Übersichtsarbeiten - OUP 03/2014

Funktionelle sonografische Diagnostik bei fibularer Kapselbandläsion

Die Nativdiagnostik des betroffenen Bands kann eine Diskontinuität, einen Banddefekt oder eine vollständige Absenz aufzeigen. Mittels des hier dargestellten Dekompressionstests lässt sich ein Ausriss feststellen. Aber erst die Stresstestung kann die wichtige Frage klären, ob auch eine Gelenkinstabilität vorliegt. Der besondere Vorzug der dynamisch-funktionellen Sonografie liegt in der Erfassung und Messung der Gelenkinstabilität unter Sicht auf den Monitor, wie sie sonst allenfalls in der allerdings mit Strahlenbelastung einhergehenden und sich nur auf die knöchernen Gelenkpartner beziehenden Bildverstärkeruntersuchung möglich wird [3, 14, 17, 27]. Auch für die dynamische Messung der Syndesmoseninstabilität liegen statistisch signifikante Ergebnisse vor, die eine akkurate sonografische Diagnose der Ruptur des LTFA erlauben [28, 29]. Eine Leitungsanästhesie oder schmerzhafte instrumentelle Lagerung werden dazu nicht gefordert. Gehaltene Röntgenaufnahmen weisen dagegen in allen gelisteten Studien geringere Richtigkeit auf [14, 17, 20, 21]. Entscheidend wird Verlässlichkeit der Methode in der Inter-oberserver-Analyse und die Vergleichbarkeit der daraus resultierenden Messergebnisse sein, die je nach vereinbartem Behandlungsalgoritmus umzusetzen sind, um die gezielte und programmierte Behandlung fibularer Kapselbandverletzungen zu ermöglichen. Derzeit werden hierzu von einer DEGUM-Expertenkommission Empfehlungen zur standardisierten Untersuchungstechnik erarbeitet.

Schlussfolgerung

Mit der Ultraschalldiagnostik steht bei fibularer Bandverletzung am Sprunggelenk ein unmittelbar einsetzbares diagnostisches Instrument zur Verfügung, welches ohne Strahlenbelastung und ohne invasive Technik, wie z.B. Injektion eines Lokalanästhetikums oder eines Kontrastmittels, für die weitere Prognose wichtige Befunde liefern kann. Dazu gehören als dringendes Zeichen für eine Kapselbandverletzung ein Hämarthros, Aussagen zur Kontinuität des Bands sowie vor allem zum Vorliegen und zum Ausmaß einer Instabilität. Diese Aussagen sind für die relevanten Kapselbandstrukturen in speziell darauf ausgerichteten Stabilitätstests unter Sicht am Monitor für den klinischen Untersucher selbst durchführbar. Somit kann die vorliegende Verletzung hinsichtlich Art (welches Band ist betroffen?) und Ausmaß der Instabilität primär ausdiagnostiziert werden und der bestmöglichen Behandlung zugeführt werden.

Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass keine Interessenkonflikte im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors bestehen.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Hartmut Gaulrapp

Orthopädie, Kinder-Orthopädie,
Sportmedizin

Leopoldstraße 25

80802 München

gaulrapp.dr@gmx.net

Literatur

1. Gremeaux V, Coudreuse JM, Collado Het al. Comparative study of clinical and ultrasonographic evaluation of lateral ligament sprains oft the ankle. J Sport Med Phys Fitness 2009; 4: 285–192

2. Guillodo Y, Riban P, Guennoc X, Dubrana F, Saraux A. Talocrural effusion on ultrasonography may identify patients with severe ankle sprains. J Ultrasound Med 2007; 26: 831–836

3. Hien NM. OSG – Instabilität. In: Gaulrapp H, Szeimies U (Hrsg). Diagnostik der Gelenke und Weichteile. Sonographie oder MRT. München: Elsevier Verlag, 195–197. 2008

4. Lang J. (Hrsg.). Lanz, Wachsmuth. Praktische Anatomie: Bein und Statik. Berlin: Springer Verlag, 2003

5. Guyot J, Vannson JL, Elson RA. Atlas of human limb joints. Paris: Springer Verlag, 1981

6. Gaulrapp H. Kapselbandläsionen. In: Gaulrapp H, Szeimies U (Hrsg). Diagnostik der Gelenke und Weichteile. Sonographie oder MRT. München: Elsevier Verlag, 191–194, 2008

7. Richter M. Aktualisierte Leitlinien Fuß und Sprunggelenk. Revised guidelines for foot and ankle surgery. Fuß & Sprunggelenk 2010; 8: 268–287

8. Schueller-Weidekamm C, Miltner O, Fuhrmann R, Grim C, Züst P, Glase C. Sprunggelenkinstabilität. Bildgebende Diagnostik. GOTS-Expertenmeeting: Sprunggelenksinstabilität. München: Elsevier Verlag, 23–38, 2012

9. Schricker T, Hien NM, Wirth CJ. Klinische Ergebnisse sonographischer Funktionsuntersuchungen der Kapselbandläsionen am Knie- und Sprunggelenk. Ultraschall 1987; 8: 27–31

10. Glaser F, Friendl W, Welk E. Die Wertigkeit des Ultraschalls in der Diagnostik von Kapselbandverletzungen des oberen Sprunggelenks. Unfallchirurg 1989; 92: 540–546

11. Ernst R, Grifka J, Gritzan R, Kemen M, Weber A. Sonographische Kontrolle des Außenbandapparates am oberen Sprunggelenk bei der frischen Bandruptur und chronischen Bandinstabilität. Z Orthop 1990; 128: 525–520

12. Friedrich JM, Heuchemer T, Schumacher KA, Bargon G. Einsatz der Sonographie in der Diagnostik der frischen fibulo-talaren Bandläsion. Fortschr Geb Röntg Strahl 1990; 152: 173–179

13. Kemen M, Ernst R, Bauer KH, Weber A, Zumtobel V. Sonographische versus radiologische Beurteilung der chronischen Außenbandinstabilität am oberen Sprunggelenk. Unfallchirurg 1991; 94: 614–618

14. Striepling E, Behrens P,Doniec JM, Havemann D. Die sonographische Beurteilbarkeit des oberen Sprunggelenkes bei Supinationstraumen. Akt Traumat 1991; 21: 194–196

15. Schnarkowski P, Glücker M, Friedrich JM, Rübenacker S. Sonographische Befunde bei lateralen Bandläsionen des oberen Sprunggelenkes nach konservativer und operativer Therapie. Fortschr Geb Röntg Strahl 1992; 157: 561–565

16. Friedrich JM, Scharnowski P, Rübenacker S, Wallner B. Ultrasonography of capsular morphology in normal and traumatic ankle joints. J Clin Ultrasound 1993; 21: 179–187

17. Hoffmann RR, Thermann H, Wippermann BW, Zwipp H, Tscherne H. Standardized ultrasound diagnosis of instability after dislocation oft the upper ankle joint. Unfallchirurg1993; 96: 645–650

18. Milz P, Milz S, Steinborn M, Mittlmeier T, Putz R, Reiser M. Lateral ankle ligaments and tibiofibular syndesmosis. 13-MHz high-frequency sonography and MRI compared in 20 patients. Acta Orthop Scand 1998; 69: 51–55

19. Lagalla RR, Iovane A, Midiri M, Lo Casto A, De Maria M. Comparison of echography and magnetic resonance in sprains oft the external compartment oft the ankle. Radiol Med 1994; 88: 742–748

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4