bedeutung verloren.

ist die Magnetresonanztomographie der Sakroiliakalgelenke zur Frühdiagnostik geeignet.

sind hohe serologische Entzündungsparameter zur Diagnosestellung obligat.

2. Bei der axialen Spondyloarthritis

sind anamnestische Größen wie Alter bei Erstmanifestation des Rückenschmerzes und Klinik des Rückenschmerzes wichtig.

ist der Nikotinkonsum mit einem besseren Outcome assoziiert.

spielen Messinstrumente wie der BASDAI, BASFI und ASDAS seit Einführung der genetischen Diagnostik keine Rolle mehr.

ist mit der Ausbildung von Ankylosen bei Frauen schneller zu rechnen als bei Männern.

sind Männer weniger häufiger betroffen als Frauen.

3. Zur medikamentösen Therapie der axialen Spondyloarthritis

sollten nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) nur bedarfsweise eingesetzt werden.

eignen sich Biologika nur bei positivem HLA-B27 Status.

können, wenn notwendig, auch in der Schwangerschaft Biologika verabreicht werden.

besteht nur bei vorliegenden Ankylosen eine Notwendigkeit.

sollten Biologika gegenüber Biosimilars bevorzugt werden.

4. Bei der axialen Spondy-
loarthritis

sind Syndesmophyten im Röntgenbild der Wirbelsäule typisch für die radiologisch manifeste Form.

ist eine Sakroiliitis in der Magnetresonanztomographie immer eine Bestätigung der Diagnose axiale Spondyloarthritis.

schließen Wirbelkörperfrakturen die Diagnose aus.

hat der Einsatz von Metformin bei Diabetiker*innen eine protektive Wirkung vor Ankylosen.

ist eine Skelettszintigraphie zur Diagnosestellung oft hilfreich.

5. Ungünstige/r Prognosefaktor/en bei axialer Spondy-
loarthritis

ist eine positive Familienanamnese für chronische Polyarthritis.

ist ein positiver Nachweis einer Mutation des CFTR-Gens.

konnten aufgrund des variablen Krankheitsverlaufs bisher nicht identifiziert werden.

haben auf die Lebensqualität selten einen Einfluss.

sind männliches Geschlecht und früher Krankheitsbeginn.

6. Laborwerte bei axialer
Spondyloarthritis

haben zur Verlaufskontrolle keinen Mehrwert gegenüber der alleinigen körperlichen Untersuchung.

sind nur in Ausnahmefällen (zum Beispiel bei Komorbiditäten) zu erheben.

sollten im Falle des HLA-B27-Status mindestens einmal im Jahr erhoben werden.

haben im Falle des CRP-Werts auch einen prognostischen Wert.

sollten in Form von Blutbild, CRP, Leber- und Nierenretentionsparametern mindestens alle 8 Wochen erhoben werden.

7. Die aktuellen Klassifikationskriterien der axialen Spondyloarthritis

sind die modifizierten New York-Kriterien von 1984.

stützen sich auf einen laborchemischen und einen bildgebenden Arm.

wurden von der European League Against Rheumatism (EULAR) 2009 definiert.

können aber auch zur Bestätigung einer Diagnose herangezogen werden.

haben eine Sensitivität und Spezifität um 20 %.

8. In der Therapie der axialen Spondyloarthritis

haben TNF-Blocker einen höheren Stellenwert, als IL-17A-Inhibitoren.

sind nicht-medikamentöse Strategien wie regelmäßige Bewegung und Schulungen von großer Wichtigkeit.

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