Übersichtsarbeiten - OUP 05/2015

Intraartikuläre Therapie der Arthrose

In den letzten Jahren hat sich die intraartikuläre Therapie mit plättchenreichem Plasma (PRP) für die Behandlung traumatischer oder chronischer Knorpelschäden zu einer weiteren konservativen Therapiemodalität entwickelt.

Aus zuvor gewonnenem autologen Patientenvollblut wird durch Zentrifugation thrombozytenreiches Blutplasma gewonnen, welches dem Patienten nach entsprechender Aufarbeitung bzw. Konditionierung wieder intraartikulär zugeführt wird. Unterschiede in der Herstellung sowie in der exakten Zusammensetzung einzelner Produkte erschweren Vergleiche. Eine sinnvolle Klassifikation kann nach Dohan et al. in reines PRP (pure PRP), leukozytenreiches PRP (L-PRP), reines plättchenreiches Fibrin (pure PRF) und plättchen- und leukozytenreiches Fibrin (L-PRF) vorgenommen werden [25].

Nach Aktivierung setzen die Thrombozyten aus ihren Granula eine Vielzahl von Wachstumsfaktoren (IGF, EGF, TGF, PDFG, VEGF u.a.) frei [26]. Diese sollen die Proliferation und Differenzierung von Chondrozyten und mesenchymalen Stammzellen sowie die Aggrecan- und Kollagensynthese begünstigen, die katabolen Effekte von Cytokinen und Matrix-Metalloproteinasen verringern und dadurch endogene Heilungsvorgänge besonders in früh- und mittelgradigen Arthrosestadien positiv beeinflussen [27].

In der Regel erfolgt die intraartikuläre PRP-Gabe in wöchentlichen Abständen und wird 3–4 mal wiederholt. Die notwendige zu injizierende Thrombozytenkonzentration, ist bislang nicht eindeutig geklärt.

Die bisherigen Studien konnten Verbesserungen im WOMAC-Score hinsichtlich Funktionalität und Schmerzempfinden belegen [26–28]. Auch eine aktuelle Meta-Analyse von Laudy et al. konnte eine signifikante Schmerzreduktion im Vergleich zur Placebo- bzw. Hyaluronsäuregruppe 6 Monate post injectionem bestätigen. Die Autoren resümieren jedoch, dass die Aussagekraft der in die Meta-Analyse eingeschlossenen Studien bei geringem Evidenzgrad aufgrund des hohen Bias bei fehlender Randomisierung beschränkt bleibt [31].

In einer Untersuchung von Koshbin et al. traten unerwünschte Nebenwirkungen, wie Schmerzen und Schwellung, nach PRP-Injektion häufiger auf, als im Vergleich zu der mit Kochsalz- bzw. Hyaluronsäureinjektionen behandelten Kontrollgruppe [32].

Die bisherige Studienlage zur intraartikulären PRP-Injektion ist bei verschiedenen Herstellungstechniken sowie intransparenten Angaben zur Inhaltsstoffen und Konzentrationen nicht eindeutig und schwer vergleichbar. Die Methode wird daher von der AAOS in der Therapie der Gonarthrose nicht zweifelsfrei empfohlen [24]. Die unzureichende Datenlage führte die Autoren der ACR- und OARSI-Leitlinie zur nicht-chirurgischen Therapie der Gonarthrose sogar dazu, die intraartikuläre PRP-Injektion nicht in ihre Bewertung mit aufzunehmen (Tab. 1).

Zusammenfassung

Die Studienlage ist insgesamt sehr heterogen. Für die intraartikuläre Hyaluronsäuretherapie ist bei guter Studienlage eine geringe Wirksamkeit nachgewiesen. Es ist nicht eindeutig vorherzusagen, welche Patienten von der intraartikulären Hyaluronsäuretherapie profitieren. Für die intraartikuläre Therapie mit plättchenreichem Plasma kann weder zum Wirkmechanismus noch zur klinischen Wirkung eine klare Aussage getroffen werden. Für die intraartikuläre Steroidtherapie lässt sich eine deutliche akut-antientzündliche Wirkung mit den bekannten Nebenwirkungen beschreiben.

Die intraartikuläre Injektion ist eine etablierte Therapiemodalität zur symptomatischen Arthrosetherapie. Sie kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn andere konservative Therapien keine ausreichende Wirkung zeigen. Für jeden Patienten sollte eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen und Unterschiede, Komplikationen und Erfolgsaussichten der einzelnen Therapeutika offen diskutiert werden.

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internationalen Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Johannes Stöve

Orthopädische und Unfallchirurgische Klinik

St. Marien- und Annastiftskrankenhaus

Salzburger Str. 15

67067 Ludwigshafen

johannes.stoeve@st-marienkrankenhaus.de

Literatur

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6 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S1-Leitlinien: Hygienemaßnahmen bei Intraartikulären Punktionen und Injektionen. http://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/
029_AWMF-AK_Krankenhaus-_und
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029–006l_S1_ Hygiene intraartikulaere Punktionen und Injektionen.htm [Letzter Zugriff: 20-Dec-2014]

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8 McAlindon TE, Bannuru RR, Sullivan MC et al. OARSI guidelines for the non-surgical management of knee osteoarthritis. Osteoarthritis Cartilage 2014; 22, no. 3: 363–88

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11 Stöve J, Schöniger R, Huch K et. al. Effects of dexamethasone on proteoglycan content and gene expression of IL-1beta-stimulated osteoarthrotic chondrocytes in vitro. Acta Orthop. Scand. 2002; 73, no. 5: 562–7

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