Übersichtsarbeiten - OUP 03/2018

Migration und Outcome des Aesculap-Schraubrings SC
Eine 10-Jahres-NachuntersuchungA 10-year evaluation

Claudia Schiekofer1, Jens Kelm2, 3

Zusammenfassung: Das Ziel dieser Studie war es, neben der Migrationsrate des Aesculap-Schraubrings SC auch das allgemeine und gelenkspezifische Outcome von Patienten 10 Jahre nach zementfreiem und zementiertem Hüftgelenkersatz zu evaluieren.

Um Daten bzgl. des allgemeinen Outcomes zu gewinnen, wurden die Ergebnisse des SF-36-Lebensqualitätsscores und des Duke-Gesundheitsprofils ausgewertet. Mithilfe des Scores nach Merle D’Aubigné und Postel, des Harris-Hip-Scores und des Mayo-Hip-Scores wurden Informationen zum gelenkspezifischen Outcome erhoben.

Die Migration des Schraubrings wurde mit dem Computerprogramm der Ein-Bild-Röntgen-Analyse (EBRA) bestimmt. Bei 15 von 26 Patienten wurde mittels EBRA eine Migration von mehr als 1 mm nachgewiesen. Es konnte kein statistisch signifikanter Unterschied bzgl. des allgemeinen und des gelenkspezifischen Outcomes in den Gruppen mit Migration (Migrationsgruppe: MG) gegenüber der Gruppe ohne Migration (Nicht-Migrationsgruppe: NMG) festgestellt werden. Der SF-36-Lebensqualitätsscore zeigte 49 Punkte (23/60) in der MG gegenüber 45 Punkten (30/60) in der NMG. Das Duke-Gesundheitsprofil zeigte ein Überwiegen der positiven Werte für beide Gruppen. Im Score nach Merle D‘Aubigné und Postel erzielte die MG 16 (7/18) Punkte, die NMG 15 (10/18) Punkte. Im Harris-Hip-Score erhielt die MG 91 (43/98) Punkte, während die NMG lediglich 85 (50/95) Punkte erreichen konnte. Einen ähnlichen Wert wiesen beide Gruppen im Mayo-Hip-Score auf, 77 (34/80) Punkte in der MG versus 70 (34/79) Punkte in der NMG.

Die Studie konnte zeigen, dass mit einem Schraubring SC versorgte Patienten gute Ergebnisse im Allgemeinen und gelenkspezifischen Outcome 10 Jahre nach der OP vorweisen konnten, wobei das Ausmaß der Migration des Schraubrings hierbei keinen negativen Einfluss zu nehmen scheint.

Schlüsselwörter: EBRA, Migration, Outcome, 10-Jahres-Nachuntersuchung, Aesculap-Schraubring SC

Zitierweise
Schiekofer C, Kelm J: Migration und Outcome des Aesculap-Schraubrings SC. Eine 10-Jahres-Nachuntersuchung.
OUP 2018: 7:176–181 DOI 10.3238/oup.2018.0176–0181

Summary: The aim of this study was to explore the migration of the Aesculap Screwcup SC and to evaluate the general and the joint specific outcome ten years after cementless and hybrid total hip arthroplasty.

To get data of the general-outcome, the results of the SF-36 and the Duke-Health-Profile were evaluated. With the scores of Merle D’Aubigné and Postel, Harris-Hip-Score and Mayo-Hip-Score information about the joint-specific-outcome was received. The stability of the cup was evaluated by the computer program EBRA.

In 15 out of 26 patients, a migration of more than 1 mm could be verified by EBRA. There was no statistically significant difference of the general and joint specific outcome of the patients with migration (migration group: MG) compared to those without migration (non-migration group: NMG).The SF-36 showed 49 points (23/60) in the MG and 45 points (30/60) in the NMG. The Duke-Score showed a predominance of the positive scales for both groups. In the score of Merle D’Aubigné the MG reached 16 points (7/18), the NMG 15 points (10/18). In the Harris-Hip-Score the results were 91 points (43/98) (MG) versus 85 points (50/95) (NMG). A similar result was revealed in the Mayo-Hip-Score with 77 points (34/80) in MG versus 70 points (34/79) in the NMG.

The study could demonstrate that patients with a Screwcup SC showed good general and joint specific outcomes ten years after surgery, whereas the size of migration of the cup did not seem to have a negative influence.

Keywords: EBRA, migration, outcome, 10-year evaluation, Aesculap Screwcup SC

Citation
Schiekofer C, Kelm J: Migration and outcome of the Aesculap Screwcup SC. A 10 year evaluation.
OUP 2018: 7:176–181 DOI 10.3238/oup.2018.0176–0181

1 Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar

Einleitung

Dank der Verbesserung in Hygiene und des medizinischen Fortschritts hat sich die Lebenserwartung in Deutschland in den letzten 130 Jahren [5] verdoppelt. Die Menschen möchten nicht nur immer älter werden, sondern sich auch im Alter einer guten Gesundheit und Mobilität erfreuen. Eines der häufigsten gesundheitlichen Probleme im Alter sind Gelenkbeschwerden und hierbei insbesondere Probleme mit den Hüftgelenken [23]. Experten sagen voraus, dass es 2050 doppelt so viele 60-jährige Menschen wie Neugeborene in Deutschland geben wird [22]. Die Literatur berichtet von ständig steigenden Hüft-OP-Zahlen [19]. Weltweit werden mehr als eine Million Hüftendoprothesen pro Jahr implantiert [1, 4]. Um eine steigende Zahl an Revisionsoperationen zu vermeiden, sind lang haltende Hüftendoprothesensysteme notwendig.

Es gibt nur wenige Langzeitstudien, die sowohl das allgemeine und gelenkspezifische Outcome als auch die Stabilität der Endoprothesen untersuchen [6].

Diese Studie analysiert die klinischen und radiologischen Ergebnisse des Aesculap-Schraubrings SC (Abb. 1) 10 Jahre nach Implantation. Das Ziel der Untersuchung war es, die Migrationsrate des Implantats zu bestimmen und den darauf möglichen Einfluss bzgl. der Lebensqualität der Patienten zu untersuchen.

Material und Methoden

Patienten

In die Auswertung kamen die Operationsberichte und Röntgenbilder von 248 Patienten (251 Fälle), bei denen ein Aesculap-Schraubring SC und ein zementierter oder zementfreier Aesculap-Bicontact-Prothesenstiel implantiert wurden. Alle Operationen wurden in der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes zwischen 2001 und 2002 durchgeführt. Von 251 Fällen konnten aus folgenden Gründen lediglich 26 Fälle mit einem mittleren Follow-up von 121 Monaten in diese retrospektive Studie aufgenommen werden (Abb. 2):

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