Originalarbeiten - OUP 03/2021

Patientenerwartungen bei Inanspruchnahme der multimodalen Schmerztherapie
Eine Befragung in der Orthopädischen Klinik Bad Staffelstein

Zur deskriptiven Darstellung der Ergebnisse werden Mittelwerte und Standardabweichungen berichtet. An statistischen Tests wurden aufgrund der kleinen Fallzahl nicht-parametrische Verfahren eingesetzt: Bei abhängigen Stichproben wurde der Wilcoxon-Test durchgeführt, Zusammenhänge zwischen Variablen wurden mit Hilfe der Spearman-Korrelation auf Signifikanz getestet. Das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05 festgelegt. Die statistische Auswertung erfolgte mit IBM SPSS Statistics 25.

Ergebnisse

Von 19 Patientenbefragungen konnten 18 Datensätze in die Analyse mit einbezogen werden (die Befragung eines Patienten mit kognitiven Einschränkungen wurde ausgeschlossen). Die Ergebnisse von allen 6 Therapeuten-Befragungen konnten genutzt werden.

Patientenbefragungen vor und nach Therapie

Die befragten Patienten (12 Frauen, 6 Männer) waren zwischen 44 und 91 Jahre alt, das Durchschnittsalter betrug 60 (± 13 SD) Jahre. Die Mehrzahl der Patienten war verheiratet und verfügte über eine abgeschlossene Berufsausbildung, die Hälfte der Patienten war erwerbstätig (Tab. 1).

Die Mehrzahl der Patienten litt unter chronischen Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (n = 12) sowie an der Hüfte (n = 7) und den Kniegelenken (n = 6). Elf Patienten (61 %) litten bereits länger als 5 Jahre an den Schmerzen. Die bisherige Schmerzbehandlung erfolgte mit Medikamenten und Physiotherapie (n = 17; 94,4 %), Massagen und Wasseranwendungen (n = 11; 61,1 %), Operationen (n = 8; 44,4 %), Psychotherapie (n = 6; 33,3 %), Entspannungsverfahren (n = 4; 22,2 %) und Strahlentherapie (n = 1; 5,6 %). Zehn Patienten (55,6 %) hatten schon einmal eine Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt.

Als Gründe für die Inanspruchnahme der MMST führten 12 Patienten (66,7 %) an, aus eigenem Antrieb teilzunehmen, 10 Patienten (55,6 %) auf ärztlichen Rat, 2 Patienten (11,1 %) auf Rat von Angehörigen und 1 Patient (1 %) auf Empfehlung des Versicherungsträgers. Vierzehn Patienten (77,8 %) gaben an, sich vorab über die MMST informiert zu haben. Dies geschah vor allem über das Internet, aber auch durch Fachärzte.

Auf die Frage nach den allgemeinen Erwartungen bezüglich der MMST gaben 14 Patienten Schmerzreduktion und Mobilitätsverbesserung an, 4 Patienten wollten die Ursache für ihre Schmerzen herausfinden und 3 Patienten erhofften sich einen verbesserten Umgang mit den Schmerzen. Die Einstellung der Patienten gegenüber der MMST (NRS 0–10) war im Durchschnitt sehr positiv (9,6 ± 0,9 SD Punkte) und die Patienten waren zuversichtlich, dass die von ihnen erhoffte Verbesserung durch die MMST auch eintreten würde (7,5 ± 1,6 SD Punkte auf NRS 0–10).

Die Befragung am Ende der MMST ergab, dass sich die Erwartungen an die Therapie für 11 Patienten erfüllt und für 6 Patienten nicht erfüllt hatten. Als häufigsten Grund bei Nichterfüllen der Erwartungen gaben die Patienten an, dass die erhoffte Schmerzreduktion nicht eingetreten sei.

Die durchschnittliche Schmerzstärke (NRS 0–10) war von 6,6 ± 2,0 SD Punkten zu Beginn der Therapie auf 4,5 ± 1,7 SD Punkte am Ende der Therapie gesunken (Abb. 1), die Schmerzabnahme war signifikant (Z = –2,873, p = 0,004). Die tatsächliche Schmerzstärke am Ende der MMST lag signifikant über der zu Beginn erwarteten Schmerzstärke (Z = –2,089, p = 0,037).

Die globale Lebensqualität (NRS 0–10) bewerteten die Patienten zu Therapiebeginn im Durchschnitt mit 5,3 ± 2,6 SD Punkten und am Ende mit 6,6 ± 1,8 SD Punkten. Die Zunahme der Lebensqualität während der Behandlung war signifikant (Z = –2,46, p= 0,014). Auch der selbst eingeschätzte Gesundheitszustand (NRS 0–10) nahm signifikant von 4,6 ± 1,9 SD Punkten auf 5,8 ± 1,7 SD Punkte zu (Z = –2,412, p = 0,016). Die Mobilität (NRS 0–10) stieg im Behandlungszeitraum nicht signifikant an (5,5 ± 2,3 SD vor Therapie vs. 6,1 ± 1,6 SD nach Therapie; Z = –1,533, p = 0,121).

Je zuversichtlicher die Patienten dem Therapieerfolg zu Beginn der MMST gegenüberstanden waren, desto geringer waren die Schmerzen am Ende der MMST (rs = –0,541, p = 0,025) und desto besser waren auch die Lebensqualität (rs = 0,837, p < 0,001) und der selbsteingeschätzte Gesundheitszustand (rs = 0,596, p = 0,015). Die Zuversicht zeigte keinen signifikanten Zusammenhang mit der Mobilität am Ende der MMST (rs = –0,228, p = 0,380).

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