Übersichtsarbeiten - OUP 03/2019

Evolution der individualisierten Total-Knieprothese mit 3D-Technologie

In einer retrospektiven Single-center-Studie, die 126 individualisierte CR-TKA und 122 OTS-TKA verglich und sich mit Krankenhausaufenthaltsmetriken, Entlassungsziel, unerwünschten Ereignissen, Krankenhausgebühren und potenziellen Gesamtkosten der Versorgung beschäftigte, wurden signifikante Ergebnisunterschiede festgestellt: Die Wahrscheinlichkeit, nach Hause entlassen zu werden, ist mit individualisierten Knieprothesen höher, die Wahrscheinlichkeit einer Bluttransfusion ist 4,6-mal geringer, und die Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Ereignissen ist 4,4-mal geringer. Trotz der höheren Kosten für individuelle Implantate waren die Gesamtkosteneinsparungen innerhalb von 90 Tagen im Vergleich zu „Stangen“-Prothesen höher [30].

Im britischen nationalen Register vom Jahr 2017 zeigt sich eine niedrige 2-Jahres-Revisionsrate von 0,5 % für Individualprothesen, was fast 4-mal niedriger ist als die durchschnittliche Revisionsrate aller „Stangen“-Prothesen von 2 % [31].

Schlussfolgergung

Individuelle Knieimplantate und vor-navigierte Einweginstrumente haben das Potenzial, viele der Mängel herkömmlicher Standard-Knieimplantate zu beheben. Aktuelle Systeme hinterlassen eine Lücke in Bezug auf Passform, Kniekinematik und Patientenzufriedenheit, die in der Knieendoprothetik nach wie vor bestehen bleibt. Die individualisierte Knieendoprothetik kann die in der Knieendoprothetik vorhandenen anatomischen Variationen und morphologischen Nuancen berücksichtigen.

Individuelle Implantate ermöglichen eine optimale Knochenabdeckung des distalen Femurs und der proximalen Tibia ohne Überhang oder Unterdimensionierung.

Die Wiederherstellung der medialen und lateralen Condylen führt zu asymmetrischen Femur-Komponenten, die der einzigartigen Morphologie des distalen Femurs entsprechen: Typischerweise breitere, gekrümmte mediale Condylen und schmalere, gerade, flachere und kürzere laterale Condylen, einschließlich der spezifischen Morphologie zur Berücksichtigung der Poplitealsehne. Beide unterschiedlich geformten Condylen können die Patellakinematik in der Flexion verbessern.

Individuelle J-Kurven des medialen und des lateralen Condylus werden reproduziert und eine ausgefeilte koronare Krümmung hinzugefügt, um die Kontaktfläche zu optimieren und die PE-Belastung ohne Einschränkungen zu minimieren.

Nur die individualisierte Knieendoprothetik kann die hohe Varianz der medialen und der lateralen posterior condylären Offsets berücksichtigen. „Stangen“-Prothesen können das nicht, außer wenn der posterior condyläre Offset mehr oder weniger gleich ist.

Die Wiederherstellung des distalen femoralen Offsets und das Hinzufügen eines passenden Offsets auf der tibialen Seite stellt die normale mechanische koronare Ausrichtung wieder her.

Die Vorteile der individualisierten Knie-Totalendoprothese sind kurzfristig vielfältig in Bezug auf bessere Passform, Berücksichtigung und Anpassung des anatomischen Unterschieds zwischen medialen und lateralen Femur-Condylen und passend zu den einzelnen distalen femoralen Offsets und J-Kurven. Erste Erfahrungen und Rückmeldungen bestätigen, dass bei mäßig deformierten Knien keine ligamentären Releases erforderlich sind und dass keine Mid-Flexion-Instabilität auftritt. Weiter bestätigt werden eine frühe Stabilität und eine gute Beweglichkeit. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um klinische Ergebnisverbesserungen im Vergleich zur konventionellen Kniearthroplastik zu dokumentieren. Darüber hinaus sind Kosten-Effizienz-Vergleiche zwischen „Stangen“-Prothesen und Individualprothesen erforderlich, besonders um die Kosteneinsparungen durch weniger Komplikationen herauszustreichen.

Interessenkonflikt:

Prof. Beckmann erhält Honorar für Beratertätigkeit von Confomis Inc, Bellerica, MA, USA. Dr. Fitz erhält Honorar für Beratertätigkeit von Confomis Inc, Bellerica, MA, USA und Lizenzgebühren für Urheberrechte von Confomis Inc, Bellerica, MA, USA

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