Übersichtsarbeiten - OUP 04/2021

Geniculare arterielle Embolisation (GAE) zur Schmerztherapie bei der Gonarthrose
Anatomie, Technik und Evidenz

Die kumulative Erfolgsrate nach 3 Jahren nach der Embolisation betrug 79,8 % (CI 95 %, 69–87).

Das MRT nach 2 Jahren zeigte eine signifikante Verbesserung der Synovialitis im Vergleich zur präinterventionellen MRT. Es fand sich keine Osteonekrose oder sonstige progressive degenerative Veränderung.

In der Genesis-Studie, einer prospektiven Single-Center-Studie (unterstützt vom National Institute for Health), wurden eingeschlossen Patienten, die älter waren als 45 Jahre mit einem Osteoarthrosegrad nach Kellgren von I–II, mit Schmerzen über mindestens 6 Monate und die resistent gegen konservative Therapien waren.

Ausschlusskriterien waren rheumatoide Arthritis oder infektbedingte Arthritis sowie Osteoarthrosen Stadium IV nach Kellgren-Lawrence. In die Studie konnten 34 Patienten eingeschlossen werden. Bei 22 Patienten wurde eine Embolisation durchgeführt. Das mittlere Alter der Patienten betrug 53 Jahre (48–82) Die mittlere Fluoroskopiezeit betrug 15,54 Minuten (3,3 bis 35 Minuten). An Komplikationen waren zu verzeichnen:

In 2 Fällen eine transiente Hautfarbenveränderung in der Frühphase. Diese Veränderungen zeigten sich nicht mehr bei routinemäßigen Applikation eines Ice-Packs. Nach einem Jahr 1 Jahr fanden sich keine Osteonekrosen in der Kernspin-Nachuntersuchung. Der KOOS-Score wurde dokumentiert nach 6 Wochen, 3 Monaten, 12 Monaten und 24 Monaten. Hinsichtlich des Schmerzes zeigte sich eine signifikante Verbesserung (P < 0.005). Ein vergleichbares Ergebnis fand sich bei der Gelenksteifheit sowie auch bei den Parametern Sport und Freizeit sowie Funktion und ADL’s. Ebenso fand sich eine signifikante Verbesserung des Lebensqualitätsanteils des KOOS-Scores (P < 0.005) sowie auch des gesamten KOOS-Scores. Der Schmerzscore, gemessen mit einem VAS-Score von 0–100, verbesserte sich ebenfalls signifikant nach 1 Jahr (P < 0.005). Die Autoren schlussfolgerten aufgrund der vorliegenden Daten, dass die Embolisation eine interessante neue Möglichkeit bei der Schmerzbehandlung von Gonarthrose-Kniegelenken darstellen kann.

Die ersten Ergebnisse der ersten europäischen prospektiven Studie für die GAE zeigen reduzierte Schmerzen nach 3 Monaten. Diese prospektive Studie wird durchgeführt von Little [20] (University of Reading and Royal Berkshire NHS Foundation Trust, Reading, UK). Insgesamt wurden bisher 34 Patienten eingeschlossen und die Ergebnisse wurden auf dem Annual Scientific Meeting the Cardiovascular an Interventional Radiological Society of Europe (CIRSE; 7.–11. September 2019, Barcelona, Spain) vorgestellt. Das Verfahren wurde mit 100–300 µm Embosphere particels (Merit Medical) aufgelöst in 20 ml Kontrastmittel durchgeführt. Der VAS-Schmerz-Score verbesserte sich nach 6 Wochen und 3 Monaten Nachuntersuchungszeit von 70, vor der Intervention, auf weniger als 30, 6 Wochen nach der Intervention und auf 33,3 Monate nach der Intervention (p < 0.005). Der Knee-Injury und Osteoarthritis Outcome Score (KOOS) verbesserte sich von 39 präinterventionell auf 62 und 85, 1 Jahr nach der Intervention (p < 0.005). Es fanden sich keine signifikanten adversen Reaktionen.

Lee et al.[19] untersuchten in einer retrospektiven Studie die klinischen Effekte der GAE in Abhängigkeit des radiologischen Osteoarthrosegrades (Kellgen-Lawrence). Sie behandelten 41 Patienten, bei denen die konservative Gonartherapie erfolglos war zwischen Juni 2017 und Juli 2018. Es handelte sich um 71 Kniegelenke, von denen 30 bilateral waren. Sie differenzierten in leicht bis mittelgradige (n = 59, Kellgren–Lawrence Grad 1–3) (Gruppe 1) und schwere (n = 12, Kellgren–Lawrence Grad 4) (Gruppe 2) Arthrosen. Das klinische Ergebnis wurde mittels VAS (visual analogue Scale) dokumentiert.

Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Alter, BMI oder Ausgangs-VAS. Der VAS verbesserte sich signifikant bei der Gruppe 1 wie folgt:

  • Ausgangswert: 5,5
  • 1 Tag : 3,2
  • 1 Woche: 3,1
  • 1 Monat: 2,9
  • 3 Monate: 2,2
  • 6 Monate: 1,9

Diese Verbesserung verblieb bis zum mittleren NU Zeitpunkt von 10 ± 3 Monate (range 6–19 Monate).

Der VAS verbesserte sich bei der Gruppe 2 wie folgt:

  • Ausgangswert: 6,2
  • 1 Tag: 4,1
  • 1 Woche: 4,1
  • 1 Monat: 4,4
  • 3 Monate 5,4
  • 6 Monate: 5,9

Diese Verbesserung war nur bis zum ersten Monat signifikant.

Die Autoren schlussfolgerten, das die GAE bei leichten und mittelgradigen Arthrosen für den NU Zeitraum effektiv war, wohingegen bei schweren Arthrosen eine Verbesserung nur für 1–3 Monate zu verzeichnen war. Auch Balga et al. [4] berichten über gute Ergebnisse. Erste Ergebnisse im Bereich des Hüftgelenkes werden ebenfalls beschrieben [8].

Fazit und klinische Relevanz

Auf der Basis der bisherigen vorläufigen Ergebnisse könnte die GAE eine diffentialtherapeutische Option in der schmerztherapeutischen Behandlung von chronischen Kniegelenkschmerzen bei Gonarthrose oder nach knieendoprothetischer Versorgung darstellen.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jörg Jerosch

Wissenschaftsbüro

Grabenstraße 11

40667 Meerbusch

j_jerosch@hotmail.com

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