Übersichtsarbeiten - OUP 01/2024

Coccygodynie
Ein Überblick

Mulpuri et al. veröffentlichten vor kurzem eine paramediane Schnittführung bei dem bisher größten Patientinnen-/Patientenkollektiv mit insgesamt 173 Personen, welche von einem Operateur im Zeitraum von 2006–2019 operiert wurden (77 % Frauen, mittleres Alter = 46,56 Jahre, mittlere Nachbeobachtungszeit 5,58 Jahre) [41]. Die häufigsten Ursachen der Coccygodynie waren spontan oder unbekannt (42,2 %) oder Trauma (41 %). VAS-Schmerz und Patientinnen-/Patientenzufriedenheit verbesserten sich postoperativ signifikant. Höheres Alter, Wirbelsäulenvoroperationen und Frauen hatten schlechtere Ergebnisse. Es wurde keine Vorgeschichte einer Wirbelsäulenoperation (zervikal, thorakal oder lumbal) vor der Steißbeinentfernung gefunden, um verbesserte postoperative VAS-Rückenwerte vorherzusagen. Bei 16 Patientinnen und Patienten (9,25 %) wurden postoperative Infektionen an der Inzisionsstelle festgestellt, ohne dass sich die Langzeitergebnisse unterschieden (alle p < 0,05).

Der Autor verwendet einen Y-förmigen Schnitt, um zum einen die vulnerable Haut der Rima ani auszusparen und zum anderen die Scherkräfte beim Sitzen postoperativ besser zu verteilen (Abb. 3). Dabei kam es bisher bei 144 Patientinnen und Patienten in 9,8 % der Fälle zu einer verzögerten Wundheilung, bei einer Reoperationsrate von 6,9 %.

Auch eine aktuelle Metaanalyse von Sagoo bestätigt in insgesamt 21 Studien mit 826 Patientinnen und Patienten (Frauen = 75 %) die Wirksamkeit der Prozedur [42]. Die gepoolte mittlere Differenz der Schmerz-Scores vom Ausgangswert auf einer Skala von 0–10 betrug 5,03 bei einer Nachuntersuchung nach 6–12 Monaten (FU), 5,02 bei > 12–36 Monaten FU und 5,41 bei > 36 Monaten FU.

Als Alternativen zur herkömmlichen Technik veröffentlichten Manfre et al. in diesem Jahr die Technik der Coccygeoplastie [43]. Dabei wird eine Jamshidi-Nadel entlang der Mittellinie von der Höhe von S4 bis zum Steißbein platziert und dann unter Durchleuchtung beim Zurückziehen der Nadel Knochenzement appliziert.

Bei der Nachbeobachtung der 12 behandelten Patientinnen und Patienten nach 3 und 12 Monaten hatte die Mehrheit (75 %) signifikant niedrigere VAS-Werte, es kam zu keinem Wiederauftreten der Schmerzen. Bei einem Patienten trat keine Besserung ein.

Einen weiteren Ansatz für die Zukunft zeigten Roa et al. ebenfalls 2022, in dem sie einen Fall mit einer endoskopischen Entfernung des Steißbeins präsentierten [44].

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Achim Benditz, MHBA

KU Klinikum Fichtelgebirge

Schillerhain 1–8

95615 Marktredwitz

info@professor-benditz.de

CME-Fragen:

1. Welche Symptomatik wird am häufigsten von Patientinnen/Patienten mit Steißbein-Problemen geschildert?

Patientinnen/Patienten berichten über ...

Schmerzen, die in ein Bein ausstrahlen.

Schmerzen im Sitzen, die sich bei Lageänderung verstärken und auch um das Steißbein herum ausstrahlen können.

Schmerzen, die ausschließlich nachts im Liegen auftreten.

Schmerzen, die im ganzen Körper zu spüren sind.

Schwächegefühl in den Beinen.

2. Welche Aussage über die Anatomie des Steißbeins trifft zu?

Das Steißbein ...

besteht immer aus 1 Segment.

besteht immer aus 2 Segmenten.

bildet das dreieckige Ende der Wirbelsäule und besteht in der Regel aus 2–5 Segmenten.

bildet das viereckige Ende der Wirbelsäule und besteht nur aus 1 Segment.

liegt direkt an der Dura an.

3. Welche Aussage trifft zu?

Das Ganglion impar versorgt die Steißbeinregion nozizeptiv und sympathisch.

Dorsal des Steißbeins liegt das Ende der Cauda equina.

Ventral des Steißbeins liegt das Ende der Cauda equina.

Das Steißbein ist für den aufrechten Gang notwendig.

Das Steißbein ist in der Regel immer starr und unbeweglich.

4. Welche Aussage zur
Epidemiologie der
Coccygodynie ist richtig?

Kinder sind am häufigsten betroffen.

Männer sind fünfmal häufiger betroffen als Frauen, Kinder dagegen sehr selten.

Frauen, vor allem nach Schwangerschaften, sind fünfmal häufiger betroffen als Männer, Kinder dagegen sehr selten.

Frauen, vor allem nach Schwangerschaften, sind häufiger betroffen als Männer, Kinder sogar noch häufiger.

Kinder sind nie betroffen, dagegen Männer und Frauen gleich häufig.

5. Welche Beschwerdesymptomatik wird bei Coccygodynie eher selten beschrieben?

Scharfes Stechen in den unteren Steißbeinsegmenten

Schmerzen, insbesondere beim Sitzen auf ebenen und harten Oberflächen

Die Schwere der Schmerzen variiert.

Aktivitäten wie Stuhlgang und Geschlechtsverkehr können zu einer Verstärkung führen.

Schmerzen im Bereich der Facettengelenke der LWS

6. Welches klinisches Untersuchungsergebnis finden Sie typischerweise immer bei
einer Coccygodynie?

Typischer Druckschmerz direkt an der Steißbeinspitze

Offene Stelle über dem Steißbein

Öffnung eines Sinus pilonidalis

Prominenter Knochenwulst nach dorsal

Rötung und Schwellung im Schmerzgebiet

7. Welche Aussage bei einer Coccygodynie trifft zu?

Ein dorsaler Sporn kann entweder ein Auslöser oder eine Folge einer Coccygodynie sein.

Ein dorsaler Sporn tritt am Steißbein nie auf.

Ein dorsaler Sporn spielt bei der Coccygodynie keine Rolle.

Ein ventraler Sporn kommt häufiger als ein dorsaler Sporn vor.

Um einen dorsalen Sporn zu erkennen, ist eine Computertomografie obligat.

8. Welche Aufnahmen sollten der Goldstandard in der
Diagnosestellung der
Coccygodynie sein?

Konventionelles Röntgen;
2 Ebenen

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