Übersichtsarbeiten - OUP 07/2019

Hüftarthroskopie in der Kinderorthopädie und Kindertraumatologie
In der Praxis ein wertvolles Verfahren

Francisco F. Fernandez, Thomas Wirth, Oliver Eberhardt

Zusammenfassung:

In den letzten 15 Jahren hat sich die Hüftarthroskopie im Kindes- und Jugendalter zu einer Therapieoption für die Versorgung unterschiedlichster Pathologien an der heranwachsenden Hüfte entwickelt.
Mit zunehmender Erfahrung in der Hüftarthroskopie haben sich die Indikationen vom rein diagnostischen hin zum therapeutischen Einsatz erweitert. Im Unterschied zu Erwachsenen, bei denen das femoroazetabuläre Impingement (FAI) bei den Indikationen im Vordergrund steht, findet sich beim
Kind eine heterogene Krankheitsgruppe mit septischer Hüftgelenkarthritis, kongenitaler Hüftluxation, traumatischer Hüftluxation, benignen Tumoren, Folgen des M. Perthes und ECF.

Auch im Kindes- und Jugendalter ist unseres Erachtens ein kanüliertes System zwingend, für Kinder
unter dem 3./4. Lebensjahr stehen entsprechende kanülierte Hüftsysteme (2,7 mm; 70°-Optiken) zur
Verfügung. Aufgrund der sehr vielfältigen Indikationen sind die Anforderungen an den Arthroskopeur vielgestaltig. Manche Indikationen sollten Zentren vorbehalten bleiben, andere wie z.B. die Spülung der septischen Hüfte können auch weniger Erfahrene sicher durchführen.

Mit der Hüftarthroskopie im Kindesalter steht den operativ tätigen Orthopäden und Chirurgen,
die am Hüftgelenk arbeiten, ein zusätzliches bedeutendes Werkzeug zur Verfügung.

Schlüsselwörter:
Hüftarthroskopie, Kinder, kongenitale Hüftluxation, septische Hüftgelenkarthritis,
traumatische Hüftluxation

Zitierweise:

Fernandez FF, Wirth T, Eberhardt O: Hüftarthroskopie in der Kinderorthopädie und Kindertraumatologie. OUP 2019; 8: 372–377
DOI 10.3238/oup.2019.0372–0377

Summary: In the last 15 years hip arthroscopy in childhood and adolescence has become a therapy option for the treatment of various pathologies on the growing hip. With increasing experience in hip arthroscopy, the indications have expanded from purely diagnostic to therapeutic use. In contrast to adults, where femoroacetabular impingements (FAI) are the main indications, we see a heterogeneous disease group with septic hip arthritis, congenital hip dislocation, traumatic hip dislocation, benign tumors, episodes of the Perthes and ECF in childhood.
Even in childhood and adolescence a cannulated system is mandatory in our opinion, for children under the age of 3 to 4 years appropriate cannulated hip systems (2.7 mm, 70° optics) are available. Due to diverse indications, the required knowledge and skills are manifold. Some indications should be left to centers, others such as e.g. the flushing of the septic hips can also be performed safely by less experienced.
With hip arthroscopy in childhood, surgeons working on the hip joint have an additional important tool at their disposal.

Keywords: Hip arthroscopy, children, DDH, septic hip arthritis, traumatic hip dislocation

Citation: Fernandez FF, Wirth T, Eberhardt O: Hip arthroscopy in paediatric orthopaedics and paediatric traumatology. OUP 2019; 8: 372–377 DOI 10.3238/oup.2019.0372–0377

Einleitung

In den letzten Jahren hat sich die arthroskopische Hüftoperation zu einer diagnostischen und therapeutischen Standardmethode bei intra- und extraartikulären Erkrankungen und Verletzungen der Hüfte des Erwachsenen entwickelt. Es wird zur Behandlung von intra- und extraartikulärem femorazetabulärem Impingement (FAI), labralen Läsionen und Chondromatose sowie weiteren entzündlichen und degenerativen Erkrankungen des Hüftgelenks eingesetzt.

Im Kindes- und Jugendalter gibt es deutlich weniger Erfahrungen mit arthroskopischen Hüftoperationen als bei Erwachsenen. Bisher galt die Arthrotomie mit oder ohne chirurgische Luxation als das Standardverfahren zur Behandlung intraartikulärer Erkrankungen bei Kindern.

Bereits 1977 hat Groß [9] über die arthroskopische Anatomie des Hüftgelenks bei Kindern für verschiedene Pathologien berichtet. Mit zunehmender Erfahrung in der Erwachsen-Hüftarthroskopie erweiterten sich die Indikationen bei pädiatrischen Patienten. Während beim Erwachsenen die wesentliche Indikation das FAI mit seinen Folgen ist, sind die möglichen Indikationen beim Kind und Jugendlichen wesentlich heterogener, wenngleich auch das FAI eine Rolle spielt. Beschrieben wurde der Einsatz der Hüftarthroskopie bei folgenden Pathologika:

Traumatische Hüftgelenkluxation [4, 6]

Septische Arthritis [5, 7, 15]

Morbus Perthes [13]

Osteoidosteom [11]

Hüftdysplasie/kongenitale Hüftluxationen [1, 3, 9]

Intraartikuläre Tumoren [9]

Synoviale Erkrankungen [4]

Epiphyseolysis capitis femoris [2, 8, 12, 16]

Freie Gelenkkörper [13]

Juvenile idiopatische Arthritis [8, 10].

Die Hüftgelenkarthroskopie stellt somit im Kindes- und Jugendalter zunehmend eine Alternative zur Arthrotomie bei der Behandlung von Hüftpathologien dar. Auch wenn die Indikationen vielfältig sind, so ist die Erfahrung mit der Hüftarthroskopie im Kindesalter geringer als bei der im Erwachsenenalter.

In diesem Beitrag berichten wir über unsere Erfahrungen mit der Hüftarthroskopie bei Kindern unter dem 14. Lebensjahr. Wir zeigen diagnostische und therapeutische Möglichkeiten für den Einsatz der Hüftarthroskopie bei Kindern und Jugendlichen auf.

Operationsinstrumentarium und Lagerung

Die Operationslagerung des Kindes ist direkt abhängig von der Diagnose. Mit der Diagnose wird die Lagerung festgelegt. In unserer Klinik kommen 3 Lagerungsmöglichkeiten zur Anwendung (Abb. 1).

Die Rückenlage auf einem Karbontisch stellt bei uns bei der septischen Hüftgelenkarthritis die Standardlagerung dar, nur in Ausnahmefällen werden die Kinder auf dem Extensionstisch gelagert, wenn im zentralen Kompartiment operiert werden muss. Eine andere spezielle Lagerung kommt bei der kongenitalen Hüftluxation zum Einsatz, hier wird der Säugling am distalen Rand des Karbontischs gelagert mit herabhängenden Beinen. Bei über 40 Säuglingen und Kleinkindern hat sich diese Lagerungsart bewährt, damit das Subadduktoren-Portal unproblematisch angelegt werden kann. Die dritte Lagerungsart ist die bekannte Lagerung am Extensionstisch bei Arbeiten am zentralen Kompartiment.

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