Originalarbeiten - OUP 03/2012

Osteoporose – Diagnostik und Therapie gemäß der Leitlinie des DVO
Treatment of osteoporosis in accordance with the guideline
of the DVO

Unterschieden werden in der Leitlinie die Verlaufskontrollen bei Patienten mit und ohne spezifische medikamentöse Therapie:

Bei Patienten ohne entsprechende medikamentöse Therapie werden klinische Kontrollen (Überprüfung von Schmerzen, Risikofaktoren, Einhaltung der Basismaßnahmen, Messung von Größe und Gewicht) alle zwei Jahre empfohlen. Knochendichtemessungen sollten nach 2–5 Jahren erfolgen, je nach vorhandenen Risikofaktoren.

Bei Patienten mit medikamentöser spezifischer Therapie werden engmaschigere Kontrollen empfohlen. Anfänglich sollten alle 3–6, später alle 6–12 Monate klinische Kontrollen einschließlich einer Prüfung der Medikamenten-Compliance erfolgen, eine DXA-Messung wird nach 2 Jahren empfohlen. Ausgenommen von diesen Empfehlungen wird die glucocorticoidinduzierte Osteoporose, bei der in Abhängigkeit von der Glucocorticoiddosis eine frühere Kontrolle empfohlen wird.

Therapiedauer

Die meisten Empfehlungen zur Dauer der Osteoporosetherapie haben nur einen Evidenzgrad D. Die Basistherapie sollte solange fortgeführt werden, wie ein erhöhtes Osteoporoserisiko besteht. Der Nutzen einer spezifischen Therapie ist bislang nur für den Zeitraum der Einnahmedauer in randomisierten Studien erwiesen. Bei Strontiumranelat wurde zum Beispiel eine Wirksamkeit über einen Behandlungszeitraum von 10 Jahren nachgewiesen [19]. Für ein langfristiges Nachwirken der fraktursenkenden Wirkung spezifischer Medikamente nach Absetzen des Präparates gibt es keine Evidenz. Es gibt Hinweise dafür, dass im weiteren Verlauf das Osteoporoserisiko wieder ansteigt. Bei den meisten Osteoporosepatienten bleibt das Frakturrisiko dauerhaft erhöht. Da weder für noch gegen eine dauerhafte medikamentöse Therapie eine ausreichende Evidenz vorliegt, sehen die aktuellen Leitlinien eine fortgesetzte Therapie bei dauerhaft bestehendem Frakturrisiko als gerechtfertigt an. Bei Wegfallen von Risikofaktoren sollte jedoch immer geprüft werden, ob hierdurch das Frakturrisiko so weit sinkt, dass auf eine Fortführung der Therapie verzichtet werden kann.

Conclusio

Im Rahmen der demografischen Entwicklung werden Hilfsmittel für eine effiziente Osteoporosediagnostik und -therapie immer wichtiger. Mit der S3-Leitlinie des DVO zur Osteoporose, die alle 3 Jahre aktualisiert wird, liegt dem Behandler ein gutes Instrument zur Diagnostik und Behandlung der meisten Osteoporosepatienten vor.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. K. M. Peters

Orthopädie und Osteologie

Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik

Höhenstr. 30

51588 Nümbrecht

E-Mail: kpeters@dbkg.de

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Fussnoten

1 Abteilung für Orthopädie und Osteologie, Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik, Nümbrecht

DOI 10.3238/oup.2012.0092-0099

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