Übersichtsarbeiten - OUP 05/2021

Die operative Therapie der lumbalen Spinalkanalstenose

Alternativ zur Dekompression +/- Fusion favorisieren einige Autoren Non-Fusions-Techniken wie interspinöse Spreizer oder dynamische Stabilisierungen. Interspinöse Spreizer als Alternative zur Dekompression haben zwar den Vorteil einer etwas geringeren Komplikationsrate, die Kosten sind aber wesentlich höher und auch die Reoperationsraten mit bis zu 33 % sehr hoch [15, 17], so dass dieses Konzept zunehmend verlassen wird. Möglicherweise bietet die Implantation eines Spreizers additiv zur Dekompression Vorteile [24], was aber noch weiterer Untersuchungen bedarf. Die dynamische Stabilisierung mittels Schrauben-Stab-System zusätzlich zur Dekompression könnte im Vergleich mit der Fusion bei vergleichbarerer Effektivität vorteilhaft hinsichtlich Operationsdauer und Reoperationsrate sein, allerdings ist die „optimale“ Indikation für dieses Verfahren noch nicht abschließend geklärt [5].

Ergebnisse, Komplikationen und prognostische Faktoren

Die prospektiv-randomisierte SPORT-Studie fand sowohl bei Patienten mit lumbaler Stenose als auch mit zusätzlicher degenerativer Spondylolisthese eine eindeutige Verbesserung von Schmerzen, Funktionalität und Lebensqualität in Folge der Operation [29, 30]. Der anfängliche Behandlungseffekt scheint allerdings bei manchen Patienten über die Jahre nachzulassen [16, 26]. Unsere Arbeitsgruppe konnte neben höherem Patientenalter und weiblichem Geschlecht einen höheren Body Mass Index und Nikotinabusus als unabhängige Prädiktoren für ein schlechtes Langzeitergebnis nach ULBD identifizieren [26], während Mannion et al. [19] ein signifikant schlechteres Ergebnis bei Patienten fanden, die während eines 5-jährigen Follow-ups erneut operiert werden mussten. Weitere Faktoren, die sich ungünstig auf das klinische Ergebnis auswirken können, sind Depression, kardiovaskuläre Morbidität, eine weitere Erkrankung, die die Gehfähigkeit beeinflusst sowie eine Skoliose. Interessanterweise scheint das Vorhandensein einer Spondylolisthese das klinische Langzeitergebnis nach einer ULBD nicht negativ zu beeinflussen [26], was für die Effektivität des Verfahrens auch bei diesem Patientenklientel spricht. Letztlich ist es wichtig, potentiell modifizierbare negative Prädiktoren wie Übergewicht und Nikotinabusus schon im Aufklärungsgespräch für die Operation zu artikulieren.

Die Komplikationsrate einer spinalen Dekompression liegt laut einer M&M-Datenbank der amerikanischen Scoliosis Research Society, in die über 10.000 Patientenverläufe eingegangen waren, bei durchschnittlich 7 %, wobei eine Duraverletzung und eine Wundinfektion die häufigsten Komplikationen darstellten [9]. Die Komplikationsraten bei den häufig verwendeten PLIF- und TLIF-Operationen liegen einem aktuellen systematischen Review von 990 Patienten zufolge bei durchschnittlich 17 % und 8,7 % [8].

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. med. Karsten Schöller

Klinik für Spinale Chirurgie

Schön Klinik Hamburg Eilbek

Dehnhaide 120

22081 Hamburg

kschoeller@schoen-klinik.de

SEITE: 1 | 2 | 3