Originalarbeiten - OUP 10/2013
Prothesendesign, Biomechanik und mittelfristige Ergebnisse einer schaftfreien SchulterprotheseDie Eclipse-ProtheseThe Eclipse-prosthesis
In der radiologischen Untersuchung differenzierten wir die Ergebnisse im Constant-Score nach der jeweils vorliegenden Glenoidkonfiguration. Dabei ergaben A1– und A2-Glenoid-Konfigurationen zusammen 73,4 Punkte im CS, B1-Konfigurationen erreichten 67,4 Punkte. B2- und C-Konfigurationen wurden im CS mit 61,8 Punkten gemessen.
Ebenso betrachteten wir die Zusammenhänge zwischen dem postoperativen humeralen Offset und dem Gesamtergebnis im Constant-Score. Dabei zeigte das postoperativ ausgemessene humerale Offset bei einer Reduktion < 5 mm zu präoperativ die besten klinischen Ergebnisse (74,3 Punkte im CS). Eine größere Reduktion hingegen brachte ebenso wie eine Zunahme des Offset deutlich schlechtere Ergebnisse mit 67,7 bzw. 66,8 Punkten im Constant-Score (Abb. 9). Prothesenlockerungen mit radiologischen Lockerungszeichen wurden bei keinem Patienten in der Nachuntersuchung festgestellt.
Interessant stellt sich ebenso die Altersverteilung der Ergebnisse im Constant-Score dar. Patienten der Altersgruppe < 65 Jahre (n = 9) erreichten die besten Ergebnisse im CS mit 79,6 Punkten, Patienten älter als 80 Jahre (n = 5) zeigten die niedrigsten CS-Werte von 58,6 Punkten.
Diskussion
Unsere mittelfristigen Nachuntersuchungsergebnisse zeigen, dass nach Eclipse-HEP-Implantation bei primärer Omarthrose ein für den Patienten gutes Ergebnis erreicht werden kann. Die Eclipse-Prothese als schaftfreies, metaphysär verankertes Implantat bringt dem Patienten ein deutliches Benefit durch ein verbessertes Bewegungsausmaß und eine deutliche Schmerzreduktion sowohl im Freizeitverhalten als auch in den Aktivitäten des täglichen Lebens.
Diese Daten belegen, dass die Eclipse-Prothese zum einen bessere Ergebnisse im Constant-Score liefert als herkömmliche schaft- und zementfreie Oberflächenersatzprothesen [8, 9, 10], zum anderen gleichwertige Ergebnisse präsentiert [11].
Brunner et al. belegen in ihrer Studie mit der bisher größten Patientenzahl (n = 233) ebenso die guten Ergebnisse der Eclipse-Prothese als gute und sichere Alternative gegenüber der klassischen anatomischen Schaftprothese bei verschiedenen Arthropathien am Schultergelenk mit sehr guten Punkten im Constant-Murley-Score (CMS) [12]. Hier lag der Beobachtungszeitraum bei durchschnittlich 23,2 Monaten. Dabei wurden die besten Ergebnisse bei Patienten mit primärer Omarthrose erreicht, die mit einer TEP versorgt wurden (CMS 89 % vs. 73 % bei HEP). Ebenso gute Ergebnisse zeigen sich bei Patienten, die bei einer posttraumatischen Arthrose mit einer Eclipse versorgt wurden (CMS 72 %) als auch bei Patienten mit Instabilitätsarthrose (CMS 76 %). Demgegenüber stehen eine niedrige Komplikationsrate von 9,8 % (periprothetische Frakturen nach adäquatem Trauma, Rotatorenmanschetteninsuffizienzen, heterotope Ossifikationen, Impingement, Nervenläsionen und Glenoiderosionen) und eine Revisionsrate von 4,72 %.
Hinsichtlich der Indikation zum Glenoidersatz ergibt sich aus den guten mittelfristigen Ergebnissen der Eclipse-TEP womöglich ein Umdenken. Bisher galt die Glenoidkomponente als Schwachstelle der Schulterendoprothetik, da bei längerfristigen radiologischen Verlaufskontrollen > 10 Jahre Lockerungsraten von bis zu 80 % auftreten [13, 14, 15]. Im Vergleich zu herkömmlichen Oberflächenersatzprothesen bietet die Eclipse-Prothese bei der Implantation einen einfacheren Zugang zum Glenoid mit der Möglichkeit einer sicheren Implantatverankerung. Jedoch kann die Glenoidexploration bei kontrakten Weichteilverhältnissen technisch anspruchsvoll sein. Ein systematisches Vorgehen der Glenoidexploration mit vollständiger Präparation und Mobilisation des Deltamuskels vom akromialen Ursprung bis zum humeralen Insertionspunkt, ein komplettes glenoidales Kapselrelease von ventralkranial bei etwa 1 Uhr beginnend bis nach posterokranial 11 Uhr mit Labrumresektion mitsamt der anhaftenden Kapsel [16] stellt dabei den Schlüssel zum Erfolg dar.
Als Glenoidkomponente steht für die Eclipse-Prothese das „universal glenoid“ zur Verfügung, welches eine Metal-Back-Komponente besitzt, die über 3 Schrauben im Glenoid fixiert wird. Dabei kann das PE-Inlay im Revisonsfall durch eine Glenosphäre ausgetauscht werden, sodass hierdurch eine inverse Prothesenversorgung erreicht werden kann, die dem Operateur im Revisionsfall alle Möglichkeiten offen lässt.
Probleme und Grenzen des Verfahrens bei der Verwendung eines schaftfreien Humeruskopfersatzes lassen sich im Wesentlichen auf spezifische Designcharakteristika und Fixierungstechniken zurückführen [6]. Unabhängig von der Wahl des Implantats sind die Grundsätze der modernen Schultergelenkendoprothetik weiterhin zu beachten, mit einem optimalen Weichteilbalancing und einer optimalen Wiederherstellung der humeralen Kopfgeometrie.
Bedingt durch das Prothesendesign ergeben sich für die Eclipse-Prothese spezifische „Problemzonen“. Da der Kalottenträger einen relativ scharfkantigen Außenradius aufweist, sollte ein Überstehen des Kalottenträgers gerade im ventralen und kranialen Bereich vermieden werden, um Irritationen und Schädigungen der Supraspinatus- und Subscapularissehne zu vermeiden. Im Zweifel empfiehlt es sich, den Kalottenträger 2 mm kleiner zu wählen.
Da die fixierende Hohlschraube in mehreren Längen zur Verfügung steht, ergibt sich daraus die Möglichkeit einer rein spongiösen oder einer kortikalen Verankerung. Erwägt man bei schlechter spongiöser Knochenqualität eine kortikale Verankerung, so sollte man bedenken, dass Magosch et al. in ihrer biomechanischen Grundlagenstudie zur Eclipse-Prothese anhand einer „Finite-element“-Analyse festgestellt haben, dass ein Kontakt der fixierenden Hohlschraube mit der lateralen Kortikalis vermieden werden soll, um die Biegespannung der Hohlschraube zu reduzieren und eine gleichmäßige Belastung des Kalotten-Knochen-Interfaces zu erzielen [3].
Bisher liegen wenig Daten zur Revision der Eclipse-Prothese vor. In Revisionsfällen lässt sich die Kalotte meist relativ einfach vom Kalottenträger trennen, sodass auf eine Schaftprothese gewechselt werden kann. Lässt sich die Hohlschraube nicht lösen, muss entweder der Kalottenträger durchtrennt oder der Knochen unter dem Kalottenträger vorsichtig entfernt werden [6].