Übersichtsarbeiten - OUP 03/2017

Die Nutzung des thermodesinfizierten gefrierkonservierten Femurkopfs als Allograft
Kostenanalyse und Darstellung im DRG-SystemCost analysis and relevance in the DRG-system

Rafael Peter1, Andreas Breil1, Jörg Jerosch1, Damian Marchewka1

Zusammenfassung: Das Führen einer lokalen Knochenbank muss auch unter dem Aspekt der Kosteneffizienz betrachtet werden, trotz zunehmend großer Bedeutung der allogenen Knochentransplantation und steigenden Eingriffen in der Revisionsendoprothetik. Es wurde eine Kostenanalyse zur Herstellung eines Femurkopf-Allografts durchgeführt. Hierbei zeigt sich, dass die Kosten eines selbst hergestellten Femurkopf-Allografts deutlich unter denen für einen kommerziell angebotenen Knochen sowie industriell hergestellten Knochenersatzmaterialien liegen. Mit Hilfe eines aktuellen DRG-Groupers wurde die Erlössituation bei Verwendung von allogenem Knochen und/oder Knochenersatzmaterialien
berechnet. Die Ergebnisse wurden mit der Erlössituation von 2012 verglichen. Hierbei zeigten sich einige Änderungen zum Jahr 2012. Insgesamt sind die Ergebnisse hinsichtlich der Erlösrelevanz weiterhin heterogen. Beim Hüft-Prothesen-Wechsel und auch bei Pseudarthrosen am Femur bewirkt die Verwendung von allogenem Knochen keine Erlössteigerung mehr. Am Humerus wirkt die Verwendung von allogener Spongiosa im Gegensatz zum Femur erlössteigernd. Vor allem bei der Versorgung der Tibiakopffraktur kommt es bei Verwendung von allogenem Knochen zu einer deutlichen Erlössteigerung. Die Transplantation von allogenem Knochen ist bei einer Vielzahl von orthopädisch-unfallchirurgischen Eingriffen sinnvoll und erlössteigernd. Der Femurkopf-Allograft aus der eigenen Knochenbank ist hierbei eine gute und kostengünstige Alternative zum autogenen Transplantat sowie zu den verschiedenen industriell hergestellten Knochenersatzmaterialen.

Schlüsselwörter: Knochentransplantation, DRG, 2016

Zitierweise
Peter R, Breil A, Jerosch J, Marchewka D: Die Nutzung des thermodesinfizierten gefrierkonservierten Femurkopfes als Allograft. Kostenanalyse und Darstellung im DRG-System.
OUP 2017; 3: 156–162 DOI 10.3238/oup.2017.0156–0162

Summary: The management of a local bone bank must also be considered from the point of view cost-effectiveness, in spite of increasing importance of allogeneic bone transplantation and growing numbers of operations in revision endoprosthetics. A cost analysis for the manufacture of a femoral head allograft was performed. The cost of a self-made femoral head allograft is clearly below that for a commercially available bone as well as industrially manufactured bone replacement materials. With the help of a current DRG-grouper, the regression situation was calculated using allogeneic bone and/or bone replacement materials. The results were compared with the earnings situation in 2012. A number of changes were made to the year 2012. On the whole, the results regarding the revenue relevance remain heterogeneous. In the case of hip-prosthesis replacement and also in the case of pseudarthroses on the femur, the use of allogeneic bone no longer results in any increase in revenue. On the humerus the use of allogeneic spongiosa, in contrast to the femur, has a positive effect. Especially in the treatment of tibial fracture, the use of allogeneic bone leads to a significant increase of revenue. The transplantation of allogeneic bone is useful and beneficial in a variety of orthopedic surgery procedures. The femur head allograft from the own bone bank is a good and cost-effective alternative to the autogenous graft as well as the different industrially produced bone replacement materials.

Keywords: bone transplantation, DRG, 2016

Citation
Peter R, Breil A, Jerosch J, Marchewka D: The use of thermal desinfected and cryopreserved femoral head as allograft. Cost analysis and relevance in the DRG-system
OUP 2017; 3: 156–162 DOI 10.3238/oup.2017.0156–0162

Einleitung

In der orthopädischen Chirurgie und Unfallchirurgie haben das Auffüllen bzw. die Versorgung von Knochendefekten weiterhin einen hohen Stellenwert. Das Einsatzspektrum konzentriert sich auf die Revisionsendoprothetik von Hüfte [1, 2] und Knie [3]. Dieser Allograft findet aber auch Anwendung in der Wirbelsäulenchirurgie [4, 5], der Behandlung von Pseudarthrosen [6] und bei der Knochentumorchirurgie [7].

Nach wie vor ist die autogene Knochentransplantation der Goldstandard zur Überbrückung von Knochendefekten [8], wobei der Beckenkamm die Hauptentnahmestelle ist. Ein Nachteil ist hier vor allem die eingeschränkte Verfügbarkeit sowie die Komorbidität der Entnahmestelle.

Eine Vielzahl an Alternativen zur autogenen Spongiosa wurde in den letzten Jahren durch die Industrie auf den Markt gebracht. Eine weitere Option zur autogenen stellt die allogene Knochentransplantation dar [9]. Hier kann das Transplantat entweder aus einer eigenen lokalen Knochenbank genutzt werden oder aus einer kommerziellen Knochenbank erworben werden.

Die Grundvoraussetzungen zum Betreiben einer eigenen lokalen Knochenbank wurden mit der Umsetzung der Richtlinie 2004/23/EG vom 31.03.2004 des Europäischen Parlaments und der Überführung ins nationale Recht deutlich verschärft. Die Folge dessen war, dass viele Krankenhäuser ihre bestehenden Knochenbanken aufgegeben haben [10, 11, 12].

Eine Analyse im Hinblick auf die Herstellungskosten des hauseigenen allogenen Knochentransplantats aus gespendeten Femurköpfen wird mit den Kosten des auf dem Markt angebotenen allogenen Knochens und mit industriell hergestellten Knochenersatzstoffen verglichen. Zudem findet eine Analyse hinsichtlich der Erlösrelevanz bei Verwendung von allogenem Knochentransplantat statt.

Methoden

Das Johanna-Etienne-Krankenhaus Neuss führt seit über 15 Jahren eine hauseigene lokale Knochenbank. Im ersten Teil der Arbeit wurden die Herstellungskosten des thermodesinfizierten und gefrierkonservierten Femurkopfs analysiert. Hierbei wurden Material-, Personal-, allgemeine Betriebs- und Wartungskosten sowie Kosten für Inspektionen und Genehmigungen berücksichtigt.

Zur Berechnung der Personalkosten wurde die mittlere Arbeitszeit des ärztlichen und Pflegepersonals ermittelt und mit der entsprechenden Vergütungsgruppe im AVR kalkuliert.

In unserer Klinik nutzen wir das Marburger Knochenbanksystem. Es handelt sich hierbei um ein etabliertes thermisches Desinfektionsverfahren [13, 14]. Wir verwenden als Knochenspenden ausschließlich Femurköpfe, die im Rahmen der Hüfttotalendoprothesen-Primärimplantation in unserer Klinik gewonnen werden – nach entsprechender genauer Auswahl von geeigneten Spendern. Damit wird das Risikopotenzial der Krankheitsübertragung minimiert.

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