Übersichtsarbeiten - OUP 01/2023

Die radiologische Beurteilung des Einheilungsverhaltens thermodesinfizierter Femurköpfe

In 23 Fällen waren Knochentumore die Ursache für eine allogenen Knochentransplantation und bildeten somit mit insgesamt 12 % der Operationen die dritthäufigste Indikation. Weitere Indikationen waren Frakturen und Osteosynthesebrüche mit jeweils 5 % sowie Pseudarthrosenbildungen mit 6 %. Rezidivierende Hüftluxationen machten 3 % der Indikationsstellungen aus.

Zwei Prozent der Operationen mit Verwendung von allogenem Knochenmaterial waren Operationen, in denen eine Arthrodese durchgeführt wurde. Dreimalig war hiervon das Kniegelenk betroffen. In 1 Fall war das obere Sprunggelenk Ort der Arthrodese. In 3 Fällen (1 %) wurde bei primärer Hüfttotalendoprothesenimplantation allognener Knochen zur Defektauffüllung im Acetabulumbereich benötigt. Gründe hierfür waren zweimalig Coxarthrosen aufgrund dysplastischer Hüften und in 1 Fall eine Coxarthrose mit ausgeprägten Osteolysen bei einem Patienten mit der Vorerkrankung eines multiplen Myeloms.

Einige Operationen wurden aufgrund mehrerer Indikationsstellungen durchgeführt. So kam es beispielsweise wegen einer Pseudarthrosenbildung mit begleitender Fraktur zu einer notwendigen Operation. Bei der hier dargestellten Häufigkeitsverteilung wurde in einem solchen Fall jede einzelne Indikation für sich gezählt.

Lagerungszeit nach
abgeschlossener
Thermodesinfektion

Die allogenen Femurköpfe der Spender wurden nach abgeschlossener Thermodesinfektion bei ?70 °C bis zum Zeitpunkt der Transplantation in den Empfängerknochen gefrierkonserviert. Durchschnittlich umfasste die Lagerung der Spenderköpfe 94 Tage (Median: 89 Tage; Range: 6–638).

Größe der eingesetzten
allogenen Femurköpfe

Es wurde dokumentiert, ob der Operateur den Femurkopf als Block eingesetzt oder ob vor Transplantation eine Verarbeitung des Femurkopfes zu großen oder kleinen Knochenchips stattgefunden hatte. Bei den 207 verwendeten Knochentransplantaten wurden in 4 Fällen keine konkreten Größenangaben vorgenommen, sodass bei der Analyse der Transplantatgröße 203 Spenderköpfe berücksichtigt werden konnten.

Die alleinige Transplantation von Knochenblöcken wurde in 12,8 % vorgenommen. In 11,3 % wurden neben dem Blocktransplantat große Knochenchips aus dem allogenen Femurkopf hergestellt und ebenfalls als Knochenersatz benutzt. Kleine Knochenchips als Zusatz zum Blocktransplantat fanden in 8,4 % der Transplantationsoperationen Verwendung. In fast jeder 5. Operation (19,7 %) wurde der allogene Femurkopf vor Transplantation zu einem Knochenblock sowie gleichzeitig zu großen und kleinen Knochenchips geformt. Die alleinige Transplantation von großen Knochenchips fand in 7,4 % statt. Große in Verbindung mit kleinen Knochenchips wurden ebenfalls in fast jeder
5. Operation (19,2 %) verwendet. Zu einem gering höheren Prozentsatz (21,2 %), und damit am häufigsten eingesetzt, wurde die alleinige Transplantation von kleinen Knochenchips.

Die radiologische Auswertung

Die Befundung der Röntgenbilder wurde unter Nutzung der JiveX Diagnostic Client Anwendung (Version 4.6) der Firma VISUS Technology Transfer GmbH aus Bochum vorgenommen.

Es wurden 1504 Röntgenbilder von insgesamt 162 Patienten analysiert. Bei 4 der 166 Patienten mit Erhalt eines allogenen thermodesinfizierten Femurkopfes fanden sich keine postoperativen Röntgenbilder. Bei 2 dieser 4 Patienten aufgrund frühem Versterbens kurz nach der stattgefundenen Transplantationsoperation. Folglich konnten von 185 der 189 durchgeführten Transplantationsoperationen postoperative radiologische Daten in die Studie aufgenommen werden.

Durchschnittlich lag der Zeitraum der postoperativen radiologischen Beobachtung bei 464 Tagen. Das letzte postoperative Röntgenbild des Patienten wurde 3994 Tage nach der Transplantationsoperation angefertigt, der den längsten radiologischen Beobachtungszeitraum der Studie aufwies.

Radiologische Beurteilungskriterien: Behboudi-Tabrizi nahm in seiner Dissertation auf, dass eine komplette Integration des Knochentransplantates in den Empfängerknochen an einer homogenen Knochendichte und an einer durchgehenden Trabekelstruktur im Röntgenbild erkennbar ist [2]. Auch in anderen Arbeiten wurde die Integration in das Knochenlager des Empfängers anhand dieser beiden Kriterien beschrieben. Für die Definition der radiologischen Einheilung in der vorliegenden Studie wurden ebenfalls die homogene Knochendichte und die durchgehende Trabekelstruktur verwendet.

An jedem postoperativen Röntgenbild wurde weiterhin die Fläche des Transplantates in mm² (Transplantatgröße) mit Hilfe der JiveX
Diagnostic Client Anwendung bestimmt. Diese wurde kalibriert anhand der bekannten Größe von eingebrachten Implantaten.

Die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf hatte bezüglich des Studienprotokolls der vorliegenden Dissertation keine ethischen oder rechtlichen Bedenken gegen die Durchführung der retrospektiven Datenanalyse geäußert (Studiennummer 4320).

Ergebnisse

Von den 185 Operationen kam es in 19 Fällen (10,3 %) zu einer Entfernung des Transplantates in einer darauffolgenden Revisionsoperation. Das Transplantat zeigte sich in diesen Fällen intraoperativ avital und nicht mit dem Empfängerknochen verwachsen. Von den 19 Fällen war eine Infektion des Transplantationsgebietes mit insgesamt 9 Fällen der häufigste Grund für eine Entfernung des eingesetzten allogenen Femurkopfes.

Dreiundzwanzig Prozent der Transplantationsoperationen (42 Fälle) zeigten im Verlauf der radiologischen Beobachtung deutliche Zeichen der Einheilung. In 10 der 42 Fälle kam es jedoch nach der der radiologischen Einheilung zu einer oder mehreren Revisionsoperationen.

Indikationen für die jeweils ersten Revisionsoperationen waren aseptische Lockerungen der Prothesen- oder Osteosynthesenkomponente in 6 Fällen und Infektionen des Operationsgebietes ohne zusätzliche Lockerung der Prothesen- oder Osteosynthesenkomponente in 3 Fällen. In 1 Fall kam es in dieser Gruppe zu einer Kombination aus einer Infektion und einer Lockerung, welche dann die Indikation zu einer Revisionsoperation stellte.

In 11 der 185 Transplantationsoperationen (6 %) wurden die beschriebenen radiologischen Einheilungszeichen erst erkennbar, nachdem im entsprechenden Gebiet 1 oder 2 Revisionsoperationen stattfanden. In 7 der 11 Transplantationsoperationen dieser Gruppe ging vor dem Erkennen von Einheilungszeichen in den radiologischen Bildern eine einzige Revisionsoperation voraus. In den übrigen
4 der 11 Operationen folgten jeweils
2 Revisionsoperationen, bis sich radiologischen Zeichen der Einheilung zeigten.

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