Übersichtsarbeiten - OUP 01/2021
Die ulnare Neuropathie bei EllenbogensteifenEin Präventions- und Lösungsalgorithmus
Für eine subkutane Transposition des Nervs muss ein großflächiger Haut-Weichteillappen ventralseitig von der Muskelfaszie der Flexoren abpräpariert werden. Da der Nervenverlauf nach Transposition das scharfrandige Septum intermusculare mediale kreuzt, muss dieses vom Epikondylus humeri medialis nach ausgiebiger Elektrokoagulation der hier verlaufenden Gefäße abgesetzt und auf ca. 3 cm Strecke nach proximal exzidiert werden. Die Transposition sollte großbogig und ohne scharfe Knickbildung erfolgen, wofür eventuell die FCU-Aponeurose lokal im neuen Nervenverlauf exzidiert werden muss. Mit einer resorbierbaren Naht wird der abpräparierte Weichteilmantel knapp ventral der Epikondylus-Spitze mit 2 Einzelknopfnähten fixiert, während der verlagerte Nerv mit dem Finger oder dem breiten Pinzettengriff geschützt wird. Es muss sichergestellt sein, dass die Weichteiltasche genügend weit ist, den Nerv auch beim Durchbewegen des Ellenbogens nicht einzuengen. Eine Redondrainage wird in das ehemalige Bett des N. ulnaris eingelegt (Abb. 3).
Nachbehandlung
Während nach einer alleinigen Neurolyse und Ventralverlagerung des N. ulnaris eine postoperative Ruhigstellung für 2 Wochen im Oberarmgips die Erholung von Nerv und Weichteilen fördert, ist bei gleichzeitiger Ellenbogenarthrolyse eine Nachbehandlung mit sofortiger intensiver Beübung des Gelenks obligat. Neben dem Wundschmerz medial am Ellenbogen, sollten keine Schmerzen im Verlauf des N. ulnaris auftreten, welche die Mobilisierung des Ellenbogens beeinträchtigen. Durch die langstreckige Mobilisierung des N. ulnaris ist dieser in seiner Durchblutung vorübergehend kompromittiert, weshalb nicht von einer sofortigen Besserung neurologischer Störungen ausgegangen werden darf [32]. Unter Umständen können sich sensible Störungen sogar vorübergehend leicht verschlechtern, insbesondere wenn eine ausgeprägte, langstreckige Vernarbung perineural gelöst werden musste. Dies muss den Betroffenen bereits präoperativ vermittelt werden. Vergleichende Studien beim Sulcus-ulnaris-Syndrom haben aber gezeigt, dass hinsichtlich der mittelfristigen Ergebnisse die Ventralverlagerung des N. ulnaris gegenüber der alleinigen Dekompression keine Nachteile, z.B. durch die langstreckige Devaskularisierung, aufweist [16, 17].
Interessenkonflikte:
keine angegeben
Das Literaturverzeichnis zu
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Korrespondenzadresse
Priv. Doz. Dr. med.
Marion Mühldorfer-Fodor,
Klinik für Handchirurgie
Rhön-Klinikum,
Campus Bad Neustadt
Von-Guttenberg-Straße 11
97616 Bad Neustadt
marion.muehldorfer-fodor@
campus-nes.de