Übersichtsarbeiten - OUP 03/2021

Konservativ, Hüftarthroskopie, Hüftkappe, Kurzschaft, Standardschaft
Welche Optionen sind bei der Coxarthrose sinnvoll?

Lars Victor von Engelhardt, Jörg Jerosch

CME

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PUNKT

Lernziele:

Dem Leser soll bei Vorliegen einer Coxarthrose die Differentialindikation zur Hüftarthroskopie, zum Kurz- und Standardschaft sowie zu der in besonderen Fällen auch möglichen Versorgung mit einer Hüftkappe vermittelt werden.

Die Möglichkeiten einer konservativen Therapie als alleinige Therapie und insbesondere begleitend zu einer Hüftarthroskopie sollen erläutert werden.

Für die unterschiedlichen Prothesentypen sowie die Hüftarthroskopie sollen die Erfolgsaussichten, die Langzeitprognose inkl. Vor- und Nachteile vermittelt werden.

Zusammenfassung:
Das Hüftimpingement und die Dysplasie sind die häufigsten Ursachen für eine Coxarthrose und damit Präarthrosen. Aufgrund des schleichenden Krankheitsverlaufes kommt bei vielen Patienten trotz bereits vorhandener arthrotischer Gelenkschäden evtl. noch ein gelenkerhaltendes Vorgehen wie bspw. eine Hüftarthroskopie oder eine Korrekturosteotomie in Frage. Sollte ein Gelenkerhalt nicht mehr sinnvoll sein, bleibt die Entscheidung, ob neben einem konservativen Vorgehen, eine Hüftkappe, ein Kurzschaft oder eher ein Gelenkersatz mit einem Standardschaft angemessen ist. Um die richtigen Behandlungsempfehlungen zu finden, stellt sich für jede Option die Frage, wie lange der Erfolg bspw. eines konservativen Vorgehens, eines bestimmten Prothesentypes oder einer gelenkerhaltenden Operation anhält. Um hier individuell zu beraten, sind neben den exakten bildgebenden Befunden auch das Alter, das Aktivitätsniveau, die anamnestischen und klinischen Untersuchungsbefunde sowie die Erwartungshaltung des Patienten einzubeziehen. Dieser Artikel soll den Leser unterstützen, entsprechende Befunde zu erheben und für die unterschiedlichen Optionen die Erfolgsaussichten, die Langzeitprognose sowie Vor- und Nachteile abzuwägen.

Schlüsselwörter:
Coxarthrose, konservative Therapie, Hüftarthroskopie, Hüftkappe, Kurzschaft, Standardschaft

Zitierweise:
von Engelhardt LV, Jerosch J: Konservativ, Hüftarthroskopie, Hüftkappe, Kurzschaft, Standardschaft.
Welche Optionen sind bei der Coxarthrose sinnvoll?
OUP 2021; 10: 0139–0147
DOI 10.3238/oup.2021.0139–0147

Summary: Hip impingement and dysplasia are pre-arthritic conditions and the main causes of hip osteoarthritis. All variants of a symptomatic hip impingement lead to progressive degenerative changes of the joint. Due to the insidious course of the disease, a joint-preserving procedure such as hip arthroscopy or a corrective osteotomy is often also an option for patients already showing degenerative joint damage. If a joint preserving procedure is no longer a reasonable option, the question remains if a conservative treatment, hip resurfacing, a short stem or a joint replacement with a standard stem is appropriate. In order to recommend the right treatment, the question of the duration of the success of each option, such as a conservative treatment, a certain type of implant or a joint preserving surgery, must be raised. To enable individual advice, exact imaging findings, age, activity level, anamnestic and clinical examination findings as well as the patient‘s expectations should be considered. This article is intended to support the reader in acquiring the relevant findings and assessing the prospects of success, the long-term prognosis as well as advantages and disadvantages of the different options.

Keywords: hip osteoarthritis, conservative treatment, hip arthroscopy, hip resurfacing, short stem, standard stem

Citation: von Engelhardt LV, Jerosch J: Conservative treatment, hip arthroscopy, hip resurfacing, short stem, standard stem. Which option is appropriate for hip osteoarthritis?
OUP 2021; 10: 0139–0147. DOI 10.3238/oup.2021.0139–0147

Lars Victor von Engelhardt: Fakultät für Gesundheit, Private Universität Witten/Herdecke

Jörg Jerosch: Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin, Johanna-Etienne-Krankenhaus Neuss

Therapeutische Möglichkeiten bei der Hüftarthrose

Verständlicherweise fragen Patienten mit einer symptomatischen Hüftarthrose nach den Möglichkeiten eines Gelenkerhaltes oder eines Aufschiebens der Endoprothese. Oft erleben wir dies bei jungen, gelegentlich aber auch bei älteren Patienten. Neben der Frage, wie lange die Prothesen halten, wird auch nach den Aktivitäten, die mit der Endoprothese ausgeführt werden dürfen, gefragt. Auch bei den gelenkerhaltenden Operationen und/oder konservativen Therapien stellt sich die Frage, wie lange die Erfolge anhalten.

Für einen Gelenkerhalt oder zum Hinauszögern einer Prothese sind neben der Hüftarthroskopie und den Osteotomien konservative Therapieansätze nicht wegzudenken. Sie sind vielfältig und werden individuell abgewogen. Hinsichtlich der Schmerzen und auch hinsichtlich der Hüftfunktion finden sich bei gering- bis mittelgradigen Coxarthrosen richtig gute Ergebnisse. Risikofaktoren wie hüftbelastende Aktivitäten, Übergewicht etc. sollten möglichst reduziert werden. Krankengymnastische Übungen, physikalische Therapieverfahren, schock-absorbierende Einlagen, Ernährungstherapien und/oder spezifische Nahrungsergänzungsmittel können eingesetzt werden [27, 49, 53, 98]. Zur intraartikulären Injektion von Kortikosteroiden, Hyaluronsäuren und/oder thrombozytenreichem Plasma (PRP) erfolgte aktuell eine Meta-Analyse zu kontrolliert-randomisierten Studien mit 1060 Hüftarthrose-Patienten. Entgegen der heterogenen Ergebnisse in der Vergangenheit, zeigen sich in den aktuellen Studien meist gute Ergebnisse, wobei sich insbesondere das PRP auch in einem Zeitfenster über 6 Monate hinaus als langfristig wirksam erweist [24, 99]. Darüber hinaus empfehlen mehrere Autoren bei Schäden am Gelenkknorpel die Gabe von PRP, um die Therapieerfolge einer Hüftarthroskopie zu optimieren [60, 75]. Kurzzeitig können topisch oder systemisch nicht-steroidale Antiphlogistika und in Ausnahmefällen niedrigpotente Opioide verordnet werden [27, 53, 98]. Aufgrund der hohen gastrointestinalen und kardiovaskulären Komplikationsraten sollten diese Medikamente nur kurzfristig eingenommen werden. Die COX-2-Hemmer werden hinsichtlich gastrointestinaler Nebenwirkungen besser vertragen, weshalb diese Wirkstoffgruppe bei prädisponierten Patienten und solchen, die älter als 65 sind, zu bevorzugen sind. Durchblutungsstörungen, eine periphere arterielle Verschlusskrankheit und/oder der Zustand nach einem Schlaganfall sind weitere Kontraindikationen [49, 98].

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