Übersichtsarbeiten - OUP 09/2015
Lumbalorthese reduziert Schmerzen signifikant – Ergebnisse einer prospektiven, randomisierten Studie
Für den Grad der Behinderung ergab sich für die Versuchsgruppe I von t0 zu t1 eine signifikante Verbesserung auf einem Niveau von p < 0,001. Von t1 zu t2 ergaben sich keine signifikanten Mittelwertunterschiede. Für die quantitative Schmerzintensität ergab sich in dieser Versuchsgruppe von der ersten zur 2. Woche (p < 0,001), der 3. zur 4. Woche (p < 0,01), der 4. zur 5. Woche (p = 0,001) und von der 7. zur 8. Woche (p < 0,05) eine signifikante Schmerzreduktion.
Für die Versuchsgruppe II konnte für den Grad der Behinderung von t0 zu t1 und von t1 zu t2 eine signifikanter Verbesserung auf einem Niveau von p < 0,001. Für die quantitative Schmerzintensität ergab sich hier von der ersten Woche (p < 0,001), der 6. zur 7. Woche (p < 0,001), von der 7. zur 8. Woche (p < 0,001), von der 9. zur 10. Woche (p < 0,001) und von der 11. zur 12. Woche (p < 0,01) eine signifikante Schmerzreduktion.
In der Kontrollgruppe konnten ebenfalls signifikante Verbesserungen beobachten werden. Doch blieben die Werte der Behinderung und der Schmerzintensität über denen der Versuchsgruppen. Diese Zusammenhänge sind in der folgenden Abbildung dargestellt (Abb. 4).
Diskussion
Die vorliegende Studie belegt die Effektivität von Lumbalorthesen für Patienten mit lokalen, radikulären oder pseudoradikulären Lumbalsyndromen und bestätigt damit die Resultate von anderen Publikationen [1–22]. Unsere Ergebnisse zeigen eine signifikante Verbesserung für die Parameter Schmerz und den Grad der Behinderung für beide mit der Lumbalorthese versorgten Gruppen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Vorangegangene Studien konnten bereits eine signifikante Reduktion des Schmerzmittelverbrauchs durch den Einsatz von Orthesen bei Patienten mit Lumbalsyndromen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe aufzeigen [6, 19]. Der insgesamt relativ geringe Vorteil der Orthese mit therapeutisch korrekter Abschulung gegenüber der Orthese ohne Abschulung in der vorliegenden Studie lässt sich durch die nur geringe Modifikation von der Therapie-Stufe 1 zur Stufe 2 erklären. Dieser Effekt potenziert sich bei Orthesenmodellen mit 3 oder mehrstufiger Abschulung auf ein signifikantes Niveau, was in Parallelstudien gezeigt werden konnte.
Auf der anderen Seite wird der Nutzen von Wirbelsäulenorthesen in der Literatur weiterhin kontrovers diskutiert [26–32]. Allerdings scheint der Einsatz von modernen Materialien und Therapiekonzepten, wie die im klinischen Alltag schon bewährte therapeutisch korrekte Abschulung, neue Wege für die orthetische Versorgung von Wirbelsäulensyndromen aufzuzeigen.
Schlussfolgerung
Der Einsatz von Orthesen wirkt sich positiv auf den Krankheitsverlauf bei Patienten mit lokalen, radikulären oder pseudoradikulären Lumbalsyndromen aus und ist frei von unerwünschten Wirkungen. Modulare Orthesensysteme bieten die Möglichkeit einer individuellen Anpassung an den Krankheitsverlauf. Dadurch können Kosten im Gesundheitswesen reduziert werden. Orthesensysteme mit therapeutisch korrekter Abschulung scheinen gegenüber herkömmlichen Orthesen ohne Möglichkeit zur Abschulung Vorteile zu bieten. Weitere prospektiv randomisierte Studien an größeren Stichproben sind erforderlich, um die hier gefundenen Ergebnisse zu festigen.
Interessenkonflikte: Keine angegeben
Korrespondenzadresse
Dr. Cordelia Schott
Hindenburgstraße 27
45127 Essen
info@dr-cordelia-schott.de
Literatur
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