Übersichtsarbeiten - OUP 11/2018

MPFL-Insuffizienz und Trochleadysplasie sollten zusammen korrigiert werden

79 % (26/33) der Patienten zeigten post-operativ kein Beugedefizit von mehr als 10° auf, 12 % (4/33) zeigten ein Defizit von weniger als 20° und 6 % (2/33) ein Defizit von weniger als 30° auf. Den geringsten Flexionsgrad wies ein Patient mit einem Defizit von 35° auf. Zwei Patienten wurden Monate nach der Operation aufgrund eines höhergradigen Beugedefizits unter Narkose erfolgreich mobilisiert. Keiner der Patienten wies ein Streckdefizit von > 5° auf. Insgesamt zeigten 30 von insgesamt 33 Kniegelenken keinerlei Defizite.

Bei keinem der Kniegelenke zeigte sich bei 30° oder 60° ein positiver Apprehension-Test, obwohl dieser vor der Operation bei allen Patienten positiv gewesen ist. Das Ergebnis deckt sich mit der postoperativen Subluxations- und Luxationsrate von 0 %. Dies beschreibt eine Stabilisierung des Retropatellargelenks. In der klinischen Untersuchung zeigte sich bei 85 % (n = 28) keinerlei Druckschmerz am betroffenen Gelenk.

Die Auswertung des Kujala-Scores zeigt eine deutliche und signifikante Steigerung (Abb. 12). So stieg die präoperativ erreichte Punktezahl für den Median eine signifikante Besserung von einem präoperativen Wert von 65 auf einen Follow-up-Wert von 94. Im Wilcoxon -Test war der Punktanstieg im
Kujala-Score statistisch hochsignifikant (p < 0,0001).

Der TAS zeigt mit einem p-Wert von 0,233 keine statistische Signifikanz. Der präoperative Aktivitätsgrad von 5,4 konnte postoperativ nur auf einen Wert von 5,8 gesteigert werden (Abb. 13). Zu beachten ist, dass bei der Auswertung dieses Bogens ein Tätigkeitsmaximum von 10 Punkten der Ausübung von „Fußball oder Ski alpin auf dem Niveau von internationalen und nationalen Wettkämpfen“ entspricht. Der durchschnittlich erreichte Wert von 5–6 Punkten hingegen spiegelt ein weniger hohes Alltags- und Sportniveau wieder (z.B. Joggen, Badminton, Tennis oder Inline-Skaten, sowie körperlich schwere Arbeit). Der sehr geringe Anteil der Leistungssportler innerhalb der Patientengruppe ist ein möglicher Grund für das entsprechend durchschnittlich ausfallende Ergebnis des TAS.

Ähnlich dem Kujala-Score ist auch im Lysholm-Score ein signifikanter Anstieg der postoperativen Punktzahlen zu erkennen. Das präoperative Scoring zeigte bei allen Patienten vergleichsweise schlechte Ergebnisse. So erzielte nur ein Patient präoperativ ein gutes (84–94 Punkte) und keiner ein exzellentes Ergebnis (95–100 Punkte). Die postoperativen Ergebnisse zeigten mit einer Steigerung von 61 % und einem Mittelwert von 94 Punkten (Range 81–100) ein durchweg erfreuliches Ergebnis. So konnte bei 19 Patienten eine Steigerung auf exzellente und bei 11 Patienten auf gute Punktwerte erzielt werden. Drei Patienten erzielten ein zufriedenstellendes Ergebnis (65–83 Punkte). Die Unterschiede zwischen den prä- und postoperativen Ergebnissen sind mit einem Signifikanzniveau von p < 0,0001 statistisch hochsignifikant. Abbildung 14 und 15 zeigen die Ergebnisse des Lysholm-Scores im direkten prä- und postoperativen Vergleich.

Die Erhebung der prä- und postoperativen funktionellen Fähigkeiten und der Belastbarkeit des Kniegelenks erfolgte mittels IKDC-Score. In der präoperativen Auswertung betrug der Mittelwert des Gesamtergebnisses 58 Punkte (Range 37–80), während postoperativ ein durchschnittlicher Wert von 85 Punkten (Range 45–100) erreicht werden konnte. Folglich konnte in der sportlichen Aktivität eine 47 %ige Besserung verzeichnet werden. Dieser Anstieg im IKDC-Score ist statistisch signifikant (p < 0,05) (Abb. 16).

Eine Frage des IKDC ist an dieser Stelle hervorzuheben. Diese befasst sich mit der durch den Patienten geschätzten Funktionsfähigkeit des Kniegelenks vor und nach der Operation. Hierbei entsprechen 100 % einer vollen Funktionsfähigkeit und Einsetzbarkeit des Kniegelenks und demnach 0 % einer maximalen Funktionslosigkeit des Gelenks. In unserem Patientenkollektiv betrug der präoperative Mittelwert 54 %. Postoperativ war die Funktionalität auf 87 % gesteigert worden (Abb. 17). Der Wilcoxon-Test belegt, dass der Anstieg statistisch hochsignifikant ist (p < 0,0001).

Untersucht wurde weiterhin die Einschätzung der Patienten zu Schonhaltungen, aktives Hineingehen in typische Luxationssituationen und die Belastung des betroffenen Gelenks. Vor der Operation schätzen die Patienten eine erfolgreiche Bewältigung von bisherigen Luxationssituationen auf durchschnittlich 4 Punkte. Postoperativ steigerte sich dieser Wert auf 7 von maximal 10 Punkten. Zwei Patienten aus unserem Kollektiv berichteten weiterhin von einem Vermeidungsverhalten hinsichtlich besonderer Belastungssituationen des Kniegelenkes. Von beiden Patienten wurde bemerkt, dass sie nach Ihrer Einschätzung Belastungssituationen erfolgreich bewältigen könnten, aber das Vermeidungsverhalten psychologisch begründet und somit noch nicht ausgeräumt sei. Alle anderen Patienten zeigten kein Vermeidungsverhalten von typischen Luxationssituationen (Abb. 18).

Auch die angstfreie Ausbelastung des Kniegelenks konnte von präoperativ durchschnittlichen 5 Punkten um 87 % verbessert werden. Nach der Operation schätzen die Patienten die angstfreie Ausbelastung ihres Kniegelenks auf durchschnittliche 9 von 10 Punkten. Kein Patient gab in der Befragung an, auf eine Gehhilfe, beispielsweise Unterarmgehstützen oder einen Stock angewiesen zu sein. Präoperativ schätzen die Patienten das Ausbleiben möglicher Schonhaltungen durchschnittlich auf 5 und postoperativ auf 8 von maximal 10 Punkten. Interessanterweise haben 5 Patienten eingeräumt, dass sie unbewusst einige Schonhaltungen beibehalten hätten. Auch hier zeigt sich der psychologische Aspekt bei Patienten mit einer Patellainstabilität. Somit scheint ein Verlernen der gewohnten Schonhaltungen, trotz der erfolgreichen Stabilisierung nicht selbstverständlich. Dennoch zeigen diese 3 Parameter die alltägliche Relevanz des Operationsergebnisses für den Patienten. Die Steigerung der Lebensqualität spiegelt sich in der Verbesserung aller 3 untersuchten Parameter wieder.

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