Übersichtsarbeiten - OUP 11/2014

Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung nach proximaler Femurfraktur
Kurz- und langfristige Ergebnisse einer prospektiven StudieShort and long term results of a prospective study

Unsere Studie ist mit mehreren Limitationen verbunden. Zum einen fehlt zur definitiven Beurteilung der geriatrischen Behandlung eine vergleichbare Kontrollgruppe. Es handelt sich bei unserer Studie um eine Beobachtungsstudie zur Abbildung der Versorgungsrealität. Ein Vergleich der hier untersuchten Kohorte mit den Patienten aus der gesamten Studienpopulation, die z.B. direkt ins Pflegeheim verlegt wurden oder eine Anschlussheilbehandlung absolvierten, wäre mit großen Verzerrungen verbunden, sodass wir darauf verzichteten. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Nachuntersuchungsquote (Abb. 1). Trotz großer Anstrengungen mit Durchführung vieler Nachuntersuchungen bei den Patienten zu Hause ist es uns nicht gelungen, alle Patienten zu untersuchen. In einem Großteil der Fälle brachen die Patienten oder deren Angehörige die Studie ab, da die Nachuntersuchungen für die häufig morbiden Patienten zu anstrengend waren. Mitursächlich dafür ist, dass – im Gegensatz zu vielen anderen Studien – alle Patienten ohne wesentliche Ausschlusskriterien wie z.B. einer bestehenden Demenz eingeschlossen wurden. Gerade darin liegt allerdings nach unserer Einschätzung eine Stärke der Studie im Hinblick auf die Abbildung der Versorgungsrealität. Eine weitere Stärke unserer Untersuchung ist das prospektive und sektorenübergreifende Design, mit dem der Verlauf der Patienten im Untersuchungszeitraum sehr gut dargestellt werden konnte

Zusammenfassend scheint die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung zu einer nachhaltigen Verbesserung der funktionellen Fähigkeiten zu führen. Das prätraumatische Niveau wird allerdings nicht erreicht und es resultiert eine deutliche Zunahme der Pflegebedürftigkeit, die größtenteils durch Angehörige oder ambulante Pflegedienste kompensiert wird. Eine Integration der frührehabilitativen geriatrischen Aspekte in die Akutklinik scheint sinnvoll, um die langwierige Behandlung zu optimieren und zu verkürzen. Es müssen weitere Studien initiiert werden, um für die Patienten, aber auch für eine effiziente Ressourcenallokation Kriterien für die verschiedenen Rehabilitationen zu entwickeln.

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

PD Dr. med. Benjamin Buecking

Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie

Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg

Baldingerstraße, 35043 Marburg

buecking@med.uni-marburg.de

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