Übersichtsarbeiten - OUP 03/2018

Migration und Outcome des Aesculap-Schraubrings SC
Eine 10-Jahres-NachuntersuchungA 10-year evaluation

62 Patienten lehnten eine Teilnahme an der Studie ab.

35 Patienten waren unbekannt verzogen.

46 Patienten waren verstorben.

Ein Patient hatte zwischenzeitlich eine Revisions-OP aufgrund eines Protheseninfekts erhalten.

Die Röntgenbilder von 78 Patienten konnten nicht mit EBRA untersucht werden, da

die Aufnahmetechnik nicht dem Standard des Computerprogramms entsprach (z.B. lag keine Hüftübersichtsaufnahme vor, sondern nur eine a.p. Hüftaufnahme einer Seite),

weniger als die 4 geforderten Röntgenbilder vorlagen,

nicht das von EBRA vorgeschriebene Vergleichbarkeitslimit erreicht wurde.

Weitere Merkmale der Patienten bzw. der Implantate werden in Tabelle 1 dargestellt. Die teilnehmenden Patienten wurden in die Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie der Universitätsklinik des Saarlandes einbestellt und – dem Standard-Nachsorgeschema der Klinik entsprechend – geröntgt. Ferner bearbeiteten die Patienten zusammen mit dem Untersucher die oben erwähnten Fragebögen. Abschließend wurden die Patienten bezüglich Mobilität und Schmerzen untersucht.

Methoden

EBRA – Ein-Bild-Röntgen-Analyse

Mit diesem Programm ist es möglich, das Migrationsverhalten eines Schafts bzw. einer Pfanne mithilfe eines handelsüblichen PCs zu bestimmen. Das Programm benötigt hierzu mindestens 4 digitalisierte und standardisierte Hüftübersichtsaufnahmen. In jeder Bildserie müssen dieselben Referenzlinien definiert und markiert werden, um sämtliche zu unterschiedlichen Zeitpunkten angefertigten Aufnahmen miteinander vergleichen zu können. Dabei ist es unabdingbar, dass ein bestimmtes Vergleichbarkeitslimit eingehalten wird [10]. Bilder, die nicht miteinander vergleichbar sind, werden automatisch aus der Messung ausgeschlossen. Die Messgenauigkeit liegt bei < ± 1 mm. Die weitere Auswertung der Ergebnisse erfolgte mit dem Statistik-Computerprogramm SPSS (IBM).

EBRA unterscheidet zwischen einer X- und einer Y-Migration. Eine ansteigende X-Kurve (positive X-Migration) steht für eine laterale und eine absteigendende X- Kurve (negative X-Migration) für eine mediale Wanderung. Eine ansteigende Y-Kurve (positive Y-Migration) bedeutet eine craniale und eine abfallende Y-Kurve (negative Y-Migration) eine kaudale Wanderung.

Eine Migration von mehr als 1 mm wertet das Computerprogramm als signifikante Migration [www.ebra.info].

Fragebögen zum allgemeinen
Outcome

Um das allgemeine Outcome zu bestimmen, wurden der SF-36-Lebensqualitätsscore [3] und das Duke-Gesundheitsprofil [20] verwendet. Beide Fragebögen sind generisch und nicht krankheitsspezifisch [3].

Fragebögen zum gelenkspezifischen Outcome

Um das gelenkspezifische Outcome zu untersuchen, wurden der Score nach Merle D’Aubigné und Postel [12] und der Harris-Hip-Score [21] verwendet. Klinisch-radiologische Informationen konnten mithilfe des Mayo-Hip-Scores gewonnen werden [8].

Statistik

Aufgrund der kleinen Stichprobengröße wurde der Median verwendet und als Streumaß die Extremwerte angegeben. Um 2 quantitative Werte zu vergleichen, wurde der Chi-Quadrat-Test verwendet, qualitative Werte wurden mit dem Mann-Whitney-U-Test bearbeitet. Das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05 [14] festgelegt. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS Version 10 (IBM).

Ergebnisse

EBRA

15 von 26 Implantaten zeigten eine statistisch signifikante Migration von mehr als 1 mm (Tab. 2). Wir beobachteten mehr kraniale (9) als kaudale (5) Fälle Migrationen. Eine statistisch signifikante Wanderung in laterale oder mediale Richtung konnte in 2 Fällen festgestellt werden. Lediglich ein Schraubring wies eine Migration in medialer und kaudaler Richtung auf.

Allgemeines Outcome

Der SF-36-Lebensqualitätsscore

Betrachtet man die Ergebnisse der Summenskalen (körperliche Summenskala = KSK, psychische Summenskala = PSK) erzielt die MG höhere oder ähnlich hohe Ergebnisse wie die NMG. Die KSK der MG lag bei 49 (23/60) Punkten, die der NMG bei 45 (30/60) Punkten, die PSK der MG war 61 (32/71) Punkte, die der NMG 56 (37/69) Punkte (Abb. 3). Ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen konnte nicht festgestellt werden.

Das Duke-Gesundheitsprofil

Bei der Dimension „Mentale Gesundheit“ erzielte die MG höhere Werte als die NMG. Betrachtet man die Dimensionen „Schmerz“ und „Depression“, erzielt die NMG höhere Ergebnisse, was einem höheren Grad an Dysfunktion entspricht.

Für ein gutes, allgemeines Outcome spricht, dass die positiven Skalenwerte in beiden Gruppen überwiegen (Abb. 4).

Gelenkspezifisches Outcome

Score nach Merle D’Aubigné
und Postel

40 % der MG und 38 % der NMG erzielten sehr gute Resultate. Der Median der MG lag bei 16 (7/18) Punkten, der der NMG bei 15 (10/18) Punkten (Tab. 3).

Harris-Hip-Score

Die MG erreichte sehr gute Resultate mit einem Median von 91 (43/98) Punkten, wohingegen die NMG lediglich gute Ergebnisse mit einem Median von 85 (50/95) Punkten erzielte (Tab. 3).

Mayo-Hip-Score

Tendenziell erreichte die MG bessere Resultate als die NMG. Der Median der MG lag bei 77 (34/80) Punkten, der der NMG bei 70 (34/79) Punkten (Tab. 3).

Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen in einem der erwähnten Scores.

Diskussion

In Deutschland mussten 2008 15.000 Hüftendoprothesen aufgrund einer aseptischen Prothesenlockerung ausgetauscht werden [28]. Diese Revisionsoperationen wurden z.T. bereits 2 Jahre nach der Implantation erforderlich [15]. Manche Autoren berichten, dass bereits 10 Jahre nach Implantation die Lockerungsrate auf bis zu 42 % ansteigt [15]. Auch heute ist die häufigste Indikation für eine Revisionsoperation nach Hüftgelenksersatz die aseptische Prothesenlockerung [7, 25, 26]. Bereits 1985 identifizierten Buchholz et al. die aseptische Prothesenlockerung als den Hauptgrund für Revisionsoperationen [2].

EBRA

Die Migrationsrate wurde mithilfe des Computerprogramms EBRA bestimmt. Die Messgenauigkeit dieser Methode wurde bereits in zahlreichen Studien bewiesen [11, 18, 24]. Andere Autoren beschreiben, dass EBRA als Monitorinstrument geeignet ist, um die Migrationsrate von Endoprothesen zu überwachen [27].

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