Übersichtsarbeiten - OUP 09/2017

Ergebnisse nach zweizeitigem Knieendoprothesenwechsel mit artikulierenden und nicht-artikulierenden Knochenzement-Antibiotikum Platzhaltern
Results of two-stage exchange of total knee arthroplasty with articulating and non-articulating antibiotic-loaded cement-spacers

Im Falle des SF-36 wurde der Score des untersuchten Kollektivs mit Werten eines die gesunde, deutsche Normalbevölkerung repräsentierenden Kollektivs verglichen. Es können Werte zwischen 0 und 100 erreicht werden. Höhere Werte repräsentieren eine bessere Gesundheit.

Für das DUKE-Gesundheitsprofil existieren Referenzwerte nur für amerikanische Populationen. Hierbei spricht ein hoher Wert in einer positiven Skala für einen guten Gesundheitszustand. Je höher der Wert einer negativen Skala ist, desto höher ist die entsprechende Dysfunktion, d.h. desto schlechter ist der Gesundheitszustand.

Methoden

Operatives Vorgehen bei
Spacerimplantation

Nach Eröffnung des Kniegelenks wurden Gewebeproben zur mikrobiologischen sowie histologischen Aufarbeitung entnommen. Es folgte ein radikales Debridement mit Resektion der Synovia und Gelenkspülung. Alle Prothesenkomponenten einschließlich des Knochenzements wurden entfernt, avitaler Knochen reseziert und im Gesunden angefrischt. Anschließend erfolgte das resistenzgerechte Anmischen des Antibiotika-beladenen Knochenzements und das manuelle Formen der PMMA-Interimsprothese – nach Entscheidung des Operateurs wahlweise als Spacerblock (Abb. 1), der mit einem Zapfen in der Tibia und ggf. mit einem zweiten Zapfen im Femur verankert wurde, oder als artikulierender Spacer (Abb. 2). Letzterer setzte sich aus einer femoralen Komponente, die dem Femurschild einer Knieprothese ähnelte, und einer artikulierenden tibialen Komponente, ebenfalls mit einer zapfenförmigen Verankerung, zusammen. Nach Aushärten des Zements wurde der Spacer durch weiteren Zement punktuell am Knochen befestigt und nach abschließender Spülung der Wundhöhle und Einlegen einer Drainage ein schichtweiser Wundverschluss in Beugestellung durchgeführt.

Operatives Vorgehen bei
Endoprothesenreimplantation

In einem Operationssaal mit Reinluftbedingungen wurde die Interimsprothese explantiert. Nach erneuter Entnahme von Abstrichen bzw. Gewebebiopsien erfolgte ein intensives Debridement, danach die Reimplantation einer Knieprothese. Alle Prothesentypen wurden mit Refobacin-Palacos zementiert.

Statistik

Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS Version 19.0. In der deskriptiven Statistik wurden der Median bzw. der Mittelwert und die Extremwerte als Streumaß angegeben (Minimum-Maximum). Als statistische Tests wurden zum Vergleich zweier unabhängiger Parameter der Mann-Whitney-Test, zum Vergleich von mehr als 2 unabhängigen Parametern der Kruskal-Wallis-Test und zum Vergleich zweier qualitativer Merkmale der Chi-Quadrat-Test verwendet. Das Signifikanzniveau wurde bei p < 0,05 festgelegt. Zum Nachweis von Zusammenhängen wurde die Korrelation nach Pearson berechnet [32].

Ergebnisse

Baseline-Charakteristika

Alter/Geschlecht: 24 Patienten waren weiblich, 22 männlich. Das Alter lag bei 76 (51/100) Jahren.

Begleiterkrankungen: 9 % (n = 4) hatten keine/eine Begleiterkrankung. 43 % (n = 20) hatten mehr als eine bis 4 Begleiterkrankungen, 48 % (n = 22) mehr als 4 Begleiterkrankungen (Tab. 1).

Erregerspektrum: Das Erregerspektrum ist in Tabelle 2 zusammengefasst.

Zeitpunkt der Infektmanifestation: Der Zeitraum zwischen der Endoprothesenimplantation und der Infektmanifestation betrug 30 (0–144) Monate.

Vergleichende Ergebnisse des zweizeitigen Prothesenwechsels unter Verwendung von Blockspacern und artikulierenden Spacern

Krankenblattauswertung

Dauer der Interimsperiode: Die Dauer der Interimsperiode unterschied sich signifikant (artikulierende Spacer 10,75 (3/30) Wochen; Blockspacer 12 (8/48) Wochen; p = 0,015).

Prothesentyp bei der Reimplantation: Die absolute Häufigkeit der implantierten Prothesentypen ist in Tabelle 3 dargestellt.

Rate der persistierenden Infektionen in der Interimsphase: In der Gruppe der artikulierenden Spacer betrug die Rate der persistierenden Infektionen 13 % (n = 4) gegenüber 7 % (n = 1) in der Gruppe der Blockspacer. Es konnte kein signifikanter Unterschied (p = 0,66) nachgewiesen werden. Tendenziell ist die Rate der persistierenden Infektionen bei der Versorgung mit einem artikulierenden Spacer höher.

Reinfektionsrate: In der Gruppe der artikulierenden Spacer betrug die Reinfektionsrate nach erfolgter Reimplantation 28 % (n = 9) gegenüber 27 % (n = 4) in der Gruppe der Blockspacer (p = 1,0).

Einfluss der Begleiterkrankungen: Die Patienten wurden nach Art und Schwere ihrer Begleiterkrankungen (Systemic Host Grade) nach dem McPherson-Score in die Kategorien A–C eingeteilt (Tab. 4), wobei kein signifikanter Unterschied (p = 0,159) in der Anzahl der Revisionseingriffe zwischen Patienten, die in die Kategorien A, B oder C eingeordnet wurden, nachgewiesen werden konnte.

Klinische Untersuchungsergebnisse nach Reimplantation

Bewegungsausmaß: Bei den Patienten nach artikulierender Spacerversorgung lag das Bewegungsausmaß bei 0/0/100° (0/0/70° bis 0/0/120°). Die Patienten, die mit einem Blockspacer versorgt waren, zeigten ein Bewegungsausmaß von 0/0/90° (0/0/30° bis 0/0/110°). Es konnte kein signifikanter Unterschied (p = 0,102) nachgewiesen werden, wobei tendenziell ein größeres Bewegungsausmaß nach artikulierender Spacerversorgung zu beobachten war.

Knee Society-Score: In der Gruppe der artikulierenden Spacer ergab sich ein Gesamtscore von 87,5 (–20/174) bei einem maximal erreichbaren Score von 200. In der Gruppe der Blockspacer lag der Gesamtscore bei 106,5 (43/170) (p = 0,262).

HSS-Score: In der Gruppe der artikulierenden Spacer ergab sich ein Gesamtscore von 62 (–3/94) („mittelmäßig“). In der Gruppe der Blockspacer lag der Gesamtscore bei 67,5 (44/99) (p = 0,71).

SF-36: Hoch signifikant schlechtere Ergebnisse der Patienten – verglichen mit dem gesunden Kollektiv – wurden in den Kategorien Körperliche Funktionsfähigkeit (p < 0,001), Körperliche Rollenfunktion (p < 0,001), Schmerz (p < 0,001), Allgemeine Gesundheitswahrnehmung (p = 0,001) sowie Vitalität (p = 0,009) nachgewiesen. Ein hoch signifikant besseres Ergebnis (p < 0,001) des Patientenkollektivs ergab sich in der Kategorie Emotionale Rollenfunktion (Patienten 100 [0–100]; Normalbevölkerung 85,92 [82–90]).

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