Übersichtsarbeiten - OUP 09/2017

Ergebnisse nach zweizeitigem Knieendoprothesenwechsel mit artikulierenden und nicht-artikulierenden Knochenzement-Antibiotikum Platzhaltern
Results of two-stage exchange of total knee arthroplasty with articulating and non-articulating antibiotic-loaded cement-spacers

Knie-Scores

Der Großteil der Patienten (46 % bei den Patienten mit artikulierenden Spacern, 33 % bei den Patienten mit Blockspacern) hatte im HSS-Score einen Gesamtscore, der als „schlecht“ einzuordnen war.

Beim Knee Society-Score erreichten die Patienten nach Versorgung mit einem artikulierenden Spacer einen Scorewert von 87,5 gegenüber 106,5 bei den Patienten nach Blockspacer-Versorgung. Die in der Literatur angegebenen Scores liegen zwischen 86,4 und 158,0 bei Nachbeobachtungszeiträumen von 3,6 bis 7 Jahren [2, 5].

Bei der Interpretation der Scorewerte muss bei dem vergleichsweise schlechten Ergebnis unserer Studie berücksichtigt werden, dass 8 Patienten zum Nachuntersuchungszeitpunkt mit einer Arthrodese versorgt waren und deshalb durch die nicht mehr mögliche Gelenkbeweglichkeit Punkte verloren.

Weiterhin führt ein reduzierter Gesundheitszustand durch Komorbiditäten und Revisionsoperationen zu einer schlechteren Gelenkfunktion [18] und somit zu einem schlechteren Score.

Scores zur Lebensqualität

SF-36: In den Dimensionen Körperliche Funktionsfähigkeit, Körperliche Rollenfunktion, Schmerz, Allgemeine Gesundheitswahrnehmung und Vitalität zeichneten sich die Patienten durch ein hoch signifikant schlechteres Ergebnis im Vergleich zur gesunden Normalbevölkerung aus. Im Gegensatz dazu war jedoch das Ergebnis der Dimension Emotionale Rollenfunktion des Patientenkollektivs hoch signifikant besser.

Die schlechteren Ergebnisse des untersuchten Kollektivs im Vergleich zur Normalbevölkerung sind auf Einschränkungen in der Gelenkbeweglichkeit, die systemische Entzündung und die Notwendigkeit von mindestens 2 operativen Eingriffen zurückzuführen [2].

DUKE-Gesundheitsprofil: Für das DUKE-Gesundheitsprofil existieren nur Referenzwerte für die amerikanische Bevölkerung, ein Vergleich mit der deutschen Normalbevölkerung ist deshalb nur bedingt möglich.

Die Auswertung ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten nach Versorgung mit artikulierenden Spacern bzw. Blockspacern. Das Netzdiagramm (Abb. 3) verdeutlicht das insgesamte Überwiegen der positiven Skalen mentale Gesundheit, soziale Gesundheit, allgemeine Gesundheit, wahrgenommene Gesundheit und Selbstachtung. In den negativen Skalen Schmerz und Disability wurden ensprechend des SF-36 und der Kniescores gleichfalls hohe Werte erreicht.

Einfluss von Begleiterkrankungen

Es konnten keine signifikanten Unterschiede in der Zahl notwendiger Revisionseingriffe zwischen Patienten der Kategorien A, B und C des McPherson-Scores nachgewiesen werden. Mehrere Studien konnten einen Einfluss von Komorbiditäten wie Diabetes mellitus, Adipositas, Nikotinabusus, Arthritis, koronare Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz auf Komplikationen, insbesondere Reinfektionen nachweisen [7, 20, 24]. Obwohl wir keine statistisch signifikante Korrelation nachweisen konnten, lassen auch unsere Beobachtungen einen Einfluss des Gesundheitszustands auf das Endergebnis einer Protheseninfektion vermuten.

Limitationen

Einschränkungen dieser Arbeit liegen in der geringen und divergenten Patientenzahl pro Gruppe. Grundsätzliche Probleme bestehen in der Multimorbidität des Patientenkollektivs und der eingeschränkten Vergleichbarkeit durch die Art der Versorgung des Kniegelenks zum Untersuchungszeitpunkt (Standardprothese, Revisionsprothese, Arthrodese).

Fazit

Die Verwendung artikulierender Spacer verbessert in unserem Patientengut die Gelenkfunktionalität im Alltag nach Endoprothesenreimplantation nicht signifikant gegenüber Blockspacern. Unabhängig von der Versorgungstechnik (artikulierende Spacer/Blockspacer) ist mit einer erheblichen Reinfektionsrate zu rechnen. Die Behandlung des Protheseninfekts zählt deshalb zu den optimierbaren Verfahren in der Alloarthroplastik des Kniegelenks und bedarf weiterer intensiver klinischer Forschung.

Interessenkonflikt: Keine angegeben

Korrespondenzadresse

Dr. med. Christina Niklas

Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum des Saarlandes

Kirrberger Straße

66421 Homburg

christina.niklas@uks.eu

Literatur

1. Anagnostakos K, Kelm J, Regitz T, Schmitt E, Jung W: In vitro evaluation of antibiotic release from and bacteria growth inhibition by antibiotic-loaded acrylic bone cement spacers. J Biomed Mater Res B Appl Biomater 2005; 72B: 373–378

2. Barrack RL, Engh G, Rorabeck C, Sawhney J, Woolfrey M: Patient satisfaction and outcome after septic versus aseptic revision total knee arthroplasty. J Arthroplasty 2000; 15: 990–993

3. Booth RE, Lotke PA: The results of spacer block technique in revision of infected total knee arthroplasty. Clin Orthop Relat Res 1989; 248: 57–60

4. Bullinger M: German translation and psycometric testing of the SF-36 Healthy Survey: preliminary results from the IQOLA Project. International quality of life assessment. Soc Sci Med 1995; 41: 1359–1366

5. Castelli C, Gotti V, Ferrari R: Two-stage treatment of infected total knee arthroplasty: two to thirteen year experience using an articulating preformed spacer. Int Orthop 2014; 38: 405–412

6. Chiang ER, Su YP, Chen TH, Chiu FY, Chen WM: Comparison of articulating and static spacers regarding infection with resistant organisms in total knee arthroplasty. Acta Orthopaedica 2011; 82: 460–464

7. Cierny G 3rd, DiPasquale D: Periprosthetic total joint infections: staging, treatment and outcomes. Clin Orthop Relat Res 2002; 403: 23–28

8. Cohen JC, Hozack WJ, Cuckler JM, Booth RE: Two-stage reimplantation of septic total knee arthroplasty. Report of three cases using an antibiotic-PMMA spacer block. J Arthroplasty 1988; 3: 369–377

9. Emerson RH, Muncie M, Tarbox TR, Higgins LL: Comparison of a static with a mobile spacer in total knee infection. Clin Orthop Relat Res 2002; 404: 132–138

10. Fehring TK, Odum S, Calton TF, Mason JB: Articulating versus static spacers in revision total knee arthroplasty for sepsis. Clin Orthop Relat Res 2000; 380: 9–16

11. Freeman MG, Fehring TK, Odum SM, Fehring K, Griffin WL, Mason JB: Functional Advantage of Articulating Versus Static Spacers in 2-stage revision for Total Knee Arthroplasty Infection. J Arthroplasty 2007; 22: 1116–1121

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