Übersichtsarbeiten - OUP 11/2016

Grenzen der erhaltenden Knorpel- und Arthrosetherapie am Hüftgelenk

Die Gelenkspaltbreite ist ein Hinweis auf den aktuellen Arthrosegrad. Die Lokalisation des femoroazetabulären Impingement bestimmt, ob die radiologische Diagnostik mit einer konventionellen Beckenübersichtsaufnahme unter Belastung ausreicht, oder ob ggf. eine weitere Schnittbildgebung erforderlich ist. Mit einer Abnahme des Gelenkspalts kommt es zu einer zunehmenden Instabilität des Gelenks, die prognostisch ungünstig für eine arthroskopische Behandlung ist und das Risiko einer Revision zur Hüft TEP erhöht [2, 9, 10, 11] (Abb. 3).

Tiefer Knorpelschaden Outerbridge Grad ? 3 und Cam-/Pinzer FAI

Tiefe Knorpelschäden, sowohl isoliert als auch insbesondere in Kombination mit FAI-Läsionen, erhöhen das Risiko einer Revision zur Hüft-TEP erheblich [6, 7, 12, 13, 14]. McCarthy et al. ermittelten in ihrer Studie mit 106 Patienten (111 Hüften) eine 20-fach höhere Wahrscheinlichkeit einer Revision zur TEP bei azetabulären Knorpelschäden > Grad 3 und bis zu 58-fach höher bei femoralen Knorpelschäden > Grad 3° [14] (Abb. 4).

Tiefer Knorpelschaden Outerbridge Grad ? 3 und großer Alpha-Winkel

Zur Quantifizierung beim Cam-Typ des FAI wird in der Regel der Alpha-Winkel angegeben. Durch einen übermäßig hohen Alpha-Winkel ist die Entwicklung eines Knorpelschadens deutlich erhöht und führt in der Regel im Verlauf zu tiefen Knorpelschäden. Hierzu konnte in einer Studie von Skendzel et al. an 466 Patienten gezeigt werden, dass bei Patienten mit einem Alpha-Winkel > 55° 2-mal häufiger Grad 3–4 Knorpelschäden gefunden wurden [2]. Tiefe Knorpelschäden weisen ein erhöhtes Revisionsrisiko zur TEP auf.

Knorpeldefekte > 4 cm

2

In einer vergleichenden Studie von FAI-Läsionen mit Kurzzeitergebnissen nach azetabulärer AMIC (n = 70) versus Mikrofrakturierung (MFx; n = 77) erreichten die Patienten mit Knorpeldefekten > 4 cm2 geringere Scores, die mit einer MFx behandelt wurden. Bei MFx korrelierte eine Defektgröße > 4 cm2 mit einer doppelten Inzidenz zu geringeren Ergebnissen und kann als Risikofaktor zur Revision auf Hüf-TEP angesehen werden, ohne jedoch prädiktiven Charakter zu erreichen [5].

Geringer präoperativer Hüft-Score (mHHS)

Ein geringer klinischer Score kann durch unterschiedliche intra- und periartikuläre Pathologien bedingt sein. Bei Patienten mit einem vorhandenen Knorpelschaden konnten Fontana et al. in einer klinischen Studie zeigen, dass das Risiko zu einer Hüft-TEP mit einem geringeren präoperativen Hüft-Score verbunden war (mHHS Ø 45,3) [5].

BMI > 27

Ein Body Mass Index > 27 führt zu schlechteren Ergebnissen nach Hüftarthroskopie [8, 13]. In einer Studie zur Untersuchung von Revisionseingriffen nach Hüftarthroskopien zeigten Bogunovic et al., dass bei Patienten mit einem BMI > 27 eher eine Hüft TEP durchgeführt werden musste als bei einem BMI < 27. Bei diesen Patienten genügte eine weitere Arthroskopie [8].

Patientenalter > 40

Verschiedene Studien zeigen, dass das Alter der Patienten ein wichtiger Faktor bei der arthroskopischen Behandlung von Koxarthrosen spielt. Patienten mit einem Alter > 40 Jahre haben ein höheres Risiko für eine Revision [2, 7, 8]. So beschreiben McCarthy et al. ein 3,6-fach höheres Risiko zur Revision bei Patienten > 40 Jahre.

Weibliche Patienten

Skendzel et al. fanden bei weiblichen Patienten ein erhöhtes Risiko für eine Revision zur Hüft-TEP, jedoch ohne Signifikanz oder prädiktiven Charakter [2].

Diskussion

Fehlstellungen des Hüftgelenks wie Dysplasien oder das FAI können lokale Knorpelschäden verursachen, die sich im Verlauf zur ausgedehnten Arthrose entwickeln können. Durch die Weiterentwicklung der arthroskopischen Techniken in den letzten Jahren und der Verbesserung der Bildgebung zur Diagnosefindung und Indikationsstellung ist man zunehmend in der Lage, Prognosen über einen arthroskopischen Eingriff zu machen. Die aktuellen Therapieoptionen bei Knorpelschäden sind in ihrer Anwendung noch eingeschränkt, vor allem wenn diese tiefgreifend und ausgedehnt sind. Diverse Studien haben gezeigt, dass Patienten mit fortgeschrittener Arthrose und ausgedehnten Knorpelschäden eine schlechte Prognose haben.

Prognostisch günstig sind nur leichte Knorpelschäden mit erhaltenem Gelenkspalt, was Skendzel et. al in einer großen Kohorten-Studie an 466 Patienten zeigen konnten [2]. Eine Gelenkspaltbreite ? 2 mm scheint zu einer erhöhten Revisionsrate einer Hüft-TEP zu führen. Verschiedene Studien zeigten ebenfalls, dass ein leichter Knorpelschaden in Verbindung mit einer Labrumläsion bei Behandlung beider Pathologien ebenfalls zu einer hohen Patientenzufriedenheit führt [7]. Havid et al. und Fontana et al. konnten zeigen, dass beim Vorliegen eines Cam- oder Pinzer Impingements und einem lokal umschriebenen Knorpelschaden bei adäquater Behandlung des FAI und entsprechender Knorpeltherapie vielversprechende Ergebnisse erreicht werden können [5, 6].

Weniger aussichtsreiche Prognosen wurden bei Patienten mit Hüftdysplasie mit einem CE-Winkel < 25° [5], einem BMI über 27 [8], weiblichen Patienten [2], Patienten älter als 40 Jahre [2, 7, 8] und geringen präoperativen Harris Hip Score [5] gefunden. Insbesondere tiefe Knorpelschäden Grad ? 3 im Zusammenhang mit einem FAI scheinen ebenfalls ein höheres Versagensrisiko aufzuweisen. McCarthy et al. zeigten in einer Studie an 106 Patienten (111 Hüften) eine 20-mal höhere Wahrscheinlichkeit einer Revision zur TEP bei azetabulären Knorpelschäden > Grad 3 und bis zu 58-mal höher bei femoralen Knorpelschäden > Grad 3 [7]. Skendzel et al. beschrieben in einer Studie an 466 Patienten, dass bei Patienten mit einem Alpha-Winkel > 55° 2-mal häufiger Grad 3–4 Knorpelschäden gefunden werden können und eine gelenkerhaltende Behandlung weniger erfolgreich ist [2].

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