Übersichtsarbeiten - OUP 07/2019

Hüftarthroskopie in der Kinderorthopädie und Kindertraumatologie
In der Praxis ein wertvolles Verfahren

Die Behandlung der kongenitalen Hüftdysplasie und von Luxationen kann bei frühzeitigem Erkennen durch das Hüftscreening bei der U3 oder bei der U2 meist erfolgreich konservativ behandelt werden. Gelingt es nicht, bei luxiertem Hüftgelenk mit den unterschiedlichen konservativen Therapien den Hüftkopf zu reponieren, dann erfolgt eine offene Reposition. Auch hier hat die Hüftarthroskopie Einzug gehalten. Gross führte 1977 als Erster arthroskopische Hüftoperation an dislozierten Hüftgelenken durch [9]. Er bestätigte mittels Arthroskopie vorhandene diagnostische und anatomische Kenntnisse. Er führte keine arthroskopischen Interventionen durch. Während Bulut et al. über arthroskopisch assistierte Repositionen berichteten [1], schilderten Eberhardt et al. erstmals eine rein arthroskopische Reposition der Hüfte [3]. Es handelt sich um eine arthroskopische Technik, mit der alle wichtigen anatomischen Strukturen durch ein mediales Subadduktoren-Portal dargestellt werden können. Es konnte gezeigt werden, dass das Haupthindernis für eine Reposition in der überwiegenden Zahl der Fälle die Einengung der Gelenkkapsel war. Nach arthroskopischer Resektion des Ligamentum teres, Resektion des Fettgewebes im Azetabulum, einem gezieltem Kapselrelease und in einigen Fällen einer Psoas-Tenotomie wurden in unserem Patientengut alle dislozierten Hüftgelenke im Rahmen einer einzigen arthroskopischen Operation reponiert (Abb. 5, 6).

Intraartikuläre Tumoren
der Hüfte und
Synovialkrankheiten

Intraartikuläre Tumoren des Hüftgelenks im Kindes- und Jugendalter sind sehr seltene Pathologien. Beschrieben werden Lipome, Synovialchondromatose, Osteoid-osteome, Osteochondrome und Hämangiome, die arthroskopisch reseziert werden können.

Wie auch bei Lee et al. [11] konnten in unserem Patientenkollektiv Osteoidosteome am Schenkelhals wie auch am Azetabulum arthroskopisch erfolgreich entfernt werden. Eine arthroskopische Resektion konnte bei 3 Jugendlichen ebenfalls erfolgreich durchgefüht werden. Abbildung 7 zeigt ein 13-jähriges Mädchen mit einer Synovialchondromatose des Hüftgelenks mit einer längeren Beschwerde-Anamnese. Es wurde arthroskopisch eine Entfernung der Chondrome mit Synovialektomie durchgeführt. Dennoch kam es zum Rezidiv, sodass ein erneuter Eingriff notwendig wurde. Bei einem 7-jährigen Jungen fand sich ein ca. 2 x 3 cm großes intraartikuläres Fibrom, dieses wurde arthroskopisch vollständig reseziert, das Kontroll-NMR zeigte eine vollständige Resektion und der Junge war nach dem Eingriff beschwerdefrei [8].

FAI nach ECF

Die Stabilisierung der Epiphyse bei milder und moderater Epiphyseolysis capitis femoris (ECF) mit In-situ-Pinning kann dazu führen, dass aufgrund der Deformität am Femurkopf-Hals-Übergang ein femoroazetabuläres Impingement (FAI) entsteht. Goodmann et al. fanden eine starke Korrelation zwischen Post-slip-Morphologie (Pistolengriff- und Femurkopfneigungsverformung) und Arthrose. Er beschrieb Veränderungen ventral am Azetabulum, zystische Degeneration in der anterioren Meta-/Epiphysenregion und Fortschreiten zur globalen Arthrose [8]. Diese Beschreibung entspricht einem antero-superiorem femoroazetabulärem Impingement (FAI). Von mehreren Gruppen wurden Arbeiten vorgestellt, nach denen die arthroskopische Resektion der CAM-Deformität eine Alternative zu einem offenen Verfahren und zu Osteotomien vom Imhäuser-Typ sein kann [2, 16]. Ebenso kann die arthroskopische Therapie unterstützend zur In-situ-Stabilisation durchgeführt werden [12]. Andere Begleitpathologien wie eine Retroversion der Gelenkpfanne oder eine Retrotorsion des Schenkelhalses, wie sie häufig bei der ECF vorgefunden werden, stellen ebenfalls Pathologien dar, die zu einem vorzeitigen Verschleiß des Hüftgelenks führen können. Es ist hier zielführend, bei Hüftgelenkbeschwerden alle Pathologien in die Planung mit einzubeziehen, um dann die adäquate operative Therapie durchführen zu können.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Literatur

1. Bulut O, Oztürk H, Tezeren G, Bulut S: Arthroscopic-assisted surgical treatment for developmental dislocation of the hip. Arthroscopy 2005; 21: 574–9

2. Chen A, Youderian A, Watkins S, Gourineni P: Arthroscopic femoral neck osteoplasty in slipped capital femoral epiphysis. Arthroscopy 2014; 30: 1229–34.

3. Eberhardt O, Fernandez FF, Wirth T: Arthroscopic reduction of the dislocated hip in infants. Bone Joint Surg 2012; Br 94: 842–7

4. Eberhardt O, Fernandez FF, Wirth T: Hip arthroscopy in children under the age of ten. Open Journal of Orthopedics 2013; 3, 41–8

5. El-Sayed AM: Treatment of early septic arthritis of the hip in children: Comparison of results of open arthrotomy versus arthroscopic drainage. Journal of Children’s Orthopaedics 2008; 3: 229–37

6. Fernandez FF, Wirth T, Eberhardt O: Hüftarthroskopische Therapie bei veralteten extrakapsulären traumatischen Hüftluxationen bei Kindern. Unfallchirurg 2012; 115: 830–5

7. Fernandez FF, Langendörfer M, Wirth T, Eberhardt O: Arthroscopic therapy of septic hip infections in childhood. Oper Orthop Traumatol 2015; 27: 262–9

8. Goodman DA, Feighan JE, Smith AD, Latimer B, Buly RL, Cooperman DR: Subclinical slipped capital femoral epiphysis. Relationship to osteoarthrosis of the hip. J Bone Joint Surg Am 1997; 79: 1489–97

9. Gross R: Arthroscopy in hip disorders in children. Orthopedic Reviews 1977; 9: 43–9

10. Holgerson S, Brattström H, Morgenson B, Lidgren L: Arthroscopy of the hip in juvenile chronic arthritis. Journal of Pediatric Orthopaedics 1981; 3: 273–8

11. Lee DH, Jeong WK, Lee SH: Arthroscopic excision of osteoid osteomas of the hip in children. J Pediatr Orthop 2009; 29: 547–51

12. Leunig M, Horowitz K, Manner H, Ganz R: In situ pinning with arthroscopic osteoplasty for mild SCFE: A preliminary technical report. Clin Orthop Relat Res. 2010; 468: 3160–7

13. Roy D: Arthroscopy of the hip in children and adolescents. Journal of Children’s Orthopaedics 2009; 2: 89–100

14. Stewart MJ, Milford LW: Fracture – Dislocation of the hip. JBJS (Am),1954; 36: 315–41

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