Originalarbeiten - OUP 09/2018

Digitale Transformation der Medizin
Brauchen wir ein Curriculum 4.0 für die Aus-, Fort- und Weiterbildung?Do we need a Curriculum 4.0 for education and training?

Digitale Kommunikation in Echtzeit

Ärzte in sozialen Netzwerken

Online Reha-Nachsorge

Modul 1 trägt den Titel „Digitale Arzt-Patienten-Kommunikation und soziale Netzwerke“ und adressiert insbesondere die Veränderungen der Arzt-Patienten-Kommunikation durch digitale Einflüsse. Das interdisziplinäre Dozententeam besteht aus einem Arzt und 2 Psychologen. Der Schwerpunkt liegt auf der Sensibilisierung der Teilnehmenden in Hinsicht auf das professionelle Auftreten in sozialen Netzwerken und den Besonderheiten digitaler Kommunikation auf den 3 Ebenen Arzt – Patient, Arzt – Arzt und Patient – Patient. Dafür erhalten die Teilnehmer Einblicke in ein etabliertes Online-Reha-Nachsorge-Programm, bewerten reale Fälle ärztlichen Verhaltens in sozialen Netzwerken und diskutieren die Vor- und Nachteile digitaler Kommunikation für das ärztliche Handeln. Zusätzlich werden auch digitale Fehlentwicklungen adressiert, wie die unkritische Nutzung von Whatsapp im klinischen Alltag. Während die Chat-basierte Kommunikation von Text, Bild und Video in Echtzeit an sich sinnvoll ist, ist der konkrete Einsatz von Whatsapp im Behandlungskontext aus rechtlicher und ethischer Sicht vollkommen inadäquat und führt zu einem Bruch der ärztlichen Schweigepflicht. Datenschutzkonforme und standesrechtlich adäquate Lösungen werden aufgezeigt und diskutiert.

Übergeordnete Lernziele Modul 1

Die Teilnehmenden sind in der Lage, die spezifischen Anforderungen persönlicher und elektronischer Kommunikation zu reflektieren sowie Kriterien für angemessenes Verhalten virtueller Arzt-Patienten-Kommunikation bis zum Abschluss des Moduls auf praktische Beispiele anzuwenden. Sie sind fähig, sich sicher in sozialen Netzwerken zu verhalten.

Modul 2: Smart Devices und medizinische Apps

App-basiertes Behandlungskonzept SanIQ Lung bei COPD

Smart-device-basiertes Monitoring

Videokonferenz

„Quantified self“ Selbstversuch mittels Smart Devices

Das zweite Modul „Smart Devices und medizinische Apps“, adressiert die digitalen Einflüsse auf den medizinischen Verbrauchermarkt. Die Teilnehmer werden mit der Masse existierender Gesundheits-Apps und Smart Devices konfrontiert. Im Expertengespräch mit den Gründern eines in Deutschland nach Medizinproduktegesetz zertifizierten App-basierten Behandlungskonzepts treten die Studierenden in Austausch über medizinische, ökonomische und politische Rahmenbedingungen. Smart-device-basiertes Monitoring sowie die Überwachung der individuellen Vitalparameter (Quantified Self) werden in Selbstversuchen erlebt. In einer Videokonferenz bekommen die Teilnehmer in direkten Kontakt mit einer Patientin, die aufgrund neuer technischer Entwicklungen ein selbstbestimmteres Leben führen kann.

Übergeordnete Lernziele Modul 2

Die Teilnehmenden sind in der Lage, den Nutzen und die Risiken von medizinischen Apps und Smart Devices bis zum Abschluss des Moduls kritisch zu bewerten und patientenorientiert anzuwenden. Sie beherrschen den Umgang mit Smart Devices und Apps im gesundheitsspezifischen Kontext und können die Einsatzmöglichkeiten, Chancen und Risiken auf Patienten-, Arzt- und Forschungsebene reflektieren.

Modul 3: Telemedizin

Telenotarzt

Teleradiologie

Telemedizin im Rahmen der Schwerverletztenversorgung

In diesem Modul wird die Telemedizin mit den Teilaspekten der Telenotfallmedizin und der Teleradiologie anhand eines interaktiven Fallbeispiels praxisnah vermittelt [12]. Die Studierenden nehmen in einer Simulation die Rollen der einzelnen Akteure ein.

