Übersichtsarbeiten - OUP 03/2020

Komplikationen und Revisionsstrategie nach Trochleaplastik

Neben einer persistierenden patellofemoralen Instabilität und degenerativen Knorpelveränderungen gehören funktionelle Einschränkungen des Kniegelenkes zu den häufigsten postoperativen Komplikationen nach Trochleaplastik. Studienabhängig treten postoperative Bewegungseinschränkungen bereits mittelfristig in 4- 18 % aller Fälle auf [6, 15, 30]. Im Vergleich mit alternativen Operationstechniken (1,3- 1,6 %) zeigt sich somit eine deutlich höhere Inzidenz nach Trochleaplastik, wobei allerdings die Auswahl der gegenübergestellten Operationstechniken insbesondere hinsichtlich ihrer Komplexität kritisch beleuchtet werden muss [25, 30]. Zudem könnten studienabhängige Unterschiede der Nachbehandlungsprotokolle oder Voroperationen das Auftreten von Bewegungseinschränkungen statistisch beeinflussen [25].

Trotz hoher Inzidenz werden postoperative Bewegungseinschränkungen in vielen Arbeiten eher nebensächlich erwähnt, ohne dass die zugrundeliegende Pathophysiologie oder die erfolgte Therapie weiter differenziert werden [3, 5, 28]. Insbesondere wird meistens keine Unterscheidung zwischen einer echten Arthrofibrose und narbigen Bewegungseinschränkungen vorgenommen. Carstensen und Kollegen beobachteten „arthrofibrotische“ Bewegungseinschränkungen in 17,7 % nach isolierter Trochleaplastik, welche als Flexionslimitierung < 90° für 3 Monate definiert wurden [6]. Signifikant häufiger traten diese bei restriktiver Gelenkmobilisation ab der zweiten postoperativen Woche auf, während ein frühfunktioneller Beginn der Gelenkmobilisation einen protektiven Effekt auf den Erhalt der Gelenkfunktion zu haben schien [6].

Als Therapieoptionen werden die manuelle Narkosemobilisation und die arthroskopische Arthrolyse sowie eine intensivierte Physiotherapie diskutiert [3, 5, 6, 25]. Verglichen mit posttraumatischen Formen der intraartikulären Bewegungseinschränkung, zeigt die manuelle Narkosemobilisation nach Trochleaplastik jedoch eine deutlich geringere Erfolgsrate (59- 87 % vs. 18,2 %) [6]. Gute Ergebnisse werden hingegen mit einer Kombination aus arthroskopischer Arthrolyse mit intensiver physiotherapeutischer Nachbehandlung beschrieben [3, 5, 6, 25].

Fazit

Die Trochleaplastik ist eine effektive chirurgische Maßnahme zur Therapie der Patellainstabilität aufgrund hochgradiger Trochleadysplasien. Insbesondere vor dem Hintergrund eines komplexen Risikoprofils sollte die Indikation jedoch sorgfältig gestellt und begleitende Pathologien beachtet und adressiert werden. Hierbei können objektivierbare Messparameter zur Bestimmung der Trochleamorphologie hilfreiche Zusatzinformationen zur Indikationsstellung liefern. Zur effektiven Reduktion der Reluxationsrate sollte die Trochleaplastik in den meisten Fällen mit einer MPFL-Plastik kombiniert werden. Dabei sollte die präoperative chirurgische Aufklärung auch explizit Risiko und Folgen einer postoperativen Patellofemoralarthrose thematisieren. Bei postoperativen Komplikationen ist eine exakte und differenzierte Analyse notwendig. Operative Revisionen sind Einzelfallentscheidungen und erfordern hohe Expertise und chirurgische Erfahrung.

Interessenkonflikte

Prof. Frosch hat Beraterhonorare der
Firma Arthrex erhalten.

Das Literaturverzeichnis zu
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www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Univ.-Prof. Dr. med. Karl-Heinz Frosch

Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie

Universitätsklinikum

Hamburg-Eppendorf

Martinistraße 52, 20246 Hamburg

unfallchirurgie@uke.de

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