Übersichtsarbeiten - OUP 12/2014

Vergleich einer Standardtherapie mit einer individuell betreuten Therapie bei Patienten mit chronisch unspezifischen Rückenschmerzen

Motorische Funktionstests

Die Frauen beider Vergleichsgruppen verbesserten die statische Rumpfkraft (Back Check, Kraft in Newton = N) zwischen t1 und t2 sowohl in der Flexion (KG: + 73,0 (± 1,1) N; IG: + 96,7 (± 5,0) N) als auch in der Extension (KG: + 88,0 (± 0,8) N; IG: + 40,0 (± 2,0) N). Bei den männlichen Teilnehmern verbesserte die KG den Flexionsmittelwert zwischen t1 und t2 um + 100,7 (± 2,1) Newton höchst signifikant (p = 0,000) und den Wert für die Extension um + 53,0 (± 2,1) Newton hoch signifikant (p = 0,001). Die Verbesserungen der IG waren statistisch nicht bedeutsam (Flexion: + 56,0 (± 0,9) N; Extension: + 26,0 (± 0,5) N).

Bei den dynamischen Tests der Bauch- und Rückenmuskulatur zeigte sich im Verlauf zwischen t1 und t2 bei den Frauen der KG für die Bauchmuskulatur mit –0,3 (± 0,0) Wiederholungen eine minimale Verschlechterung, während sich die IG um + 13,7 (± 0,9) Wiederholungen steigern konnte. Im Test der Rückenmuskulatur konnten sich die Frauen der KG um + 12,0 (± 1,3), die der IG um + 11,7 (± 1,4) Wiederholungen verbessern. Die männlichen Probanden der KG steigerten sich bei der Bauchmuskulatur um + 3,4 (± 1,1), die der IG signifikant um + 8,8 (± 2,0) Wiederholungen (p = 0,004). Die Verbesserungen der Rückenmuskulatur waren mit + 5,5 (± 1,2) Wiederholungen für die KG bzw. + 4,4 (± 1,1) Wiederholungen für die IG statistisch nicht relevant.

Bei der Überprüfung der Lastenhandhabung (PILE-Test) wurden die verrichtete Arbeit (Newton*Meter = Nm) und die erbrachte Leistung (Watt) berechnet. Im zeitlichen Verlauf konnten sich die Frauen der KG in allen Bereichen steigern (Arbeit lumbal: + 473,3 (± 1,0) Nm; Leistung lumbal: + 0,6 (± 0,2) Watt; Arbeit zervikal: + 11,2 (± 0,0) Nm; Leistung zervikal: + 0,6 (± 0,2) Watt). Die Frauen der IG verschlechterten sich bei der Arbeit lumbal mit –106,9 (± 0,2) Nm, bei der Leistung lumbal mit –1,1 (± 0,3) Watt sowie bei der Leistung zervikal mit –1,2 (± 0,4) Watt. Die verrichtete Arbeit des Lumbaltests konnten diese Probandinnen um + 23,9 (± 0,1) Nm verbessern. Die Männer der KG steigerten beim Lumbaltest die verrichtete Arbeit um + 384,7 (± 0,6) Nm, die erbrachte Leistung um + 2,9 (± 0,7) Watt. Die IG verbesserte die Arbeit um + 718,7 (± 1,5) Nm und die Leistung um + 7,4 (± 2,3) Watt. Beim Zervikaltest verbesserte die KG die Arbeit um + 338,8 (± 1,1) Nm und die Leistung um + 3,0 (± 1,2) Watt. Die IG konnte die Arbeit um + 477,9 (± 2,6) Nm und die Leistung um + 4,1 (± 2,3) Watt steigern.

Bei der Überprüfung der statischen Gleichgewichtsfähigkeit mithilfe des Biodex Stability Systems zeigte sowohl zu t1 als auch zu t2 bei beiden Geschlechtern die KG die besseren Werte, d.h. einen niedrigeren Stabilitätsindex. Im zeitlichen Verlauf reduzierten, also verbesserten die Teilnehmerinnen beider Gruppen den Stabilitätsindex, die KG um –0,5 (± 0,6) und die IG um –0,6 (± 0,2) Punkte. Bei den Männern waren die Veränderungen ebenfalls statistisch nicht relevant (KG: –1,4± 1,4; IG: –2,5± 1,9).

Die Beweglichkeit der Lenden-Becken-Hüft-Region (Finger-Boden-Abstand) verbesserte sich bei den Frauen zwischen t1 und t2 um –5,0 (± 1,1) cm (KG) bzw. um –13,5 (± 1,2) cm (IG). Bei den Männern erreichte die KG eine Reduzierung um –1,1 (± 0,2) cm, die IG verbesserte sich um –3,9 (± 1,1) cm.

Diskussion

In der psychosomatischen Rehabilitation hat sich eine Therapieorganisation in geschlossenen Gruppen und mit festen Bezugstherapeuten bewährt. Auch in der orthopädischen Rehabilitation könnte diese Art der Therapieorganisation für einen nachhaltigen Behandlungserfolg relevant sein. Gerade in geschlossenen Gruppen entwickelt sich oft eine Eigendynamik, die das Therapieergebnis positiv beeinflusst bzw. zu nachhaltigen Effekten führt. In der Literatur sind zur Therapie von chronischen Rückenschmerzen häufig Untersuchungen zu finden, in denen verschiedene Maßnahmen miteinander verglichen werden. Der Frage, welche Bedeutung eine Betreuung durch einen Bezugstherapeuten in der orthopädischen im Gegensatz zur psychosomatischen Rehabilitation haben könnte, wird in sehr wenigen Untersuchungen nachgegangen. Hall et al. [10] fanden eine signifikante Beziehung zwischen einer positiven Patient-Therapeut-Verbindung und dem Erfolg einer Rehabilitation sowie der Zufriedenheit mit der durchgeführten Maßnahme.

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | 5