Am Unfallort wird ein polytraumatisierter Patient nach einem Verkehrsunfall vorgefunden. Aufgrund des komplexen Verletzungsmusters wird ein Telenotarzt in die Behandlung eingeschaltet. Beispielhaft wird das Pilotprojekt vorgestellt und die verschiedenen Aspekte dieser Technik werden kritisch hinterfragt [6]. Nach Ankunft des eigentlichen Notarztes am Unfallort wird der Patient aufgrund des dringenden Blutungsverdachts in ein lokales Traumazentrum transferiert. Die gemeinsame Bildanalyse der CT-Schockraumspirale ergibt ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) sowie ausgedehnte Mengen freier intraabdomineller Flüssigkeit bei Milzlazeration. Nach notfallmäßiger Splenektomie muss die weitergehende Versorgung des SHT in einer Klinik der Maximalversorgung erfolgen. Die Vorteile und Möglichkeiten bei Transfer der CT-Bildgebung vor Transport des Patienten in ein überregionales Traumazentrum zur effizienten Planung des Prozederes werden erläutert. Darüber hinaus wird der Unterschied zwischen der radiologischen Mitbeurteilung und der teleradiologischen Erstbefundung nach Röntgenverordnung mit den Studierenden diskutiert.

Übergeordnete Lernziele Modul 3

Die Teilnehmenden sind in der Lage, telemedizinische Verfahren zu benennen und die Chancen und Risiken der Behandlung durch einen Telenotarzt-/radiologen nach Abschluss des Moduls zu reflektieren. Die Teilnehmer können Lösungen der Telemedizin patientenorientiert einsetzen und Rahmenbedingungen der Gesundheitsthematik erläutern.

Modul 4:

Virtual Reality,
Augmented Reality und
Computer-assistierte Chirurgie

Virtual-Reality-Laparoskopie

OP-Planung mittels Augmented Reality

Robotische OP mit da Vinci

Modul 4 mit dem Thema „Virtual Reality, Augmented Reality und Computer-assistierte Chirurgie“ möchte auf der Ebene der Praxiserfahrung den aktuellen Entwicklungsstand und Einsatz von VR/AR und Computer-assistierter Chirurgie vermitteln. Dazu können die Teilnehmenden unter Anleitung von Experten der Computer-assistierten Chirurgie an dem OP-Roboter „Da Vinci“ arbeiten, Erfahrungen in der OP-Planung mittels Augmented Reality sammeln und an einer Virtual Reality-Laparoskopie teilnehmen. Auch hier wird die Methode des Experteninterviews eingesetzt, um den niedrigschwelligen und konstruktiven Austausch zu fördern und nachhaltiges Interesse zu wecken.

Übergeordnete Lernziele Modul 4

Die Teilnehmenden sind in der Lage, die neuartigen Techniken von Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Computer-assistierter Chirurgie bis zum Abschluss des Moduls reflektiert anzuwenden und zu bewerten.

Modul 5: Individualisierte Medizin und Big Data

Diskussionsrunde mit Vertretern der Medizinethik, der Informatik (Big Data) und des Landesdatenschutzes

Zukunftsszenarien

Modul 5 mit dem Thema „Individualisierte Medizin und Big Data“ adressiert die Ebene der kritischen Reflexion und möchte, vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Rahmenbedingungen des Datenschutzes, der Medizinethik und der Medizininformatik, Chancen und Herausforderungen digitalisierter Medizin unter Einbezug der Inhalte der gesamten Kurswoche und verschiedener Perspektiven beleuchten und diskutieren. Diese bewegen sich in dem Spannungsfeld, in dem sich klinisch tätige Ärzte aktuell befinden. „Was ist technisch möglich?“, „Was ist rechtlich erlaubt?“, „Was ist ethisch vertretbar?“ sind hierbei Leitfragen. Die Auseinandersetzung erfolgt insbesondere durch offene Diskussionen im Plenum mit Experten aus dem Bereich Medizininformatik, Datenschutz und Medizinethik.

Übergeordnete Lernziele Modul 5

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | 5